Ein Stern fiel vom Himmel
Stellen metallisch auf, aber der Professor sah im Augenblick von einer Landung ab.
Nun hatte das Schiff den Kamm des Kratergebirges erreicht. Wild und zerrissen sah der scharfe, kreisförmige Grat aus. Sanft stieg das Land von außen her an, doch jenseits des Kammes fielen die Kraterwände nach innen zu fast senkrecht ab. ›St 10‹ hing über der klaffenden Wunde, die der Bolide bei seinem Sturz in die Erdkruste geschlagen hatte, und ließ seine Scheinwerfer in die Tiefe spielen. Leichte Dunstschwaden wallten etwa 200 Meter unter dem Schiff. Wo sie lichter wurden, schimmerte der Kraterboden unter den Scheinwerferstrahlen in tausend Reflexen.
Hansen führte die Rechte zu einem Hebel. »Sollen wir sinken?«
Der Professor schüttelte den Kopf: »Noch nicht!«
Er trat zu dem geöffneten Fenster und beugte sich hinaus. Unerträglich warm schlug ihm die Luft entgegen. Irgendwelche Gase mußte sie enthalten, die ihn zum Husten zwangen. Mit jähem Ruck schloß der Professor das Fenster.
»Steigen! Schnell steigen!« schrie er Hansen zu.
Stärker wirbelte die Hubschraube, ›St 10‹ stieg und schob sich gleichzeitig von der Kratermündung fort. Als das Schiff wieder über dem Außenhang stand, befahl Professor Eggerth, zu landen.
»Was hast du beschlossen?« fragte Hein, als das Schiff aufsetzte. Professor Eggerth sah blaß aus, wie wenn noch ein großer Schreck in ihm nachwirkte.
»Das hätte böse ausgehen können. Der Krater ist mit Gasen bis zum Rand gefüllt. Ein wenig tiefer noch, und unsern Motoren hätte die Verbrennungsluft gefehlt. Wir wären mit unserem Schiff in die Tiefe gestürzt und umgekommen.«
Er machte ein Bewegung, als ob er den Gedanken an die eben überstandene Gefahr abschütteln wollte, sprach dann ruhig weiter:
»Trotzdem – das Wagestück hat sich gelohnt. Sie alle haben es da unten auf dem Kratergrunde wohl schimmern gesehen. Für mich ist es sicher, daß der Bolide in seiner Hauptmasse aus den gleichen Stoffen besteht wie die Brocken, die wir vorher fanden. Wir wollen sehen, ob wir hier noch mehr davon entdecken können.«
Auf seinen Wink hob sich das Flugschiff wieder einige Meter empor und trieb langsam den Hang entlang. Die Stunden verstrichen, während ›St 10‹ das Ringgebirge absuchte. Mehrere Tonnen des unbekannten Sternenstoffes hatten sie an Bord, als die Umfahrt über dem Kratergebirge vollendet war.
Noch einmal machte Berkoff eine genaue Ortsbestimmung, während Hein Eggerth eine Skizze des Geländes entwarf. Der Professor nahm ihm das Blatt ab und steckte es in seine Brieftasche.
»Das soll die Unterlage werden, Hein«, sagte er dabei, »nach der wir unsere künftigen Pläne ausarbeiten wollen. Jetzt wieder Kurs auf die Station von Wille und absolutes Stillschweigen über alles, was wir hier gesehen haben.«
Mit voller Kraft schoß das Schiff von dannen. Bald lag wieder die eisige Antarktis unter ihm, und die Dunkelheit wich allmählich grauer Dämmerung. Das Knarren von Kränen und das Geräusch von Hammerschlägen drang zu ihnen, als das Schiff sich senkte. Nur etwa sechs Stunden hatte die Exkursion von ›St 10‹ beansprucht. Rüstig waren indessen die Arbeiten in der Station fortgeschritten.
Oberingenieur Thompson hatte seine zwanzig Mann in zwei Schichten eingeteilt, die sich alle sechs Stunden an der Baustelle ablösten. So konnte ohne Unterbrechung mit stets frischen Leuten gearbeitet werden.
Zweimal war der Dämmerschein heller und immer heller werdend um den Horizont gewandert, da kam ›St 10‹ zurück. In seinem Rumpf trug das Schiff neben manchem anderen auch eine neue Maschinenanlage. Ein halbes Dutzend Kräne packten zu, um das schwere Aggregat herauszuheben; schwankend und schaukelnd schleiften sie es bis zum Maschinenschuppen.
Ein halber Tag schwerer Arbeit noch, dann konnte Hagemann ein Ventil aufdrehen. Ein Zischen der Druckluft in den Zylindern, ein Tacken und Donnern, die ersten Explosionen der neuen Maschine dröhnten über den Hof. Licht strahlte aus den Fenstern des wiederhergestellten Stationshauses, die Wärme der elektrischen Heizung begann dessen Räume wieder zu füllen.
Einige Tage würde es noch erfordern, um auch die letzten äußeren Spuren der Katastrophe zu beseitigen. Der Professor hatte nicht die Absicht, so lange zu bleiben. Noch eine letzte Besprechung mit Dr. Wille. Eine lange Liste drückte er ihm dabei in die Hand. Neue Instrumente aller Art waren es, die der Doktor dringend wünschte und die ihm Professor Eggerth
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