Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
sagen. Doch Ahrens konnte seine Schleuderkurse vergessen. Plittersdorf war mit Fahrzeugen vollgestopft. Trotz Martinshorn und Blaulicht ging es nur langsam voran. Gotenstraße, Hochkreuz, Godesberger Allee, jede Menge rollendes Blech. Manche Fahrer stellten sich noch dämlicher an, als die Polizei erlaubt. Statt bei dem Heulton rechts heranzufahren und den Weg frei zu machen, gaben sie Gas, um schneller zu sein als der Kripowagen.
»Die könnten sich mit der Zufahrt zum Präsidium mal etwas Schlaues einfallen lassen«, knurrte Ahrens, als er an dem würfelförmigen Gebäudeklotz vorbeiziehen mußte, um nach fünfhundert Meter Fahrtstrecke links in die Ollenhauerstraße abzubiegen und endlich um die SPD-Baracke herum auf die Südrampe des Präsidiums zu gelangen.
Er parkte den Wagen zwischen den Stelzen des Überbaus. Dann stürmten beide an der Pförtnerloge vorbei die Treppe hinauf. Das ging schneller als mit dem Aufzug.
Sie wurden schon im Besprechungsraum erwartet. Nur ein kleiner Kreis hatte sich zusammengefunden. Die Besprechung wurde vom Chef der Kriminalgruppe geleitet.
Hauptkommissar Freiberg vom 1. K. hing lässig auf dem Stuhl und rieb sich weiße Farbe vom Handrücken. Er hatte schon eine Malerfrühschicht in der Ritterhausstraße hinter sich.
Die Leiter vom 2. K. – Rauschgiftkriminalität und Sexualdelikte – und vom 3. K. – Wirtschaftskriminalität – waren anwesend, ebenso die Spezialisten vom Erkennungsdienst und von der Fahndung. Lupus setzte zu einer Erklärung an: »Wir waren in Rüngsdorf, Szenen einer Ehe. Da hat eine liebende Frau ihrer besseren Hälfte ein Messer…«
»Ja, gut. Lassen wir das für später«, unterbrach der Gruppenleiter ihn. »Jetzt geht es um den Toten an der Jugendverkehrsschule in Beuel.«
Noch einmal öffnete sich die Tür. Der oberste Kripochef des Präsidiums, Leitender Kriminaldirektor Dr. Wenders, grüßte kurz in die Runde und setzte sich neben den Gruppenleiter. »Bitte weiter. Ich will nur hören, was anliegt.«
Der Gruppenleiter bat Hauptkommissar Freiberg, die Anwesenden über den letzten Sachstand zu informieren. Der Morgenmaler war noch immer durch einige weiße Sprenkelpunkte gekennzeichnet, obwohl er sich bemüht hatte, die Spuren seiner morgendlichen Tätigkeit zu tilgen. Er berichtete: »Tja, gegen neun Uhr dreißig hatte ich einen Anruf. Nicht über die Zentrale, sondern auf meiner Durchwahlnummer – seltsam. Das Gespräch war kurz und ziemlich einseitig. Ohne Einleitung sagte eine Männerstimme etwa folgendes: ›Ich habe das Bild des Toten vom Verkehrsgarten gesehen, im Express. Der Mann dürfte ein Mitarbeiter von Comport sein.‹ Auf meine Frage: ›Comport – was ist das?‹ sagte der Anrufer: ›Eine Transportfirma, die macht Ostgeschäfte.‹ – ›Haben Sie mit der Firma zu tun?‹ habe ich gefragt. Seine Antwort: ›Nein.‹ Meine Frage: ›Wer sind Sie?‹ Seine Antwort: ›Tut nichts zur Sache.‹ Damit war das Gespräch zu Ende, der Anrufer hatte aufgelegt.«
»Haben wir andere Hinweise auf den Toten erhalten?« fragte der Gruppenleiter. »Die Morgenblätter berichten eingehend.«
Lupus warf kurz ein: »Unser Mauser hat wieder mal journalistisch gelaicht wie die Heringsmütter vor Neufundland.«
Die Runde lachte.
»Nein, keine weiteren Hinweise«, erklärte Freiberg. »Ich habe eben in der Leitstelle rückgefragt. Die haben nichts. Bisher auch von den Schutzbereichen keine Meldungen.«
»Wer steckt hinter Comport?« fragte Dr. Wenders.
»Nach dem Telefonbuch ist Comport eine Transport- und Lagergesellschaft mit beschränkter Haftung nach deutschem Recht«, antwortete Freiberg.
»Haben Sie mit der Firma Kontakt aufgenommen?« wollte der Gruppenleiter wissen.
»Noch nicht. Beim Stichwort ›Ostgeschäfte‹ habe ich erst mal Sörensen vom 19. K. gefragt, ob er den Laden kennt.«
»Gut so – und?«
»Möglicherweise eine legale Residentur unserer östlichen Nachbarn, meinte er. Aber beim Staatsschutzkommissariat noch nicht in Erscheinung getreten.«
»Sörensen soll herkommen«, rief Dr. Wenders.
»Schon veranlaßt«, antwortete der Gruppenleiter. »Aber der hängt noch an der Strippe zum Verfassungsschutz, um Genaueres zu erfahren. Die müßten eigentlich darüber etwas mehr wissen.«
»Wenn die überhaupt was wissen. Bei denen arbeitet auch so ein elektronischer… na ja Dingsbums«, sagte Lupus nicht besonders begeistert.
»Und wo sitzen diese Comport-Menschen?« kam die Frage vom Gruppenleiter.
»Andere
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