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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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erwünscht war und erwartet wurde, war doch selbst im Parlament ein solches üblich. Weil die Herren ohne ihre Damen waren, und das so lange, wie sie es nur wollten, war es ihr gutes Recht, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.
    Manchmal einen zu freien.
    »Und dann hab ich zu ihr gesagt … «, verkündete Mr. Standen, ein beleibter, rotgesichtiger Mann, mit verwaschener Stimme, »wenn eine kleine freche Schlampe sich nicht stechen lassen will, dann kriegt sie eben auch keinen Stich von mir, und dann hab ich sie stehen lassen.«
    Wer tief genug ins Glas geschaut hatte, fand die Bemerkung witzig und brüllte vor Lachen. Wer einen gemäßigteren Geschmack hatte, fand außer der Wortwahl an Mr. Standens Bemerkung nichts witzig und bemühte sich um einen gleichmütigen Blick. Marcus gehörte zur zweiten Gruppe, musste aber zu seiner großen Überraschung feststellen, dass Byrne zur ersten gehörte.
    Während des Dinners war es Marcus’ Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass Byrne zwar viel Wein, aber kaum etwas von den Speisen zu sich genommen hatte. Marcus wusste, dass sein Bruder im Allgemeinen recht trinkfest war, jedenfalls solange er nicht allzu viel in sich hineinschüttete. Er war im Umgang mit Alkohol eigentlich immer vorsichtig gewesen.
    »Findest du nicht auch, dass es jetzt genug ist?«, raunte Marcus seinem Bruder zu, als der einem Diener anzeigte, dass er ein weiteres Glas Port wünschte. Byrne warf Marcus nur einen Blick zu; seine Augen glänzten hell, und das Gesicht war gerötet vom Trinken.
    »Ich … ich täusche es nur vor«, wisperte Byrne, allerdings ein wenig zu laut. »Wiege die Menge in trügerischer S… Sicherheit.«
    Marcus presste die Lippen noch fester aufeinander. »Ich habe schon mit eigenen Augen gesehen, wie du es ›vortäuschst‹, Byrne. Auf diese Weise läuft das nicht.«
    Wortlos nahm Byrne einen weiteren Schluck von seinem Portwein und widmete sich dann wieder der Unterhaltung am Tisch.
    »Dieses Jahr wird Mystique das Rennen machen. Ich wette eins zu fünf«, sagte Lord Hampshire gerade zu Sterling an seiner Linken. »Unter den Dreijährigen ist sie die beste. Noch nie im Leben habe ich solche Kraft gesehen. Ich wünschte, sie wäre schon vor zehn Jahren im Zuchtalter gewesen. Im Krieg hätten wir ihre Fohlen gebrauchen können.«
    Bei Hampshires Worten zuckte Marcus innerlich zusammen; Byrne schien es entweder anders zu ergehen, oder er schenkte den Worten keine Beachtung.
    »Aber was ist mit Pretty Lady?«, erwiderte Sterling. »Ich wette darauf, dass sie Mystique über die gesamte Meile ausstechen kann, wenn sie nur dranbleibt.«
    Marcus wusste, dass Hampshire ein Pferdenarr war, wie er im Buche stand. Schließlich drehte sich auch bei dieser Veranstaltung alles nur darum. Seltsam war nur, dass ihm während der gesamten Zeit, in der er unter Sterling gearbeitet hatte, niemals aufgefallen war, wie gut der Mann über Pferde Bescheid wusste.
    »Byrne«, flüsterte Marcus seinem Bruder zu, »Sterling kennt sich doch nicht mit Rennen aus, oder?«
    Aber Byrne zuckte nur die Schultern. »Keine Ahnung. Hab keine Ahnung mehr, von nichts und niemandem mehr.«
    Das war nur nachzuvollziehen. Wie hätte Byrne, der sich vor über einem Jahr aufs Land zurückgezogen und davor lange Zeit auf dem Kontinent gelebt hatte, irgendwelche Details über das gesellschaftliche Leben wissen können?
    Marcus nahm sich vor, sich später bei Phillippa zu erkundigen. Sie würde es wissen.
    Was für ein Zufall, dass die Gentlemen just in dem Moment, als seine Gedanken zu der zauberhaften Mrs. Benning schweiften, auf sie zu sprechen kamen.
    »Ich weiß noch eine hübsche Lady, die bereit ist, sich einen Stich einzufangen.« Thomas Hurston hatte das Wort ergriffen und brachte die jungen Kerle in seiner Nähe dazu, Broughton lachend auf die Schulter zu klopfen.
    Broughton grinste und hob die Hand. »Ich bin ein Gentleman. Ein Gentleman genießt und schweigt.« Aber jeder sah die Anzüglichkeit in seinem Blick, die förmlich zu Kommentaren einlud.
    Seine Kumpane reagierten auf diese stumme Aufforderung unverzüglich mit Buhrufen.
    »Komm schon, Broughton!«
    »So leicht kannst du uns nicht abspeisen!«
    »Sie ist die ultimative Eroberung. Seit Benning in der Kiste liegt, soll sie die Schenkel ja ganz fest zusammenkneifen!«
    »Die muss gepflückt werden wie reifes Obst! Schon seit Wochen treibt sie ihre heißen Spielchen mit dir!«
    Marcus gab sein Bestes, ruhig Blut zu bewahren. Junge Dummköpfe taten

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