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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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sie sich wieder im Griff und bedachte ihn mit einem langen, kühl maßnehmenden Blick.
    »Sie stellen die falsche Frage«, entgegnete sie, nachdem sie ihn von Kopf bis Fuß eindringlich gemustert hatte. »Sie sollten sich lieber erkundigen, ob ich die Jagd wert bin oder nicht.«
    Broughton grinste selbstgefällig und wollte gerade antworten, als Phillippa ihm mutig die Fingerspitze auf den Mund legte. »Und die Antwort darauf«, fuhr sie fort, ohne den Blick von ihm zu lassen, »kann um Mitternacht in der Bibliothek der Fieldstones gefunden werden.«
    Mit einem angedeuteten Knicks, auf den eine mechanisch ausgeführte Verbeugung von Broughton folgte, drehte Phillippa sich um und bahnte sich ihren Weg durch die Menge, ohne sich noch einmal nach ihm umzuschauen.
    Ihr Herz raste. Phillippa gestattete sich ein heimliches Lächeln. Für ein nettes, kleines Abenteuer war dieser Anfang doch gar nicht einmal so schlecht, nicht wahr?

4
    »Was um alles in der Welt hast du getan?«
    Nora, die sich in die Schlange der Gäste bei den Fieldstones eingereiht hatte und darauf wartete, die Gastgeberin begrüßen zu dürfen, zog ihre Freundin kreidebleich beiseite.
    »Nora, es ist völlig bedeutungslos. Nur ein Rendezvous.« Phillippa schüttelte das Entsetzen ihrer Freundin ab, was in deren zierlicher Gestalt nur neues Entsetzen hervorrief.
    »Nein. Nein, das ist es nicht. Ich weiß, dass du flatterhaft bist und anspielungsreiche Bemerkungen machst … jede Bewegung müsse darauf angelegt sein, das Interesse eines Mannes anzustacheln, hast du mal gesagt. Aber du bist noch nie so kühn gewesen, dich auf ein Schäferstündchen einzulassen!«
    Noras gewisperter Protest wurde abrupt unterbrochen, als ihre Anstandsdamen am Kopf der Schlange angelangt waren und ihnen zuwinkten, sich zu ihnen zu gesellen. Nach flüchtigen Knicksen und höflich gemurmelten Worten zu ihren Gastgebern begaben sich die Mädchen in die Haupthalle, wo Nora die erste Gelegenheit nutzte, Phillippa in eine stille Ecke zu drängen, die nicht größer war als eine Besenkammer.
    »Du kannst es doch nicht ernst meinen, dich mit Broughton zu treffen … oder etwa doch?«, fragte Nora ratlos.
    Phillippa antwortete lediglich mit hochgezogenen Brauen und elegantem Kopfschütteln. »Wenn ich ihn dort warten lassen würde, wäre er bloßgestellt. Schlimmer noch, er wäre höchstwahrscheinlich der Auffassung, dass ich mich niemals an ein so riskantes Spiel wage.«
    »Aber du solltest auch gar nicht so riskant spielen!«
    »Ach, sollte ich nicht? Nora, eines Tages wirst auch du gelernt haben, dass Männer an verschiedene Frauen auch verschiedene Erwartungen haben. Für mich gelten andere Regeln. Und Broughton kann es nicht ertragen, wenn man sich ziert. Das hat er hinreichend deutlich gemacht. Wenn es überhaupt je die Gelegenheit gab, alles auf eine Karte zu setzen, dann jetzt. Übrigens kann ich tun, was mir beliebt … wer würde es wagen, das Wort gegen mich zu erheben?«
    Nora wusste, dass ihre Freundin recht hatte. Ihre außerordentliche Schönheit und ihr außerordentlicher Reichtum hatten Phillippa Benning mit einem überwältigenden Sinn für ihre Ansprüche ausgestattet, der in erheblichem Maße durch die Tatsache gestützt wurde, dass sie verwitwet war. Niemand stellte ihr Verhalten infrage.
    Und doch war es ein äußerst gewagtes Unternehmen – ein Schäferstündchen während einer Abendgesellschaft! Unwillkürlich kreischte Nora vor Freude. »O Phillippa, das ist so aufregend! Versprich mir, dass du mir alles haarklein erzählst. Und sollten wir nicht auch Totty Bescheid sagen?«
    Phillippa warf Mrs. Tottendale einen Blick zu, ihrer Begleiterin, die zu einem livrierten Diener mit einem Tablett gefüllter Gläser hinübergewandert war. »Nein«, wehrte sie ab, »überlassen wir Totty ihrem Vergnügen. Sie würde sich nur Sorgen machen.«
    »Vielleicht nicht ganz zu Unrecht«, gab Nora zu bedenken und kaute auf ihrer Unterlippe. »Sei vorsichtig, Phillippa. Du balancierst auf schmalem Grat.«
    »Glücklicherweise kann niemand so gut auf schmalem Grat balancieren wie ich. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe eine Verabredung einzuhalten.«
    »Ich wusste, dass Sie kommen würden«, sagte er. Ein gieriges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und vertiefte das einzige Grübchen.
    »Ich wusste, dass du auf mich warten würdest«, erwiderte Phillippa und zwinkerte ihm verschmitzt zu. An ihrem vereinbarten Treffpunkt herrschte Dunkelheit;

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