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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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beschäftigen.
    Stattdessen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Broughton zu. Dem wunderbaren, begehrenswerten Broughton. Und der einen Sache, von der sie felsenfest wusste, dass Lady Jane Cummings sie nicht hatte: eine mitternächtliche Verabredung mit dem Objekt ihrer beider Begierde.

5
    Er musste aufkreuzen. Musste einfach.
    Vierzig Minuten später – nach den obligatorischen ein oder zwei Tänzen und nach dem obligatorischen neugierigen Blick Noras – schlüpfte Phillippa durch die Tür, von der Reggie ihr versichert hatte, dass sie zur Bibliothek der Fieldstones führte. Nach einem Moment des Schreckens, in dem die Tür sich zunächst nicht recht öffnen lassen wollte (was dann glücklicherweise aber doch gelang), trat sie ein.
    Sie zündete eine Kerze an, kniff ein paar Mal die Augen zusammen, um sich an das Licht zu gewöhnen – und war überzeugt, im falschen Zimmer gelandet zu sein.
    Weil es sich … bei diesem Zimmer … um die irrsinnigste Bibliothek handelte, die sie jemals gesehen hatte.
    Aber sie war auch überzeugt, dass sie die Türen im Flur richtig abgezählt hatte; außerdem war es das Zimmer mit dem Türknauf aus Elfenbein gewesen. Es konnte sich also nur um die Bibliothek handeln.
    In der es allerdings keine Bücher gab.
    Phillippa hatte Geschichten darüber gehört, dass diese Bibliothek Lord Fieldstones ganzen Stolz beherbergte: seine Sammlung klassischer Antiquitäten – es war eine Liebhaberei, die sehr in Mode war. Nichtsdestotrotz hatte sie angenommen, dass es doch zumindest ein paar Stapel der üblichen englischen Literatur geben müsse, dazu einen Schreibtisch und vielleicht ein oder zwei Bücher über britische Geschichte. Aber das gesamte Zimmer war mit Gemälden und Statuen gefüllt, Flachreliefs bedeckten die Wände – und in der Mitte stand sogar ein großer Sarkophag! Wer Lord Fieldstone kannte, hielt es durchaus nicht für ausgeschlossen, dass tatsächlich eine ägyptische Mumie darin residierte.
    Oh, die Statuen waren ganz bezaubernd, genau wie die Gemälde (auch wenn Phillippa sich sagte, dass sie nicht diejenige sein wollte, die Lord Fieldstone darüber informierte, dass es sich bei zweien seiner vier Caravaggios um Fälschungen handelte), aber der gesamte Raum war so vollgestopft, so ungemütlich, dass niemand sich mit der Einrichtung anfreunden konnte. Lady Fieldstone hat klug gehandelt, die Sammelleidenschaft ihres Mannes auf ein einziges Zimmer des Hauses zu beschränken, dachte Phillippa. Und trotzdem! Was der Mann alles in dieses einzige Zimmer hatte stopfen können!
    Diese Bibliothek war der ungemütlichste und ungeeignetste Ort für ein Schäferstündchen.
    »Nun«, sagte sie laut und hörte ihre Stimme dumpf von den zahlreichen Kunstobjekten aus Stein widerhallen, »es war ja ohnehin nur als kurzer Besuch gedacht.«
    Denn um die Wahrheit zu sagen, Totty und ihr blieben sowieso kaum mehr als etwa zehn Minuten, bevor sie zu ihrer nächsten Verabredung aufbrechen mussten. Broughton soll lieber die Beine in die Hand nehmen und hierherkommen, dachte Phillippa und zog einen kleinen Schmollmund. Zehn Minuten sind doch wohl eine angemessene Zeit, oder? Denn in diesen knappen Minuten konnte nichts geschehen, was wirklich skandalös war; um Himmels willen, die Zeit reichte doch noch nicht einmal aus, um ihre Strumpfbänder aufzuknüpfen. Also war sie doch auf der sicheren Seite, nicht wahr?
    Es war wärmer, als Phillippa es von einem kleinen, hohen Raum erwartet hätte, der vollständig mit Marmor ausgekleidet war. Aber vielleicht lag es auch nur an ihrer Einbildung.
    Oder an ihren Nerven.
    »Unsinn«, sie sprach wieder laut, »Phillippa Benning wird doch nicht wegen eines Mannes nervös.«
    Nein, genau umgekehrt: Sie war diejenige, die die Männer nervös machte.
    Und doch … wie auch immer ihre äußere Erscheinung sein mochte und was auch immer die Welt über ihr Privatleben spekulierte – für Schäferstündchen in Bibliotheken war sie nicht zu haben. Die gegenwärtige Situation war für sie … noch unerforschtes Territorium.
    Und unerforschtes Territorium erforderte stets ein besonderes Augenmerk.
    Lag es also an ihrer Einbildung – oder hörte sie da tatsächlich … Atemzüge?
    Vielleicht ihre eigenen?
    Phillippa schob den Gedanken rasch beiseite, als der widerspenstige Türknauf ein weiteres Opfer zur Strecke zu bringen versuchte.
    Mit angehaltenem Atem zog sich Phillippa in die Schatten zurück und beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie Broughton auf

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