Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
verpestet wurde. Schweren Herzens mußte Lupus dem Duft seines gelegentlichen Glimmstengels entsagen. Allein in seinem Zimmer war der blaue Dunst nur die halbe Freude. So war er auf dem besten Wege, sich das Rauchen abzugewöhnen. Sehr hilfreich erwies sich dabei Freibergs Wort zum Sonntag: »Die Summe aller Laster bleibt sich gleich!«
Kriminalobermeister Ahrens, den mit der Kuhnert mehr verband als der Kaffeeduft, hielt im Dienst streng auf Distanz zu seiner »Octopussy«. So nannte Lupus die wohlgeformte Sekretärin des Kommissariats, wenn er auf die zarte Beziehung anspielen wollte, die sich zwischen ihr und Ahrens mit James Bond 007 im Gangolf-Kino angebahnt hatte.
Sie saßen zu viert um den Tisch. Freiberg wandte sich an Fräulein Kuhnert: »Was Neues von Peters?«
»Nichts!«
»Presse?«
»Nichts!«
»KTU?«
»Aber ja, telefonisch vorab – schriftlicher Bericht kommt nach: Projektil Kaliber 7,65, Waffe bei Straftaten wahrscheinlich noch nicht verwendet – und das Plastiktütchen enthält Hautöl.«
»Was für ein Job«, seufzte Freiberg. »Ein 7,65er Geschoß, das keiner kennt und ein Tütchen Hautöl – wie soll man damit einen Mordfall klären?«
»Sachte, Schritt für Schritt«, empfahl Lupus.
Freiberg nahm das Stichwort auf: »Also, Schritt Nummer eins: Fräulein Kuhnert, bitte eine Telefonverbindung zur Firma Comport.«
»Helau! Das starke Geschlecht springt endlich an.« Damit ging sie in ihr nebenan gelegenes Zimmer. Die Verbindungstür blieb, wie immer, offen.
Sie handhabte das Telefon wie die Geheimwaffe des ersten Kommissariats. Telefonbücher, amtliche der Bundespost und solche aus den Bonner Ministerien, lagen stapelweise in der rechten Schublade ihres Schreibtisches. Dazu Anschriftenverzeichnisse von Verbänden, Geschäftsstellen, vom Roten Kreuz, von den Maltesern und Johannitern, den Wohlfahrtseinrichtungen und von Hinz und Kunz, zu denen sie jemals eine Verbindung hergestellt hatte. Die »Firma« stand im örtlichen Fernsprechverzeichnis, bot also kein Problem.
»Comport kommt!« rief sie und stellte gleich durch.
Freiberg meldete sich mit seinem Namen: »Könnte ich bitte mit Ihrem Geschäftsführer sprechen?«
Lupus nahm ganz selbstverständlich die Mithörmuschel.
Eine zarte Frauenstimme gab Auskunft.
»Die Geschäftsleitung ist unterwegs. Seit gestern findet die Gesellschafterversammlung statt.«
»Kann ich dort jemanden erreichen?« Freiberg sah Lupus an und hob fragend die Schultern.
»Das wird nicht ganz einfach sein. Am besten geben Sie mir Ihre Adresse. Dann wird zurückgerufen.«
»Und wo findet die Gesellschafterversammlung statt?«
»Wie in jedem Jahr im ›Mühlenhof‹ an der Ahr. – Kann ich etwas ausrichten? Oder soll ich Sie mit einem unserer Sachbearbeiter verbinden?«
Lupus grinste und schob mit dem linken Zeigefinger seine Nasenspitze hoch.
»Danke«, sagte Freiberg. »Das eilt nicht. Ich rufe in einigen Tagen wieder an.« Damit legte er auf.
Ein Schlag mit der flachen Hand auf den Schreibtisch ließ die Mitarbeiter zusammenfahren. »So, jetzt geht’s los! Ahrens, den Wagen und ans Steuer. Nimm die Fotoausrüstung mit. Da scheinen wir gleich ein ganzes Nest zusammenzuhaben. Wir sehen uns die schrägen Vögel mal genauer an. Los, vorfahren!«
Ahrens verschwand wie der Blitz.
»Lupus! Du versuchst in der Zwischenzeit rauszukriegen, woher dieses verdammte Hautöl stammt. – Apotheken, Drogerien, Pharmagroßhandel und weiß der Teufel, wer so etwas unter die Leute bringt. Alles abfragen. Zieh den Peters wieder ein, der kann dir helfen!«
»Hilfe!« stöhnte Lupus.
»Kuhnert, liebes Fräulein! Sie halten die Stellung, bis ich mich wieder melde. Ich komme direkt; das Funknetz ist mir zu durchsichtig. Übrigens, Hautöl kann auch für Damen ganz reizvoll sein. Knobeln Sie mal mit.«
Sie lachte. »Auf die Telefonrechnung kann sich das Präsidium jetzt schon freuen. Wir ermitteln weltweit, ist doch klar.«
»Lupus, noch etwas. Sag den Kollegen von Rheinland-Pfalz, daß wir in ihrem Revier herumschnüffeln. Es soll sich aber keiner von denen sehen lassen. Wir halten sie à jour. Die Comport-Leute haben bestimmt Vorposten draußen. Die Einsatzleitung soll uns nicht weiterreichen. Wir melden uns schon. Aktionen finden nicht statt.«
»CEBI bleibt doof!« freute Lupus sich.
Freiberg zog seine braune Cordjacke über, rückte das immer störende Schulterholster mit der 9-mm-Sig-Sauer zurecht und verabschiedete sich mit einem »so long,
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