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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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hellem Weiß.« Ganz vorsichtig berührte Marcus den Hammer am gespannten Draht. »Phillippa«, sagte er und zog die Brauen in höchster Konzentration zusammen. »Ich möchte, dass Sie sich umgehend von mir entfernen.«
    Phillippa tat, was er befohlen hatte, und trat in vorsichtigen, maßvollen Schritten zurück, behielt aber die ganze Zeit über im Blick, was Marcus machte. Der Brandsatz tickte immer langsamer, der Abstand zwischen den tickenden Schlägen, die durch das Dunkel des Stalles echoten, wurde immer größer.
    Mit äußerster Vorsicht fasste Marcus in das Innere des Geräts und hielt den zierlichen Hammer fest. Er schloss die Augen, hielt den Atem an … als er behutsam und mit geradezu schmerzhafter Genauigkeit den Hammer abbrach.
    Nichts geschah.
    Auf Zehenspitzen schlich Phillippa zu Marcus zurück und legte ihm die Hand auf die Schulter, während er erleichtert ausatmete.
    »Wenn man es aufzieht, setzt das Zählwerk wieder ein«, sagte er und starrte auf die Apparatur. »Es funktioniert wie ein Aufziehspielzeug. Sobald die Zeit abgelaufen ist, zerbricht der Hammer das Glas und setzt den Phosphor der Luft aus, sodass er anfängt zu brennen.«
    »Aber es ist so klein. Damit kann man sicherlich nicht das ganze Gebäude abbrennen«, erwiderte Phillippa und musterte das Stück eingehend.
    »Stimmt. Aber wenn man es mitten im Heuballen versteckt und es das ganze Ding in Brand setzt, kann das Feuer sich ausbreiten. Und voilà: Der Stall brennt lichterloh.« Marcus stand auf.
    »Und das Gerät wurde auf acht Stunden im Voraus eingestellt?«, fragte sie.
    »Wohl kaum. Ich denke, dass jemand hier gewesen sein muss, kurz bevor wir kamen.«
    Nein, dachte Phillippa. Es war zu einfach, zu simpel, dass sie nur den einen Brandsatz gefunden hatten. Und er war zu klein, als dass es nötig gewesen wäre, ihn in dem großen Tornister zu verstecken.
    »Marcus«, sagte Phillippa und schnappte sich seinen Arm, »der Tornister war viel größer als das Ding hier. Ich will damit sagen, er war voller.«
    Marcus starrte ihr einen Moment lang in die Augen; dann ließen sie den Blick durch den langen Stall schweifen.
    Vor jeder Box lag schon das Stroh bereit, mit dem am nächsten Morgen nach dem Ausmisten die jeweilige Box ausgestreut werden sollte. Und am anderen Ende der Boxengasse lag das Stroh bis zu den Dachsparren gestapelt; genug, um in den nächsten Monaten über die Runden zu kommen.
    Phillippa schluckte. Marcus wandte den Blick wieder auf den Brandsatz in seiner Hand. »Wie viele?«, fragte er.
    »Wie viele was?«, fragte sie zurück. Alarmiert huschte ihr Blick von einem Ballen zum anderen und zum nächsten und zum übernächsten.
    »Was glauben Sie, wie viele Geräte sich im Tornister befunden haben?«, fragte er drängend.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie.
    »Phillippa!«, kommandierte er.
    »Ich weiß es nicht!«, schrie sie und konzentrierte sich auf den Nachmittag, auf den Fremden und auf den Tornister auf seinem Rücken.
    »Vielleicht ein halbes Dutzend?«, antwortete sie hoffnungsvoll. »Marcus, wir können sie finden. Ich bin sicher. Sie fangen da drüben an, ich an diesem Ende.«
    Unglücklicherweise konnten sie ihren Spürsinn nicht mehr unter Beweis stellen. Denn in diesem Augenblick zerrissen das Jaulen und Heulen explodierender Feuerwerkskörper die Stille der Nacht.
    Das Spektakel hatte begonnen.
    »Zu spät«, sagte Marcus, und Phillippa hörte das leise Knacken zerbrechenden Glases, als der strohtrockene Ballen zu ihrer Linken auch schon qualmte und schließlich hell aufloderte.

20
    »Runter!«, schrie Marcus, drückte die Arme auf Phillippas Schultern und duckte sich. Wieder loderte ein Strohballen in Flammen auf, und noch einer. Dann begann einer der bis unter das Dach gestapelten Ballen zu brennen. Marcus schaute über seine Schulter und sah genau das, was er befürchtet hatte: Rauch quoll zwischen dem aufgetürmten Heu hervor. Nur noch wenige Sekunden, und der Stall würde in Flammen stehen …
    Alles ging sehr schnell. Die Knallerei des entfernten Feuerwerks erstarb, als die wiehernden Vollblüter zu schnauben und zu schreien anfingen und mit den Hufen hochstiegen, während die Flammen sich ausbreiteten. Phillippa klammerte sich an Marcus’ Taille und zerrte ihn in Richtung Stalltüren.
    »Wir müssen hier raus!«, schrie sie.
    Als das Feuer sich ungehindert unter ihren Füßen ausbreitete und das brennende Stroh von den Dachsparren fiel, rannten Marcus und Phillippa zur Stalltür und hinaus

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