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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sich erst mal aufs Ohr hauen und ordentlich ausschlafen.«
    »Danke schön, wird gemacht, Herr Professor.«
    Hansen kletterte in den Wagen und fuhr los.
    Professor Eggerth verschloß sorgsam die Rolltür und begab sich in sein Laboratorium. Hier ließ er seine prüfenden Blicke über die Flaschenbatterien gleiten. Er trat an ein Regal, nahm mehrere Flaschen heraus und stellte sie auf einen der Arbeitstische. Von einer andern Stelle holte er eine feine chemische Waage herbei. Dann zog er sich einen bequemen Stuhl heran und ließ sich nieder. Wie spielend griff er in die Rocktasche, und Bröckchen jenes wunderbaren Sternenstoffes, den ›St 10‹ aus der Antarktis mitgebracht hatte, fielen aus seiner Hand auf die Tischplatte.
    Ein Stück nach dem andern untersuchte er auf der Waage. Er wog sie in der Luft, er wog sie im Wasser, er arbeitete mit dem Rechenschieber und notierte das spezifische Gewicht jedes Stückes. Es war für alle fast genau das gleiche. 11,5 schrieb seine Rechte auf das Papier: »Elf Komma fünf«, murmelten seine Lippen. Mit dem Bleistift begann er eine neue Rechnung, blickte auf das Resultat und strich sich sinnend über die Stirn. Halblaut sprach er zu sich selber: »Edelmetall … schwerstes Edelmetall. Ein hoher Prozentsatz muß in dem Erz vorhanden sein. Nun, wir werden sehen.«
    Aus einer der Flaschen goß er wasserklare Flüssigkeit in ein Reagenzglas und ließ einen der Brocken hineingleiten. Gasbläschen bildeten sich an dessen Oberfläche und ließen die Flüssigkeit aufschäumen. Doch nicht lange dauerte das Spiel. Schon nach wenigen Minuten hörte die Gasentwicklung auf. Mit einer gläsernen Pinzette holte der Professor das Metallstück wieder heraus und legte es beiseite. Aus einer Flasche goß er ein paar Tropfen zu der Flüssigkeit im Reagenzglas. Im Augenblick begann sie sich zu färben, zeigte grünlich-bläuliche Streifen.
    »Nickeleisen«, murmelte er vor sich hin, »der leichtere Bestandteil ist natürlich Nickeleisen. Es kann ja kaum anders sein.«
    Andere Flaschen holte Professor Eggerth aus den Regalen, scharfe Säuren goß er in einem großen Glasgefäß zusammen und warf alles Erz hinein. Mächtig schäumte es in dem Gefäß auf, restlos löste sich das Metall in der Flüssigkeit. Nach andern Flaschen und Büchsen griff er dann wieder und gab etwas davon zu der Lösung. Verschiedenfarbige Niederschläge bildeten sich dabei, von denen er die übrigbleibende Flüssigkeit jedesmal sorgsam abgoß.
    Die Stunden strichen darüber hin. Längst glänzte die Mittagssonne eines schönen Septembertages am Himmel. Der Professor hinter den verschlossenen Läden seines Laboratoriums ganz in seine Arbeit versenkt, merkte nichts davon. Flammen von Knallgasbrennern begannen zu zischen. Mit reduzierenden Stoffen vermengt, schmolz er jene vielfarbigen Pulver, die er aus seinen Lösungen gewonnen hatte, in feuerfesten Schalen nieder.
    Schon ging die Sonne zur Rüste, da war das Werk endlich getan; da waren die Erzbrocken in ein Dutzend verschiedenfarbige Schmelzproben umgewandelt. Ein dunkelgrauer Regulus aus chemisch reinem Eisen lag neben einem anderen bläulichweiß schimmernden, der nur reines Platin enthielt. Gelblich glänzte ein dritter, in dem alles Gold der Brocken vereinigt war. Aus Iridium, Palladium, Silber und anderen Metallen bestanden die übrigen.
    Professor Eggerth verschloß sie in einem Panzerschrank. Sorgsam beseitigte er danach alle Spuren seiner Arbeit. Die Lampen auf dem Werkhof brannten bereits, als er das Laboratorium verließ, um in seine Wohnung zu gehen. Neben der Skizze, die Hein Eggerth von dem Bolidenkrater entworfen hatte, steckte ein zweites Blatt in seiner Brieftasche, das die genaue Analyse des Sternenstoffes enthielt. Nach einem kurzen Imbiß warf er sich in seinem Arbeitszimmer auf ein Ruhelager. Eine kurze Weile noch, dann begann die Flut seiner Gedanken zu verebben. Die Natur forderte ihre Rechte.
    Eine halbe Stunde danach läutete das Telefon auf dem Schreibtisch, er hörte es nicht. Wieder einige Zeit später schrillte die Flurglocke. Der Schläfer bewegte sich, als wolle er etwas Lästiges verscheuchen, aber das rasselnde Geräusch wiederholte sich, ließ nicht nach. Noch ein paar Bewegungen, dann erhob sich Professor Eggerth mißmutig und verschlafen, um zu öffnen. Es war sein Sohn Hein.
    »Nun, Vater, was ist mit dir? Wo steckst du denn, ich hörte soeben, als ich anrufen wollte, daß du schon den ganzen Tag nicht im Büro warst? Wie siehst du aus?

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