Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
Vom Netzwerk:
alles mitangehört?«, fragte sie. Normalerweise klang ihre Stimme hell und süß, jetzt aber war sie scharf vor Angst.
    »Nur dass der junge Mr. Fieldstone sich beklagt hat, dass irgendwo nur Erwachsene sein dürfen«, erwiderte Mr. Worth und zog die Brauen hoch.
    »Oh!« Phillippas Lachen klang vielleicht ein wenig zu schrill. »Er meinte den Ballsaal. Nein, traurigerweise darf Reggie nicht tanzen, denn sonst würden alle Ladys sich in ihn verlieben. Ichhoffe sehr, dass Sie ein Geheimnis für sich behalten können … ich habe dem Jungen Süßigkeiten gegeben.« Unschuldig riss sie die Augen auf und schenkte Mr. Worth ihr betörendstes Lächeln. »Ich halte große Stücke auf den jungen Reggie, undichkannmich noch sehr gut an das Alter erinnern, in dem nichts so aufregend gewesen wäre, wie an Festen teilzunehmen, und von denen man nur aus einem einzigen Grund ausgeschlossen wurde: weil man zu jung war. Oh, Sie haben ein anderes Hemd an als bei Almack’s, stimmt’s? Es ist der gleiche Farbton und derselbe Stil, den Sie dort getragen haben, das schon, aber es wurde nicht für Sie angefertigt. Obwohl es fast perfekt sitzt.«
    Und mit diesen Worten legte Phillippa ihm die schmale behandschuhte Hand auf die Hemdbrust und schaute schüchtern auf, um seinem Blick zu begegnen, seinen Augen, die langweilig braun waren, mit vielleicht einem Hauch Haselnuss. Sein Haar war auf dieselbe langweilige Art irgendwie braun, nicht besonders aufregend und keinen einzigen Ohnmachtsanfall wert. Um ehrlich zu sein, abgesehen von seiner Größe fiel Mr. Worth in dieselbe Kategorie wie die meisten anderen Männer auch: angenehm gebaut und auf unbedenkliche und vollkommen uninteressante Weise hübsch.
    Den meisten Männern wäre wohl die Röte in die Wangen geschossen, bevor sie angefangen hätten zu stottern, so sehr hätte es sie in den Bann geschlagen, dass sie Phillippas ungeteilte Aufmerksamkeit genossen, ganz zu schweigen von der Vertraulichkeit der Hand, die sie ihm ganz leicht auf die Brust gelegt hatte. Unglücklicherweise wählte Mr. Worth diesen Moment, sich wohl überhaupt zum ersten Mal in seinem Leben von der Kategorie der ›meisten Männer‹ abzuheben.
    Ein kleines Lächeln kroch ihm links am Mund entlang, und es zauberte ein Zwinkern in seine gewöhnlichen, langweiligen Augen.
    »Mrs. Benning«, sagte er, ohne auch nur die Spur zu stottern oder zu erröten, »Sie reden, als hätten Sie dem Kind eine große Freundlichkeit erwiesen.«
    »Und Sie reden, als sei es überraschend, dass ich zu solchen Freundlichkeiten in der Lage bin«, erwiderte sie irritiert.
    »Oh, ich glaube sehr wohl, dass Sie dazu in der Lage sind! Wie zu vielen anderen Dingen auch. Eingeschlossen die Tatsache, ein Kind durch Bestechung zu Ihrem Spion zu machen.«
    Ein Eimer kaltes Wasser hätte sie weniger schockiert.
    »Haben Sie ernsthaft geglaubt, mir wäre jener Teil des Gesprächs entgangen? Oder falls nicht, ich hätte ihn auf die leichte Schulter genommen und für entschuldbar gehalten … wegen Ihrer zauberhaften Schönheit und mehr noch wegen Ihrer zauberhaften Aufmerksamkeiten?« Mr. Worth ergriff die Hand auf seiner Brust und hielt sie dort fest.
    Also wirklich, wer hätte gedacht, dass dieser langweilige Mr. Worth es wagen würde, Phillippa Benning zu schelten? Sein Benehmen verblüffte sie so sehr, dass sie ihn nur anstarren und nach Luft schnappen konnte.
    »Mrs. Benning, verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr er jovial und mit selbstgefälligem Lächeln fort. »Wenn ich auch Ihre Freundlichkeit nicht zu bewundern vermag, so doch sehr wohl Ihren Einfallsreichtum.«
    »Nun gut!« Phillippa riss ihre Hand von seiner Brust, als habe sie sich verbrannt.
    »Ach, übrigens, Broughton tanzt sich gerade mit Lady Jane Cummings schwindlig. Und die beiden sind wirklich hübsch anzusehen.«
    Mit diesen Worten verbeugte sich Mr. Worth und zog sich zurück, entschwand in den Schatten wie ein nächtlicher Dämon, noch bevor Phillippa Benning den Mund wieder schließen konnte.
    Nur einen tiefen Atemzug später setzte Phillippa ein sanftes Lächeln auf und eilte den Korridor entlang zum Ruheraum, um sich den Gedanken an Mr. Marcus Worth aus dem Kopf zu schlagen. Zu ihrem großen Glück hatte er schlecht gelauscht und den heikelsten Teil der Unterhaltung verpasst. In den Augen der Gesellschaft galt Mr. Worth darüber hinaus rein gar nichts. War wirklich ganz und gar ein Nichts. Und mit einem solchen Nichts würde Phillippa Benning sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher