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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Herrschaften! Erst mal acht Stunden Schlaf. Dann geht’s mit Volldampf nach Walkenfeld zurück.«
    Die City of Baltimore , auf der Rückreise von Hamburg nach New York, verließ die Reede von Southampton und lief auf Westkurs der Kanalmündung und dem Atlantischen Ozean entgegen. Zu ihren Passagieren gehörte Mr. Haynes. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Europa hegte der Vertreter der American Associated Press den Wunsch, wieder einmal die gesegnete Luft der Vereinigten Staaten zu atmen. Unter den Amerikanern, die in Southampton auf das Schiff kamen, hatte er einen alten Bekannten entdeckt, Mr. James Garrison, der in der großen kalifornischen Sternwarte in Pasadena tätig war und von einer englischen Studienreise nach den Staaten zurückkehrte.
    Nach der Mittagsmahlzeit zog Mr. Haynes sich seinen flauschigen Ulster über, um durch einen tüchtigen Spaziergang allen Folgen der üppigen Verpflegung entgegenzuwirken. Er beabsichtigte, vierzigmal um das Oberdeck herumzumarschieren.
    Nach der zwanzigsten Runde gesellte sich Mr. Garrison zu ihm, und ein Gespräch kam in Gang. Ein scharfer Westwind blies ihnen entgegen, als sie wieder nach vorn marschierten.
    Unwillkürlich steckte Haynes seine Hände tiefer in die Manteltaschen, da spürte seine Rechte etwas Hartes, Schweres. Er zog die Hand heraus und hielt ein glitzerndes Stückchen Metall von der Größe einer mittleren Haselnuß zwischen den Fingern.
    »Oh, Mr. Haynes, was haben Sie denn da?« fragte ihn Garrison interessiert.
    Einen Augenblick mußte Haynes sich besinnen, dann erinnerte er sich wieder, wie er zu dem Brocken gekommen war. »Ein Andenken aus der Antarktis, wie ich vermute, Mr. Garrison.«
    »Aus der Antarktis? Wie kommen Sie dazu?«
    Haynes erzählte ihm, wie er vor Monaten in Walkenfeld war, um die Ankunft der Eggerthschen Stratosphärenschiffe abzuwarten, und wie er bei der Gelegenheit das Stückchen im Laderaum des Flugzeuges fand und unbemerkt in die Tasche steckte.
    »Ein reiner Zufall, daß ich es jetzt wieder entdeckte«, schloß er seinen Bericht, »ich habe diesen Mantel seit Monaten nicht mehr getragen. Das Stück muß irgendwie aus der Station eines gewissen Dr. Wille am magnetischen Südpol stammen. Sie haben vielleicht von dem Mann und seinem Unternehmen gehört.«
    Garrison nickte. »O ja, gewiß! Schade, daß Dr. Wille kein Amerikaner ist. Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Geophysik. Nur sein Assistent, ein Dr. Schmidt, könnte ihn darin noch überflügeln. Man interessiert sich in Pasadena sehr für die Arbeiten der beiden. Dieses Mineral … merkwürdig, recht merkwürdig.«
    Während Garrison die letzten Worte sprach, nahm er Haynes das Stückchen Erz aus der Hand und wog es prüfend.
    »Was soll daran merkwürdig sein?« fragte Haynes. »Das nichtswürdige Zeug hat mir das ganze Taschenfutter zerrissen. Werfen Sie es doch einfach über Bord.«
    Garrison schüttelte den Kopf. »Würden Sie mir das Stück überlassen? Ich möchte es in Pasadena gern genauer untersuchen.«
    »Herzlich gern, wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tun kann.«
    »Besten Dank, Mr. Haynes. Sie meinen, das Stück stammt aus der antarktischen Station?«
    »Nach meiner festen überzeugung, ja! Das Stratosphärenschiff hatte allerlei Ausrüstungsgegenstände dorthin gebracht und anderes Material, das nicht mehr benötigt wurde, zurückgeholt. Da muß der Brocken wohl irgendwie mit in das Schiff gekommen sein. Sonst könnte er nur aus den Eggerth-ReadingWerken in Walkenfeld stammen.«
    Mr. Garrison wickelte die Erzprobe in ein Stück Zeitung und versenkte sie in seiner Brusttasche.
    »Well, Mr. Haynes, ich bin Ihnen sehr verbunden. Aber es wird mir hier oben doch zu frisch. Ich werde in meine Kabine gehen. Kommen Sie mit unter Deck?«
    Haynes sah nach der Uhr.
    »Noch nicht, Mr. Garrison. Habe noch sechs Runden zu machen. Ist unbedingt nötig!«
    »All right«, nickte Garrison und wandte sich zur Treppe. Haynes trabte allein weiter, um sein Pensum zu erledigen. Der Betrieb in der antarktischen Station lief in der alten Weise weiter. Nach wie vor blieben die fünf Insassen der Station in der ungeheuren Einsamkeit auf sich selbst angewiesen, und es war gut für sie, daß sie durch ihre Tätigkeit voll in Anspruch genommen und von gefährlichen Grübeleien abgehalten wurden.
    Da mag an erster Stelle Rudi Wille genannt werden. Dem hatte der Weihnachtsmann Rolf Hansen eine Kiste unter den Baum gestellt, von der nach Lorenzens sachverständigem Urteil ein

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