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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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mit seiner belaubten Rheinpromenade. – Der Wachhabende der Wasserschutzpolizei-Station beim Mehlemschen Haus hatte den Ruf auf dem 10-Meter-Band nicht mitgehört. Jetzt erhielt er über die Polizeifrequenz die Einsatznachricht von Wiking 5 und bestätigte: »Alles klar. Unser Kripomann kommt mit dem Wagen raus.«
    Wiking 5 hielt Kurs. Das Boot glitt an den dicht stehenden Pappeln des Ostufers vorbei. Die Flußmündung der Sieg ließ eine Ahnung von den dunklen Wäldern Germaniens aufkommen. Gegenüber, am Westufer von Grau-Rheindorf, zeigte die Kilometermarke 659 auf weißem Grund, wie weit man schon nach Norden geraten war; die Nullmarke ziert eine Brücke in Konstanz. Über die Felder »dufteten« Wesselings Chemiewerke herüber.
    »Alles bereit: Bootshaken, Tampen, Leichenhandschuhe?« fragte der Wachdienstführer. Er nahm seine Pistole ab und verstaute sie mit der von Obermeister Schatt zur friedlichen Lagerung neben der Maschinenpistole im Sicherheitsfach. Keinem lag daran, die Waffen bei der Bergungsaktion in der dunklen Brühe des Rheins zu verlieren. Schatt kletterte auf das Achterdeck und legte ein Stück der Reling flach – makabre Routinearbeit, um eine Wasserleiche an Bord zu nehmen.
    In der Höhe von Mondorf nahm Köhler das Gas zurück und steuerte den alten Rheinarm an, den der langgestreckte Herseier Werth vom Hauptwasserweg trennt. Dem Boot des Wasser- und Schifffahrtsamtes war es gelungen, Neugierige auf Distanz zu halten. Wiking 5 drehte gegen die Strömung. Mit wenig Fahrt näherte es sich dem Bootsanleger, an dessen Trosse sich die Leiche verfangen hatte. Durch den Wellengang wurde sie losgerissen und trieb jetzt, sich langsam drehend, stromabwärts.
    Köhler manövrierte Wiking 5 heran und der Wachdienstführer versuchte vorsichtig, den Bootshaken in der Kleidung des Treibenden festzumachen. »Ich hab’ ihn schon«, rief er. Obermeister Schatt hängte sich in halsbrecherischer Aktion über Bord und fing den Leichnam mit der Schlinge ein. »Ich hab’ ihn auch!« Damit begann der unangenehmste Teil der Bergung: Das Opfer mußte an Bord gehievt werden. »Erst die Leichenhandschuhe an!« rief der Oberkommissar. »Wer weiß, wie lange der schon im Wasser gelegen hat.«
    »Na klar! Aber wir haben schon Schlimmeres gesehen«, antwortete Schatt.
    Nachdem der Tampen an der Reling verknotet war, zogen die beiden den Toten an Deck: ein Mann mittleren Alters, dunkles Haar, vom Wasser verklebt, sportlich eleganter Anzug, ziemlich zerrissen, dazu die passende Krawatte – jetzt alles unansehnlich durch den Dreck des Rheins und das Angespül. Auch so konnte sie aussehen, die Würde des Menschen – erbärmlich vergänglich.
    »Mensch, Schatt!« brüllte der Schichtführer los. »Schau dir das an: Loch im Frack und Loch im Bauch! Den hat einer umgenietet, oder er hat Selbstmord begangen. Ob der Papiere bei sich hat?«
    Schatt griff in die Brusttasche des Anzugs, dann in die anderen Taschen. »Nichts!«
    Der Schichtführer kletterte unter Deck. Köhler sah ihn erwartungsvoll an. »Na und?«
    »Ich glaube, den hat einer umgelegt und in den Rhein expediert. Keine Papiere, das hat unsere Kripo besonders gern.«
    Die Meldung ging über Funk an die Wasserschutzpolizei-Station Bonn und dann an das Präsidium der Wasserschutzpolizei in Duisburg.
    »Der könnte aus der Bonner Ecke hergedriftet sein, wäre ja nicht der erste Fall«, überlegte der Wachdienstführer und schaltete auf den Unikanal, der die Wasserschutzpolizei auch mit dem Polizeipräsidium in Bonn verband.
    »Uni für Wiking 5 – bitte kommen!«
    »Wiking 5 für Uni – wir hören.«
    »Wiking 5 hat soeben beim Herseier Werth eine Wasserleiche aus dem Bach gefischt. Dunkelhaariger Mann mittleren Alters –, mit einer Schußwunde in der Brust. Fehlt euch so einer?«
    »Wiking 5 von Uni! Hier läuft Fahndung nach einem Andreas Falkenhorst, wegen Mordverdachts. Die Personenbeschreibung könnte passen.«
    »Der hier sieht aber mehr nach Opfer als nach Täter aus.«
    Eine Faust hämmerte an das Blech der Kabinenwand. Schatt reichte ein durchweichtes Portemonnaie herein. »Hier – aus der Gesäßtasche; der Name ist drin.«
    Im Klarsichtfach steckte eine Eurocheque-Karte: Andreas Falkenhorst.
    »Uni von Wiking 5. Das ist er! Scheckkarte mit seinem Namen im Portemonnaie.«
    »Wiking 5 – danke! Meldung geht weiter an 1. Kommissariat.«
    »Halt, halt, bleibt noch auf Empfang. Wir fahren zur Westrampe der ehemaligen Mondorfer Fähre und warten dort. Hier

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