Ein Stern fliegt vorbei
„denn das würde voraussetzen, daß wir schon alles richtig erkannt haben. Und außerdem…“
„Außerdem?“ fragte Ljuba, ein wenig streitsüchtig.
„Außerdem wissen wir, was wir wissen müssen: daß der Planetoid erhalten werden muß, und es ist jetzt viel wichtiger, zum Beispiel Uran zu finden“, schloß Miguel das Thema ab.
Die anderen Schiffe des Vorkommandos waren inzwischen nicht untätig gewesen.
Auf den Planetoiden waren Tiefbohrungen vorgenommen worden, von der SIRIUS war hier und da ein kleiner Brocken eingefangen und untersucht worden. Aber Uran oder andere Energieträger hatte man noch nicht gefunden.
Besonders weit zurück war die Erforschung der mittleren Bruchstücke, mit denen sich ja nur ein Raumschiff befaßte. Die WEGA sollte deshalb auf diesem Gebiet mitarbeiten.
Die Untersuchung dieser Brocken von Kilometergröße konnte direkt von den Operativraketen aus geschehen. Ihre Gravitation war so gering, daß es genügte, die OR auf die gleiche Bahn zu bringen und das Bruchstück, das meist rotierte, unter sich wegdrehen zu lassen. Nur manchmal, wenn das Bruchstück zu unregelmäßig geformt war, mußte man mit einigen schwachen Schubimpulsen ausweichen.
Jiři Kotr betrachtete angestrengt die vom Scheinwerfer beleuchtete Fläche eines Bruchstücks, die in zweihundert Meter Abstand an der OR vorbeizog.
„Halt! Hier landen!“ rief er plötzlich und sprang von seinem Pult auf. „Eine Bodenprobe!“
Sanft lenkte Wladimir Schtscherbin die OR und landete sie. Jiři und Ljuba hatten einander schon die Helme aufgesetzt und verschwanden in der Schleuse. Wladimir sah durch die Frontscheiben, wie der Geologe die Umgebung der Rakete absuchte. Jetzt schien er etwas gefunden zu haben; er kniete nieder. Dann kroch er langsam von der Rakete weg.
„Halt“, rief Wladimir. „Wenn du weiter willst, müssen wir erst den Unterstand bauen.“
„Ja, gleich“, antwortete der Geologe durch den Helmfunk, kroch aber unbeirrt weiter, über den Rand des Lichtkegels hinaus.
„Komm sofort zurück“, befahl der Kapitän erneut.
„Ja, sofort“, antwortete der Geologe mit erregter Stimme. Dann drang aus dem Empfänger Knacken und Rauschen.
Wladimir schaltete den Punktscheinwerfer ein und richtete ihn. Er sah Jiři Kotr liegen. Wie es schien, preßte der Geologe den Helm an den Boden.
„Was ist denn los?“ rief Wladimir, jetzt doch besorgt. Aber da sah er, wie der Geologe sich vorsichtig wieder aufrichtete, Werkzeug vom Gürtel nahm und anfing den Boden zu bearbeiten.
„Was ist das für ein Unsinn, komm sofort zurück“, rief der Kapitän, freilich nicht mehr so energisch, sondern eigentlich nur noch der Pflicht gehorchend, denn es war ihm klargeworden: Der Geologe mußte etwas gefunden haben.
Als Jiři mit Ljuba aus der Schleuse kam, war der faustgroße Felsbrocken, den er in der vom Raumanzug geschützten Hand trug, schon mit einer Reifschicht bedeckt. Der Kapitän half beiden, den Helm abzunehmen.
„Du kannst es jetzt nicht sehen“, sagte der Geologe, „aber du kannst es hören!“
Er hielt den Brocken an einen der Geigerzähler, die an mehreren Stellen in der Kanzel hingen, und sofort ertönte wieder das Rauschen und Knacken.
„Hört ihr’s?“ fragte der Geologe triumphierend. „Uranpechblende!“
Wladimir Schtscherbin schaltete mit einem schnellen Griff die Funkverbindung zur WEGA ein. „Kommandantenspruch!“ befahl er. Mit einer beinahe feierlichen Armbewegung forderte er Jiři auf zu sprechen.
Der Geologe wußte, daß das, was er jetzt sagen würde, über die Informationskanäle aller sieben Raumschiffe gehen würde, daß jeder, gleichgültig, wo er sich befände, ihn hören mußte. Er stotterte fast. „Uran! Wir haben Uran gefunden. OR 1 von WEGA hat auf M 57 Uranpechblende entdeckt. Wir untersuchen weiter.“
Einige Minuten später meldete sich die WEGA.
„An Kommandant! Alle haben den Spruch bestätigt, bis auf die SIRIUS. Wir haben keine Verbindung mehr. Von der SIRIUS liegt nur noch ein letzter, verstümmelter Funkspruch vor.“
„Wir brechen ab und kommen sofort zurück. Fertigmachen zur Aufnahme von OR 1.“
„Was ist denn da los?“ fragte Ljuba.
Wladimir schwieg.
„Du weißt doch etwas?“ fragte Jiři Kotr.
„In den letzten Tagen“, sagte Wladimir langsam, „gab es zwei Meldungen von der SIRIUS, an sich unbedeutend, aber…“
Er schwieg wieder.
„Sag schon“, drängte Ljuba.
„Lutz Gemba hat sich den Arm gebrochen. Ein Holm des Barrens, an
Weitere Kostenlose Bücher