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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dem er turnte, knickte plötzlich ein. Das war die eine. Und beim Versuch, ein kleines Bruchstück einzufangen, erlitt der Pilot der OR 2 von der SIRIUS Vakuumverletzungen leichten Grades. Der Raumanzug war undicht geworden.“
    Jetzt schwiegen alle. Freilich waren das leichte Unfälle, wie sie immer wieder vorkommen. Trotzdem hatte jeder ein unbehagliches Gefühl – vielleicht, weil es sich in beiden Fällen offensichtlich um Materialfehler handelte, die eigentlich ungewöhnlich waren. Aber auch die Erinnerung an die Raumlethargie, die ja die meisten miterlebt hatten, geisterte ihnen durch die Köpfe.
     
    Einen halben Tag später näherten sich die WEGA und die ATAIR der Position der SIRIUS. Auf ihren Radarschirmen sahen sie das Schwesterschiff, aber sie wurden von dorther nicht angepeilt. Auch alle Funkrufe blieben ohne Antwort. Nach einer weiteren Stunde hatten sie tausend Meter beiderseits der SIRIUS Position bezogen und strahlten sie mit Scheinwerfern an. Das Riesenrad rotierte langsam, wie gewöhnlich. Aber sonst rührte sich nichts.
    „Versuchen wir’s mit optischen Signalen“, sagte Wladimir Schtscherbin zu Kat, die bleich neben ihm saß. „Schalte dir den Scheinwerfer zu und morse folgendes hinüber.“
    Er wartete, bis sie soweit war, und als sie ihn auffordernd anblickte, sagte er: „Achtung SIRIUS… Achtung SIRIUS… Empfangen keine Signale von euch. Bestätigt diesen Spruch durch einmal Notsignal. – So, und nun das Ganze wiederholen.“
    Sie warteten mit angehaltenem Atem, und sie vergaßen ganz, daß sie auf dem Bildschirm nur eine optisch-elektronische Wiedergabe des Raumschiffs vor sich hatten und nicht die SIRIUS selbst.
    Und dann sahen sie, wie sich von der Nabe des großen Rades ein Wölkchen löste, das schnell größer wurde und im Scheinwerferlicht grell leuchtete.
    Die beiden atmeten tief auf. Wladimir schaltete die Rundsprechanlage ein und informierte alle: „Die SIRIUS hat auf optisches Signa! geantwortet. Weiteres in Kürze.“ Er schaltete wieder ab, überlegte einen Augenblick und diktierte dann: „Wir legen euch einige Fragen vor. Antwortet über Notsignal. Einmal bedeutet ja, zweimal bedeutet nein. Erste Frage: Lebt die Besatzung?“
    SIRIUS signalisierte: Ja.
    „Zweite Frage: Sollen wir euch zu Hilfe kommen?“
    SIRIUS antwortete mit zweimal zwei Wölkchen, was wohl ein besonders energisches Nein sein sollte.
    „Dritte Frage: Seid ihr manövrierfähig?“
    Nein.
    „Vierte Frage: Sind Leben und Gesundheit der Besatzung unmittelbar bedroht?“
    Nein.
    „Fünfte Frage: Könnt ihr eine direkte Verbindung mit uns herstellen?“
    Ja.
    „Sechste Frage: Sollen wir weiterarbeiten?“
    Wieder das energische, doppelte Nein.
    Wladimir zögerte einen Augenblick, dann fragte er: „Sollen wir warten, bis ihr euch meldet?“
    Ja.
    „Wenn ihr einverstanden seid, machen wir jetzt Schluß.“
    Ja.
    Wladimir starrte nachdenklich auf das Schirmbild. Dann sagte er in ungewohnt heftigem Ton: „Den Funkspruch!“
    Kat verstand nicht gleich.
    „Den letzten, den verstümmelten, von der SIRIUS.“
    Sie suchte und gab ihm einen Zettel.
    „Arbeit sofort einst… Trüm… sili…“ stand darauf.
    „Wir sollen auf keinen Fall weiterarbeiten“, dachte er laut. „Also heißt das hier einstellen. Und wir sollen uns auf keinen Fall ihnen nähern, zu ihnen kommen, mit ihnen direkten Kontakt aufnehmen. Direkten Kontakt – das klingt ja wie bei einer ansteckenden Krankheit.“
    „Aber sie sagen doch, Leben und Gesundheit sind nicht bedroht“, wandte Kat ein.
    Wladimir zuckte mutlos mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht.“
    Und dann erlebte Kat, mehr verblüfft als entsetzt, wie ihr Wolodja, ihr Mann, der Kapitän und Kommandant des Vorkommandos Wladimir Schtscherbin leise und anhaltend vor sich hinfluchte.
    „Kannst du das mal im Klartext sagen?“ fragte sie, als er aufgehört hatte.
    „Entschuldige“, sagte er erschrocken, „aber…“ Er schwieg verbissen. Dann begann er noch einmal ruhiger: „Ich müßte hinüber, aber – sie wollen es nicht. Sie müssen einen Grund dafür haben. Also kann ich nicht, auch wenn ich den Grund nicht weiß.“ Er schlug mit der flachen Hand aufs Pult.
    „Sehr richtig, du kannst nicht“, wiederholte Kat. „Und das ärgert dich? Meinst du nicht, daß wir unseren Freunden ruhig vertrauen können?“
    Er sah sie dankbar an. „Doch, ja. Natürlich. Aber es ist gut, wenn man sich das nicht nur selbst sagt. Also – warten wir!“
     
    Was war auf der

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