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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Watsonians«.

 
    Kapitel 7
     
     
     
    Ahrens wartete in der Tiefgarage und startete den Motor, als sich sein Kommissar auf den Beifahrersitz fallen ließ und sofort den Gurt anlegte. Freiberg wußte, was ihm bei dieser Fahrt an Fliehkräften zugemutet werden würde.
    »Los, Ahrens, volle Pulle! Autobahn Meckenheim. Ab Reuterbrücke mit Geheul und Funzel. Zeig, was du beim Grenzschutz gelernt hast!«
    Ahrens schaffte die Friedrich-Ebert-Allee und Reuterstraße in Rekordzeit. Rechts der Botanische Garten mit dem Poppelsdorfer Schloß – schon vorbei! Kurz vor der Brücke die tückische, sich immer enger windende Kurve zur Auffahrt auf die Autobahn.
    An den Abfahrten zu den Ministerien für Arbeit, Ernährung, Wirtschaft und Verteidigung scherten zahlreiche Fahrzeuge aus. Das machte die Strecke freier. Ahrens fuhr mit äußerster Konzentration und fragte nur kurz: »Ab Meckenheimer Kreuz die Bundesstraße nach Altenahr oder die Autobahn Bad Neuenahr?«
    »Autobahn! Das ist zwar etwas weiter, aber die Bundesstraße hat zu viele Kurven.«
    »Alles klar!«
    »Verdammt«, rief Freiberg. »Jetzt habe ich die Zeitungen mit den schönen Bildern vergessen.«
    Ahrens bewies wieder einmal, daß er nicht nur wie der Teufel fahren konnte, sondern auch Umsicht walten ließ. »Drei liegen auf dem Rücksitz – ich hoffe, das reicht.« Freiberg sah nacheinander den »Express«, die »Bonner Rundschau« und den »General-Anzeiger« durch. »Diese Burschen von der Presse haben den Bogen raus«, stellte er anerkennend fest. »Mich wundert nur, daß sich daraufhin nicht mehr Leute gemeldet haben.«
    »Scheint ein rarer Typ zu sein, der Tote«, meinte Ahrens und nahm die Abfahrt Bad Neuenahr, daß es Freiberg in den Sitz preßte. Jetzt waren Blaulicht und Martinshorn ausgeschaltet, um die Rheinland-Pfälzer nicht aufzuschrecken. Auch die Touristen durften nicht verwirrt werden, denn wer am Vormittag schon ein paar Schoppen Ahrwein intus hatte, ließ sich durch die Staatsmacht ohnehin nicht beeindrucken.
    Auf der neuen Straße längs der hohen Natursteinmauer bis zum Hotel »Hohenzollern« lief es glatt und schnell. Doch das Ahrtal wurde enger. Auf der Sonnenseite erstreckten sich die Weinberge. Schiefer und Grauwacke speicherten Wärme für die Reben. Nach einigen Kilometern tauchte der »Mühlenhof« mit seinem in den Hang getriebenen Parkplatz auf.
    »Fahr dran vorbei«, sagte Freiberg, als Ahrens den Blinker betätigen wollte. »Hinter der Kurve anhalten und den Wagen abstellen. Du suchst dir einen Platz mit guter Deckung und fotografierst Reben, Rebstöcke, Rebläuse und die Vögel aus dem Nest dort – alles, was rein- und rausfleucht. Nimm den Rotweinwanderweg, dann kommst du von oben heran.«
    »Und Sie – eh – und du, Chef?« fragte Ahrens. So ganz leicht fiel ihm das kollegiale »Du« noch nicht. Aber Hauptkommissar Freiberg hatte bei der Beförderungsfeier darauf bestanden, die letzten Reste des »Sie« aus seinem Kommissariat zu verbannen. Nur Fräulein Kühnert blieb geadelt, aber die nahm es mit der Anrede ohnehin mit rheinischer Nonchalance, mal so, mal anders. Der läppische »Chef« allerdings schien sich nicht ausmerzen zu lassen.
    »Ich klemme mir den ›Express‹ unter den Arm, Schlagzeile und Bild nach außen gefaltet, marschiere schnurstreichs, Spornstracks in die Höhle des Löwen hinein und lasse mir ›Herrn Comport‹ rausrufen. Einen so naiven Polizisten hat der in seinem Leben noch nicht kennengelernt.«
    Freiberg stieg aus und ging ungefähr zweihundert Meter zurück. Auf dem Parkplatz »Mühlenhof« gaben sich Fahrzeugschilder aus fernen Ländern ein Stelldichein. Man sah in den Ovalen viele F, B, NL, CH, auch zwei DK und blank geputzte D. Dazu die Buchstabenkombinationen der Bundesrepublik. Die Einheimischen mit ihrem AW, die »Armen Winzer«, waren unterrepräsentiert.
    In der stilvoll eingerichteten Halle, Holztäfelung, viel Schmiedeeisen, eichene Balkendecke, ein Kamin mit Takenplatte und Funkensieb, fragte der Empfangschef den Gast nach seinen Wünschen.
    »Ich würde gern etwas essen.«
    »Gewiß mein Herr«, sagte der Livrierte und geleitete Freiberg in die »Winzerstube«. In diesem geschmackvoll gestalteten Raum waren nur drei Tische besetzt. Eine Dame und ein Herr, grau in grau, Geschäftsmann durch und durch, beide mit Essen und Getränken reichlich versorgt, blickten verstohlen auf, als der neue Gast am Nachbartisch Platz nahm.
    Freiberg sah sich um, grüßte durch ein unverbindliches

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