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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Wort nicht mehr verstehen, bei diesem Gejaule.« Unglücklicherweise war die Kakofonie genau in dem Moment verstummt, in dem Totty das Wort »Gejaule« aussprach. Die Peinlichkeit für Totty war nicht gerade gering, ebenso wenig wie für Miss Louisa Dunningham und Miss Penny Sterling, die die Schöpferinnen dieses Lärms gewesen waren, und alle anderen anwesenden Damen.
    Während Louisa und Penny verlegen ihre Notenblätter zusammenpackten, fing Phillippa das leicht süffisante Lächeln Noras auf. »Nein, das ist es nicht«, entgegnete Phillippa, wobei sie Nora ansah und missbilligend die Stirn runzelte. Sie sprach jetzt ein wenig leiser, obwohl natürlich längst alle ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatten. »Um aufrichtig zu sein, ich habe die Musik als sehr angenehm empfunden, auf ihre Art auch als besänftigend. Nein, ich fürchte, dass die … Reise heute mich zu sehr erschöpft hat. Ich werde mich zurückziehen.«
    Penny und Louisa stießen hörbare Seufzer der Erleichterung aus und kehrten zu ihrer Musik zurück. Und Phillippa verließ mit Unterstützung von Totty und Nora das Zimmer.
    »Phillippa, wie konntest du nur!«, rief Nora, sobald sie in der Halle waren. »Was gibt es Schrecklicheres als eine Debütantin, die sich an einer musikalischen Darbietung versucht. Das hast du selbst zu mir gesagt!«
    »Das ist richtig, Nora«, erwiderte Phillippa geduldig, »und wenn es irgendjemand anders als Louisa Dunningham gewesen wäre, hätte ich Tottys Bemerkung auch so durchgehen lassen. Aber sie hat tatsächlich einen sehr schönen Sopran.«
    »Nun ja«, gab Nora zerknirscht zu, denn sie wusste ganz genau, dass Phillippa recht hatte, wollte es aber nur ungern eingestehen.
    »Ich hätte es gehasst, ihr Selbstvertrauen in dieser Hinsicht zu zerstören, meinst du nicht auch, Totty?«, fragte Phillippa ihre Gesellschafterin, die sie erstaunt ansah.
    »Ich … ja, das meine ich auch.«
    »Aber du gehst zu Bett, während ich ihr weiterhin zuhören muss!«, jammerte Nora.
    »Nora, nicht jeder kann sich über den Vorteil deiner Schönheit und deiner Talente freuen«, sagte Phillippa mit leicht ungeduldiger Stimme. »Louisa Dunningham braucht all ihre Fähigkeiten, um sich einen Ehemann zu angeln.«
    Mit dieser Erklärung und den an sie gerichteten Komplimenten war Nora zufrieden. Sie fand ihr Lächeln wieder und setzte eine verschmitzte Miene auf. »Nun gut, ich glaube, ich kann Louisa und Penny noch für eine Stunde ertragen.«
    »Ausgezeichnet. Aber bevor du zu deiner Mutter zurückkehrst, muss ich dich noch um etwas bitten: Sorg dafür, dass Broughton heute Abend beschäftigt ist. Er wird höchst enttäuscht sein, wenn er feststellt, dass ich mich zurückgezogen habe.«
    Nora warf ihr einen irritierten Blick zu. »Phillippa, glaubst du wirklich, dass Broughton mit Louisa und Penny und ihresgleichen unten bleiben wird, wenn er weiß, dass du oben auf ihn wartest?«
    Phillippa zwinkerte ihrer Freundin zu. »Auf ihn warten? Ich warte nicht auf ihn, ich werde nicht … «
    Aber Nora brachte sie mit ebenfalls zwinkerndem Blick zum Schweigen. »Oh, Phillippa«, sagte sie kopfschüttelnd, »wir wissen doch alle, dass deine Entschuldigung nur ein Vorwand war, um das Zimmer verlassen zu können. Ich wette einen Schilling, dass der Marquis of Broughton nicht einmal zehn Minuten abwartet, bis er an deine Tür klopft.«
    Damit und mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen (bei dem Phillippa sich wirklich fragen musste, wann Nora de Regis so weltläufig geworden war, dass sie ein wissendes Lächeln auflegen konnte), drehte sie sich um und eilte kichernd zurück in den Salon.
    Und Phillippa musste feststellen, dass sie weit davon entfernt war, sich aus ihrer misslichen Lage befreit zu haben; stattdessen hatte sie sich nur noch tiefer hineinmanövriert.
    Marcus hatte nie zu denen gehört, die nach dem Dinner mit den anderen Gentlemen beisammensaßen. Seiner Meinung nach war es bei dieser Gepflogenheit ursprünglich darum gegangen, über Geschäfte reden zu können, ohne die Hälfte der Anwesenden mit tiefschürfenden Ausführungen zu langweilen. Da die Gentlemen dieser Tage jedoch kaum noch etwas mit Geschäften zu tun hatten, lautete die Überzeugung der meisten anwesenden Herren, dass man stattdessen der Vulgarität frönen konnte, zumal sie ungestört und unter sich waren. Als könnte es Müßiggängern wie diesen jemals an Klubs und Spielhöllen, Boxkämpfen, athletischem Wettstreit und Kneipen fehlen, wo solches Benehmen

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