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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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zufrieden.
    Hauptmeister der Wasserschutzpolizei Köhler steuerte das Boot mit leichter Hand. Sein Oberkommissar, der Wachdienstführer, musterte mit dem 7X 10-Glas das Rheinufer am Regierungsviertel: Über der Villa Hammerschmidt wehte die Fahne. Der Bundespräsident war in Bonn; Staatsgäste waren jedoch nicht gemeldet, so daß die »Wasserfront« keine besondere Aufmerksamkeit erforderte.
    Am Spiritusufer spazierte eine Besuchergruppe nach Süden. Die Armbewegungen und Handzeichen des Anführers in Richtung Kanzleramt ließen darauf schließen, daß ein Volksvertreter eine Busladung Freunde aus dem heimischen Wahlkreis an die Stätte seines Wirkens geholt hatte, um sein politisches Gewicht deutlich zu machen. Eine Stadtrundfahrt, der Besuch des Bundestages und eines Ministeriums, mit dem der Mandatsträger durch die Ausschußarbeit verbunden war, gehörten zum festen Programm. Dabei ließen sich auch devote Beamte sehr wirksam vorführen. »Gewiß, Herr Abgeordneter; aber sicher doch, Herr Abgeordneter…« Der Tag würde für die meisten Besucher mit einem zünftigen Besäufnis enden, denn sie hatten ja den Richtigen gewählt.
    Das Boot unterquerte die Konrad-Adenauer-Brücke. Aus der Froschperspektive zeigte sich ihre ganze stählerne Mächtigkeit. Ein kaum abreißender Strom von Kraftfahrzeugen ging über den Rhein hin und her. Einige Sportboote überholten Wiking 5, um zu zeigen, wie leicht man die Staatsgewalt hinter sich lassen kann.
    In Höhe der Zementfabrik kamen die Buhnen von Nierdollendorf in das Blickfeld. »Leg mal ‘nen Zahn zu«, sagte der Wachdienstführer zu dem Kollegen am Ruder. »Auf der ersten Kribbe links turnen Kinder herum.« Er behielt das Fernglas am Auge.
    Köhler schob zügig beide Gashebel vor. Seine Hand griff in die Ruderspeichen, die Füße standen locker gespreizt. Köhler war ein alter Fahrensmann und hatte wie jeder andere an Bord das Rheinschifferpatent mit dem Überdruck »Polizeibootpatent« und das Radarschifferzeugnis. Sie alle kannten die Tücken des Flusses.
    Die Kinder ließen sich von Wiking 5 nicht ablenken. »Mein Gott, da spielen sie fröhlich und können Minuten später ertrunken sein. Wie kann man den Eltern nur klarmachen, die Brut von den Kribben fernzuhalten?« fragte der Oberkommissar und schaltete den Lautsprecher ein. »Kinder, geht sofort zurück an das Ufer, sonst reißen euch die Wellen der Schiffe mit! Das Wasser ist über drei Meter tief!«
    Sie hatten es gar nicht eilig.
    »Los, abhauen, aber schnellstens, sonst kommen wir an Land und sperren euch ein!«
    Das wirkte. Die Gruppe trollte sich ans Ufer und zeigte den Verfolgern lange Nasen.
    »Die sehen uns nicht als Freund und Helfer«, meinte Obermeister Schatt, »aber lieber Schiß in der Hose als naß und tot!«
    »So – und jetzt halbe Fahrt! Kurs Königswinter, rauf bis Rhöndorf«, sagte der Wachdienstführer.
    Wiking 5 begegnete einem hoch aus dem Wasser ragenden leeren Tanker und hielt auf die Strommitte zu. Der Innenlautsprecher quäkte los, ein Ruf über den Rheinfunk auf dem 10-Meter-Band: »Achtung! Achtung! Wiking 5 von ›Regina‹, Wasser- und Schifffahrtsamt. Hört ihr uns?«
    »Hier Wiking 5 – wir hören. Was liegt an?« meldete sich der Wachdienstführer.
    »Arbeit für euch: eine Wasserleiche am Bootsanleger Nummer 2 Herseier Werth. Da hängt ein Mann an der Trosse. Seht zu, daß ihr bald herkommt.«
    »Verstanden – wir kommen!«
    »Verdammte Scheiße, schon wieder eine Bergung. Langsam reicht’s. Warum können die nicht in der Badewanne ertrinken?« fluchte der Mann am Steuer. Sein Handgriff zu den Gashebeln geschah synchron zu den Worten des Oberkommissars: »Kehrt marsch – volles Rohr!«
    Eine Schraube sprang auf Vortrieb, die andere auf Rücklauf. Das 17 Meter lange Boot bebte in allen Nähten und drehte »auf dem Teller«. Dann beide Maschinen volle Fahrt voraus. Die 620 PS jagten Wiking 5 in Richtung Köln.
    An Backbord zog Bonns Rheinpanorama vorbei. Hoch über der Ufermauer das Auswärtige Amt, dann das traditionsbewußte Beethoven-Gymnasium, gleich danach das Collegium Albertinum mit seinen gefugten Backsteinmauern und dem Efeubewuchs, nur wenig weiter der Alte Zoll und schließlich unmittelbar vor der Kennedy-Brücke mit dem blankärschigen »Bröckemännche« das Stadttheater, in dem die Musen immer noch kichern, weil ein Generalmusikdirektor dem Generalintendanten eine saftige Ohrfeige verpaßt hat.
    Gegenüber auf der »Schääl Sick« Bonns östliche Bastion Beuel

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