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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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ab. »Ich jedenfalls fasse keine Wasserleiche mehr an.«
    »Aber ich«, knurrte Freiberg und kletterte an Deck. Als er die Persenning zur Seite zog, brauchte er kein Paßbild zum Vergleich. Dort lag Falkenhorst – oder was der Rhein aus ihm gemacht hatte: Fischhaut, zerfledderte Kleidung, Schmutz – die trostlose Hülle eines Menschen.
    »Komm hier, nimm die«, rief der Wachdienstführer und reichte ein paar Plastikhandschuhe hoch. Freiberg streifte sie über. Dann drehte er den Körper zu seinen Füßen um und ließ ihn ganz langsam wieder in die ursprüngliche Lage zurückgleiten. Er machte die Persenning fest und kletterte wieder in die Kajüte. Dort zog er die Handschuhe aus und warf sie in einen Sammelbeutel. »Freunde, bin ich froh; das Geschoß steckt noch drin.«
    Obermeister Schatt beugte sich zu Peters und fragte flüsternd: »Ist euer Boß immer so kaltschnäuzig?«
    »Reine Schutzreaktion – so abgebrüht ist der nicht. Schließlich haben wir schon einen Toten…«
    »…ach, den von Beuel?«
    »Ja, genau. Der wurde mit einer 7,65er umgepustet. Jetzt sind wir gespannt, welches Kaliber den Falkenhorst erwischt hat.«
    »Hier ist ja wohl alles klar«, stellte Freiberg fest, zog den Kopf ein und trat auf die Stufe zur Ausgangstür. »Macht’s gut, Kumpels von der schwimmenden Zunft, und sagt dem Bestatter, er solle sich beeilen. – Eine dringende Bitte noch: Der Name des Toten darf nicht bekannt werden. Komm, Peters, wir müssen weiter.«
    »Und das Geld?«
    »Richtig. Wieviel ist es?«
    »Vierhundertzweiundsechzig Mark und dreißig Pfennig!« antwortete der Kollege und drückte Peters die Asservatentüte in die Hand. »Alles drin, einschließlich Scheckkarte.«
    »Danke – ihr seid ein großartiges Bergungsunternehmen!« rief Freiberg, schon am Ufer, und ging mit Peters zum Wagen.
    »Dauernd an Land macht unruhig; so hektisch habe ich den Kollegen noch nie erlebt.« Der pensionsreife Beamte der Wasserschutzpolizei schüttelte den Kopf und begann, am Kajütentisch seine »Erledigt«-Vordrucke auszufüllen.

 
    Kapitel 16
     
     
     
    Im Institut für Rechtsmedizin wollte Kommissar Freiberg nur so schnell wie möglich das Projektil, mit dem Falkenhorst getötet worden war, in Empfang nehmen. Nach dem Augenschein an Deck von Wiking 5 durfte eine andere Todesursache als die Schußverletzung ausscheiden.
    Peters, der über Funk bei der KTU eine dringende Geschoßuntersuchung angekündigt hatte, wartete mit Uni 81/12 auf dem Stiftsplatz vor dem Institut. Die Zufahrt für den Leichenwagen lag auf der Rückseite des tristen Gebäudes. Die Metalljalousie des Tores an der Langgasse hatte sich nur kurz gehoben, um das Gefährt einzulassen, und gleich wieder gesenkt. Das makabre Geschäft der Anlieferung eines Opfers funktionierte ohne Aufsehen und blieb von den Nachbarn nahezu unbemerkt.
    Freiberg stand in dem gekachelten Raum einige Schritte neben dem Seziertisch, an welchem die Ärzte routiniert ihrem Handwerk nachgingen; ihn schauderte. Seit seinem Dienstantritt in Bonn hatte er jeder Leichenöffnung beigewohnt, die den Einsatz der Mordkommission erforderlich machen konnte. Lupus war dazu nicht imstande. »Mein Trauma«, hatte der nur gesagt. »Damit müßt ihr euch abfinden – oder mich zur Sitte versetzen.« Doch auf ihn konnte und wollte das 1. Kommissariat nicht verzichten.
    Monoton diktierte der Pathologe den Befund. Freiberg merkte auf. »Kein aufgesetzter Schuß… kein Indiz für Selbsttötung.« Es schien eine Ewigkeit zu dauern; schließlich reichte ihm der Arzt das dem Toten entnommene Geschoß in einer mit Mull ausgelegten Plastikdose. »Bitte, ausnahmsweise mal im fliegenden Wechsel; weil Sie es so eilig gemacht haben.«
    Ein kurzes »Danke!«, dann hastete Freiberg im Laufschritt zum Ausgang und weiter zum Stiftsplatz. Peters stieß die Tür zum Beifahrersitz auf. Der Kommissar ließ sich mit einem Ausruf der Erleichterung in die schon reichlich durchgesessenen Polster fallen. »Uff, das haben wir. Jetzt ab damit ins Präsidium, zur kriminaltechnischen Untersuchung.«
    »Kaliber?« fragte Peters.
    »Kein Zweifel – siebenfünfundsechzig. Ich bin sicher, das Ding ist mit derselben Waffe abgefeuert worden, mit der Artanow erschossen worden ist. Der technische Vergleich wird letzte Gewißheit bringen. Damit scheidet Falkenhorst als Täter aus.«
    »Aber das ›Projektil Artanow‹ hat unsere KTU doch längst zur Prüfung in die Tatortmunitionssammlung beim BKA gegeben«, dämpfte Peters die

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