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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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obwohl sie die Frage gar nicht kannte, aber gern diese Antwort gegeben hätte.
    »Ich … möchte Sie nach Ihrem Ehemann befragen.«
    »Meinem Ehemann?« Verwirrt zog sie sich zurück und durchbrach den Bann, der sie beide umgab.
    »Man sagt, dass Sie sein Andenken sehr ehren.«
    »Marcus, bitte stellen Sie mir keine Fragen nach meinem Ehemann«, wehrte sie ab und fühlte plötzlich wieder ihre Erschöpfung.
    »Es ist nur … wenn Sie ihm so überaus stark verbunden waren … ich weiß ja nichts über ihn … warum dann Broughton?«
    Phillippa starrte Marcus an, während er weitersprach.
    »Warum gewähren Sie ihm Einlass in Ihr Leben? Ist er … ihm ähnlich?«
    Phillippa lehnte sich in ihrem Sessel zurück, um Distanz zu Marcus zu schaffen. Sie hob das Kinn und warf ihm einen kalten Blick zu. Die Botschaft war klar. Wie konnte er das wagen? Wie konnte er es wagen, ihr Fragen über diesen Teil ihres Lebens zu stellen? Wie unvorstellbar, dass sie sich nur wenige Sekunden zuvor zu ihm gebeugt hatte, um ihn tröstend zu streicheln, um ihm vielleicht sogar zu gestatten, sie zu …
    »Marcus«, wiederholte sie mit eisiger Stimme, »stellen Sie mir keine Fragen über meinen Ehemann.«
    Einen Herzschlag lang hielt er ihren Blick fest, dann nickte er.
    »Kommen Sie«, sagte er und stand auf, »Sie sollten schon längst in Ihrem Bett liegen. Und ich in meinem.«
    Als er sie zur Tür begleitete, dachte Phillippa flüchtig, dass jetzt vermutlich nicht jeder in sein eigenes Bett gehen würde, hätte er seine Fragen für sich behalten.
    Der Morgen brach – wie so oft, wenn man einen Sommertag auf dem Lande verbrachte – , nahezu unerträglich fröhlich, sonnig und regsam an. Ein Großteil der Hausgäste, die im alltäglichen Leben nur wenig bis gar kein Interesse daran hatten, sich einen Sonnenaufgang anzusehen, hatte sich putzmunter dazu eingefunden und harrte gespannt und aufgeregt der Dinge, die der Tag bringen sollte.
    Dass jemand, wie in diesem Fall die Hampshires, auf seinem Besitz über einen eigenen Festpavillon verfügte, war selten. Die meisten Gestüte konnten weitläufige Gelände für Querfeldein-Rennen und Übungsläufe vorweisen, aber in der Regel wurden die Pferde zu den Rennplätzen gebracht. Das Zuchtprogramm der Hampshires war allerdings so umfangreich und so überragend, dass sie keinerlei Bedenken hegten, die Rennen auf ihrem Grund und Boden stattfinden zu lassen.
    Der Festpavillon war aus massivem Eichenholz gebaut, leuchtete in strahlendem Weiß und war mit allen Bequemlichkeiten eines offiziellen Empfangsgebäudes ausgestattet. Zudem bot er den freien Blick auf die Rennstrecke. Da Lord Hampshire ein großzügiger Mann war, hatte er einen Teil des Pavillons mit Sitzbänken ausgestattet, die von der ortsansässigen Bevölkerung genutzt werden konnten; denn so, wie die Gentlemen ihr Vergnügen daran fanden, ihr Geld pfundweise auf Sieg oder Niederlage zu setzen, so setzten die einfachen Leute ihre Pennys. Und Lady Hampshire zeigte sich gegenüber ihren Freunden ebenso großzügig, denn sie hatte Logen bauen lassen – weit genug entfernt von den Örtlichkeiten für das gemeine Volk – , die mit allem Komfort ausgestattet waren. So gab es etwa Kamine gegen die Kälte am frühen Morgen, Sitzkissen für die Hunde und eine Klingelschnur, mit der ein Diener herbeigerufen werden konnte, um sich jedes noch so kleinen Wunsches anzunehmen.
    Um neun Uhr morgens hatte das erste Rennen begonnen, und die Hausgäste, die erst heute angereist waren, trafen nach und nach im Pavillon ein, in dem Diener ein warmes Frühstück und Tee für die Ladys und Gentlemen in den äußerst komfortablen Logen servierten.
    Am frühen Nachmittag um ein Uhr hatten die Dreijährigen die Bühne übernommen, und alle Gäste hatten sich eingefunden. Die Rennen hielten die Zuschauer in Atem, und die Erfrischungen hielten sie bei guter Stimmung, während Lord Hampshire die preisgekrönten Rassepferde aus seinem Stall antraben ließ. Rechts unterhielt man sich über Stammbäume und Abstammungslinien. Links drehte sich das Gespräch um den englischen Matschboden, auf dem die Tiere ihre manchmal lebensgefährlichen Herausforderungen zu bewältigen hatten. Nur Marcus und Byrne unterhielten sich nicht über Pferde.
    Sie standen inmitten der Menge, die sich am Rande der Rennstrecke versammelt hatte. In ihrer Begeisterung hatten viele Gentlemen ihre Ladys in den Logen zurückgelassen, um sich die Pferde aus nächster Nähe anzusehen. Und in der Hitze

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