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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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schließlich kaum etwas anderes, als sich über weibliche Wesen das Maul zu zerreißen; als junger Spund hatte Marcus sich nicht anders verhalten.
    »Du weißt doch, dass sie geradezu danach hechelt! Ist doch bestimmt schon nasser als die Themse!«, meldete sich einer der jungen Idioten zu Wort.
    Lord Hampshire stand der Mund offen wie einem Fisch auf dem Trockenen. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, dass in seinem Hause, an seinem Tisch tatsächlich ein solches Gespräch möglich war. Marcus fing den Blick des Hausherrn auf, der den Kopf schüttelte. Sterling fehlten ebenfalls die Worte; was aber auch daran liegen mochte, dass er zu heftig lachte.
    Marcus war der Meinung, dass seine Unterhaltung mit diesen Gentlemen nun lange genug gedauert hatte.
    Und angesichts der vorgerückten Stunde, angesichts der Situation und angesichts dessen, was bei dieser Wochenend-Gesellschaft auf dem Spiel stand, besänftigte Marcus den unbändigen Zorn in seinem Innern mit einem uralten Satz: Nicht ärgern, sondern mit gleicher Münze heimzahlen.
    Er beugte sich zu seinem Bruder. »Byrne, gib mir das Fläschchen in deiner Jackentasche«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    Byrnes Blick, der zum ersten Mal an diesem Abend klar war, schoss zu ihm hinüber. »Woher weißt du, dass ich es dort habe?«
    »Weil ich es weiß. Wie viele Tropfen brauchst du, um zu schlafen?«, fragte Marcus weiter. Der lärmenden Menge verriet sein Gesicht nichts, als er die Finger um das Fläschchen schloss, das sein Bruder ihm zuspielte.
    Byrne schwieg einen Moment lang. »Zwei oder drei. Manchmal vier.«
    Es geschah flink; für einen Meisterspion wie Byrne war es eine Kleinigkeit. Unglücklicherweise traute Marcus den Händen seines Bruders an diesem Abend nicht und musste es selbst erledigen. Es ging erfolgreich vonstatten, wenn auch nicht ganz so sauber, wie er es sich erwünscht hatte, aber der Alkohol, der an diesem Abend in jede Kehle geflossen war, sorgte dafür, dass er einfach übersehen wurde. Ein Vorteil, den er schon immer sehr geschätzt hatte.
    Als die Anzüglichkeiten und spöttischen Bemerkungen über verschiedene Eigenheiten Mrs. Bennings und anderer nicht versiegten, ergab sich der Marquis of Broughton schließlich mit erhobener Hand.
    »Ich kann nur eines sagen, Gentlemen«, erklärte er lässig, »es hat erhebliche Vorteile, einer Witwe den Hof zu machen.«
    Die jungen Kerle brachen in schallendes Gelächter und ein »Hört, hört!« aus und schlugen sich gegenseitig auf den Rücken.
    »Ein Toast!«, rief Marcus über die Gästeschar aus und erhob sich. Alle verstummten. Er hob sein Glas in die Luft, ohne den Blick von Broughtons Gesicht zu lösen.
    »Auf die Witwen«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt das Glas mit ruhiger Hand, »und darauf, ihnen den Hof zu machen.«
    Marcus erkannte genau den Augenblick, in dem Broughton ihn durchschaute. Nicht als Marcus Worth, den drittgeborenen Sohn, sondern als Marcus Worth, den neuesten Favoriten von Phillippa Benning, seinen Rivalen um ihre Aufmerksamkeit und ihre Zuneigung. Sogar durch den Nebel des Alkohols hindurch blieb Broughtons Blick scharf. Seine Getreuen warteten stumm auf seine Reaktion. Broughton verzog die Lippen zu diesem trägen, gefährlichen Lächeln, das so vielen Ladys den Verstand raubte. Er stand auf, würdig, voller Selbstvertrauen, schwankend. Broughton hob das aufs Neue gefüllte Glas und richtete sich auf, sodass er ebenso groß war wie Marcus.
    »Auf die Witwen«, erwiderte er und trank einen tiefen Schluck, »und darauf, ihnen den Hof zu machen.«

18
    »Ich bin’s nur. Seien Sie nicht so enttäuscht.«
    Marcus Worth blinzelte Phillippa zu, als sie durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür ihres Schlafzimmers schaute.
    Offen gesagt, Phillippa war wütend und müde, und sie litt unter Schlafmangel. Es war drei Uhr morgens, und ob man es glaubte oder nicht, erst jetzt hatte jemand an ihre Tür geklopft! Seit zehn Uhr hatte sie im Bett gelegen und damit gerechnet, Totty mit einer armseligen Ausrede zur Tür schicken zu müssen, falls es Broughton eingefallen wäre, ihr mit seinen amourösen Absichten aufzuwarten. Was nicht geschah. Totty war schließlich eingeschlafen, aber in Phillippas Magen rumorte es seltsam. Einerseits war sie erleichtert, aber andererseits – hielt Broughton sie wirklich für so abstoßend?
    Vielleicht lag ja etwas Wahres in ihrer Behauptung, sich unwohl zu fühlen.
    »Darf ich hereinkommen?« Marcus lächelte sie an. Seine

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