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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Kopfnicken und hielt die Zeitung so, daß auch extrem Sehschwache nicht umhin konnten, die knallige Headline »Mord – Wer ist der Tote?« über dem Dreispalterbild wahrzunehmen.
    Es dauerte nicht lange, und die Dame vom Zweiertisch griff nach ihrer Handtasche – echt Krokoleder – erhob sich und schlenderte betont langsam zur Tür. Offensichtlich war Vorposten Nummer eins aufgescheucht. Das würde für Unruhe im Nest sorgen.
     
     
    Für den »Redakteur« wurde es ein schwarzer Tag.
    Gegen alle Grundsätze der Konspiration verstoßend platzte die Dame mit der Handtasche in die soeben wiedereröffnete Gesellschafterversammlung hinein. Sie ließ den Vorsitzenden unbeachtet und ging auf den »Ingenieur« zu. Überraschte Blicke folgten ihr.
    Wenig ladylike stieß sie die Sätze hervor: »Verflucht, was geht hier vor? Was wißt ihr eigentlich? Artanow ist ermordet worden!«
    Der »Ingenieur« fuhr hoch: »Wer sagt das?«
    »Der Bonner ›Express‹ – mit einem Riesenbild.«
    Der »Redakteur« schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte hier die Bonner Morgenzeitungen nicht zur Verfügung. Die in der Hotelhalle ausgelegten überregionalen Blätter hatten die Nachricht »Wer kennt den Toten?« nur als kurzen Einspalter und ohne Bild gebracht. Daraus ließ sich nicht entnehmen, daß ein Comport-Mann das Opfer war.
    »Die Sitzung der Gesellschafterversammlung wird unterbrochen«, stellte der Vorsitzende Baumann ziemlich hilflos fest. Niemand beachtete ihn.
    »Wer hat den Toten identifiziert?« fragte der »Ingenieur« scharf.
    Die Dame mit der Krokotasche antwortete sofort: »Nach der Schlagzeile – wenn die von den Deutschen nicht getürkt worden ist – offensichtlich noch niemand. Doch das ist nur eine Frage der Zeit. Die Kölner haben unseren Mann bestimmt im Archiv.«
    Nun war es der »Ingenieur«, der seine konspirative Erziehung vergaß. »Video!« brüllte er los. »Was ist da für eine Sauerei passiert? Wir sprachen doch ganz klar von einem Unfall.«
    Die Gesichter der um den Tisch Versammelten wurden bei diesen Worten bleich. Hier wurde an Fäden gezogen, deren Gespinst sie nicht kannten. Was sie immer vermutet hatten, wurde jetzt deutlich: »Video« war der lange Arm aus dem Dunkel, der in früheren Jahren schon in einigen Fällen für tödliche Linientreue gesorgt hatte.
    Der »Ingenieur« schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nun, ›Video‹, was habt ihr Dilettanten da angerichtet?«
    Der schlanke Mann mit den stechend grauen Augen mühte sich, die Fassung zu wahren. Er schüttelte den Kopf: »Da kann was nicht stimmen. Ich weiß nicht…«
    »Du hättest aber wissen müssen!« fiel ihm der »Ingenieur« mit schneidender Stimme ins Wort. »Deine Zeit ist um. Die Zentrale wird über dich verfügen. Im übrigen«, fuhr er gemäßigter fort – wissend, daß er durch seine Unbeherrschtheit selbst einen schweren Fehler gemacht hatte – »alle Anwesenden sind zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Den deutschen Behörden gegenüber wird nur Geschäftsführer Baumann Rede und Antwort stehen. Niemand sonst. Niemand! – Das ist ein Befehl!«
    Es ging wie ein Ruck durch die Runde. Jeder wußte, was diese Feststellung bedeutete.
     
     
    Freiberg hatte eine Karaffe Ahrburgunder serviert bekommen und wartete auf den auch von Gourmets geschätzten »Mühlenhofteller«.
    Die Dame mit der Krokotasche kam zurück. Sie trug »Die Welt« und die »Frankfurter Allgemeine« zusammengefaltet in der Hand. Die Zeitungen hatte sie aus der Hotelhalle mitgebracht. Ihr Begleiter schien ungeduldig auf ihre Rückkehr gewartet zu haben. Er erhob sich nur kurz, um sich dann sofort in die Berichte zu vertiefen.
    Immer Kavalier alter Schule, dachte Freiberg. Der Osten pflegt die Tradition. Wo gibt es das in meiner verkorksten Generation noch, daß ein Herr aufsteht, wenn die Dame Platz nimmt.
    Als der »Mühlenhofteller« serviert wurde, fragte der Kommissar den Kellner so laut, daß es auch am Nachbartisch zu hören war: »Hier soll eine Gesellschafterversammlung der Firma Comport tagen. Kann…?«
    »Nicht gut verstehen«, antwortete der Kellner freundlich lächelnd. »Kommt gleich Gerant.«
    »Deutsch ist die Ahr«, schmunzelte Freiberg. »Zumindest im Management.«
    Es schien, als habe die Dame ihrem Zeitung lesenden Gegenüber ein Zeichen gegeben. Der Kavalier alter Schule erhob sich und ging gewiß nicht zur Toilette, sondern zu den Gesellschaftern, um zu melden, was ein Gast im Sinne hatte.
    Der Gerant stand alsbald

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