Ein Stern fiel vom Himmel
zurück, und Hein mußte sich anseilen lassen. Das Seil, das sie ihm um die Brust schlangen, enthielt ein Telefonkabel. Kopfhörer wurden ihm über die Ohren geschoben, ein Mikrophon hing dicht vor seinem Mund.
Telefon und Mikrophon der Gegenstation nahm der Professor selbst, Berkoff und Hansen wurden beordert, das Seil zu halten und nur Schritt für Schritt auszulassen.
Dann begann der Abstieg. Wie sein Vater es gewünscht hatte, gab Hein, während er Stufe um Stufe hinabkletterte, ununterbrochen durch das Mikrophon Bericht nach oben. Ober 730 Sprossen hatte er hinabzusteigen, bis er endlich in einer Tiefe von 220 Metern auf festem Grund stand.
»Es ist schandbar heiß hier unten«, meldete er nach oben. »Ich schwitze wie ein Braten, aber sonst ist’s ganz gemütlich. Die Luft gut atembar. Der Boden besteht, soweit ich sehen kann, aus gediegenem Erz. Ich hätte jetzt Lust, eine kleine Expedition quer durch den Krater bis zur anderen Seite zu machen. Dazu müßt ihr mir aber kräftig Seil nachlassen.«
»Warte damit, Hein, bis ich unten bin, ich werde jetzt Hansen das Telefon geben«, sagte der Professor.
Einen Augenblick herrschte Ruhe in der Leitung, dann vernahm Hein Eggerth die Stimme Hansens aus dem Kopfhörer, der alle möglichen und unmöglichen Einzelheiten über den Aufenthalt dort unten von ihm wissen wollte.
Er unterbrach den Fragestrom mit einer Gegenfrage.
»Warum kommt nicht lieber einer von euch herunter? Für meinen alten Herrn wird der Abstieg über die Leiter etwas anstrengend sein.«
Er hörte, wie Hansen am andern Ende der Leitung lachte, und in das Lachen mischte sich Motorengedröhn. ›St 3‹ schob sich, an seiner Hubschraube hängend, langsam vorwärts, bis. es mitten über dem Krater stand. Dann sank das Schiff wie ein fallendes Blatt allmählich nach unten, bis es sanft auf dem Kraterboden aufsetzte. Der Professor kletterte heraus und eilte auf seinen Sohn zu.
»So, mein lieber Junge, jetzt können wir die von dir geplante Expedition antreten.«
Er löste das Hein um die Brust geknotete Seil und rief Hansen durch das Mikrophon ein paar Verhaltungsmaßregeln zu. Die beiden dort oben, Berkoff und Hansen, sollten für etwa eine Stunde ruhig auf sie warten.
Die Scheinwerfer von ›St 3‹ wurden so gedreht, daß sie einen breiten Lichtkegel über den Kraterboden bis zur gegenüberliegenden Wand warfen. Im Schein dieser mächtigen Lichtquellen wanderte Professor Eggerth mit Hein über ein Erzfeld, das, in tausend Reflexen glänzend, ihre Augen oft blendete. Aus dem gleichen schimmernden Sternenstoff schien der ganze Kraterboden zu bestehen, von dem sie bereits früher Proben nach Walkenfeld mitgenommen hatten. Je weiter sie kamen, desto befriedigter blickte Professor Eggerth um sich.
Dann standen sie wieder am Ausgangspunkt ihrer Wanderung, und Professor Eggerth beorderte durch das Telefon jetzt auch Berkoff und Hansen nach unten. Auf der Leiter kletterten die beiden in die Tiefe, und dann begann eine Arbeit, zu der Professor Eggerth eine Planskizze vorlegte. An 200 über den Kraterboden gleichmäßig verteilten Stellen sollten Erzproben genommen werden. Jeder mit einer kräftigen Elektrobohrmaschine ausgerüstet, machten die vier sich ans Werk.
Fünfzig Proben hatte jeder zu nehmen. In vier Stunden war die ganze Arbeit getan. Keiner von ihnen hatte einen trockenen Faden mehr am Leibe, als sie in das Schiff kletterten und ›St 3‹ wieder nach oben schwebte.
Bald saßen sie gemütlich im Mittelraum von ›St 3‹ zusammen und taten einem aus den Schiffsvorräten schnell zusammengestellten Mahl alle Ehre an.
»Das Huhn mit Curry-Reis ist prima, prima«, meinte Hansen, vergnüglich kauend, und warf dabei einen Blick auf den Wandkalender.
»Herrschaften!« rief er und ließ Messer und Gabel sinken. »Wir schreiben ja schon den 25. Dezember, morgens drei Uhr nach Greenwichzeit. Den Heiligen Abend haben wir ja richtig über unserer Bohrerei da unten vertrödelt.«
»Wir wollen sagen, übersehen«, verbesserte ihn der Professor. »Im übrigen steht nichts im Wege, mein lieber Hansen, daß Sie jetzt noch einen Punsch brauen und das Versäumte nachholen.«
»Wird gemacht, soll sofort bestens besorgt werden«, sagte Hansen und lief zum Vorratsraum.
Dann dampften die Punschgläser auf dem Tisch und klangen zusammen. Die Männer stießen an auf die ferne Heimat und feierten in der Antarktis Weihnachten. Um die siebente Morgenstunde hob der Professor die Tafel auf.
»In die Kojen,
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