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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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des Kommandanten, die neue SIRIUS, in Gestalt einer großen Ringstation, das Akademie-Geschwader unter der Leitung von Yvonne Gemba und die Holidaysche Arbeitsgruppe, bestehend aus je zwei großen Ringstationen; außerdem die 50 Ringe des Werkstatt-Geschwaders, das von Ljuba Hernandez geleitet wurde, und die 20 Raumschiffe der Flottenreserve. Im Flaggschiff befand sich außer den Mitarbeiterstäben Nadja Shelesnowas und ihres Stellvertreters für gesellschaftliche Fragen, Lutz Gemba, auch das Kommando des aus 600 Raumschiffen bestehenden Transportgeschwaders, das in den Händen von Henner Hellrath lag.
    Die übrigen Raumschiffe, diejenigen, die die unmittelbare praktische Arbeit am Feld zu verrichten hatten, waren für die erste Etappe so aufgeteilt: Das Abbaugeschwader unter dem Kommando von Wladimir Schtscherbin, bestehend aus den Abteilungen Alpha, Beta, Gamma, Delta und Epsilon mit je zehn Schiffen, baute das Erz an den fünf hauptsächlichen Fundstellen ab und transportierte es zum Werkstattgeschwader, wo es aufbereitet wurde. Das Aufbaugeschwader 1 – 80 Schiffe unter dem Kommando von Martin G. Morrell – verfestigte auf dem Planetoiden V die Bodenabschnitte, auf denen die Ionentriebwerke für die Beschleunigung des Planetoiden stehen sollten. Das Aufbaugeschwader 2 – je zwölf Schiffe für jeden der anderen vier Planetoiden – begann mit Tiefensondierungen, die den Geologen genauere Vorstellungen über den Aufbau der Planetoiden beschaffen sollten, die erste Voraussetzung, um den Plan der Rotationszerstörung erfolgreich durchführen zu können. Zu jedem Geschwader gehörten mehrere Wohnringsiedlungen, das heißt also Gruppen von Wohnringen, die in die Nähe des jeweiligen Arbeitsplatzes gelegt wurden oder genauer, die auf solche Bahnen gebracht worden waren, daß sie zwar in Sicherheit vor den Schwärmen und Bruchstücken des Feldes, aber doch ständig möglichst gut erreichbar waren.
    Am abwechslungsreichsten waren anfangs die Arbeiten im Abbau-Geschwader. Sie fanden überall verschiedene Bedingungen vor. Die Zusammenstellung und Handhabung der Maschinerie, die meist erst nach den Angaben der Abbautrupps in den Werkstattschiffen zusammengesetzt oder gar konstruiert wurde, erforderte Geschick und Findigkeit. So wurde es denn zuerst Brauch und bald danach offiziell eingeführte Regel, daß die Angehörigen des Akademie- und des Werkstatt-Geschwaders wenigstens eine Woche im Monat in einem Abbautrupp Dienst taten.
    Das schien zwar zunächst eine zusätzliche Belastung zu sein, erwies sich aber als so fruchtbar, daß der Flottenrat lieber zusätzliche Kräfte für Akademie und Werkstatt von der Erde anforderte, als auf diese Schule der Praxis zu verzichten.
    Denn die Arbeit im Akademie- und im Werkstatt-Geschwader war im Grunde ganz irdische Arbeit, nur unter erschwerten Bedingungen. Sie erforderte Zähigkeit, Ausdauer, Fleiß, Genauigkeit, sie hatte ihre erfreulichen Erfolge und ihre anspornenden Mißerfolge – aber die Menschen, die diese Arbeit zu tun hatten, waren eingesperrt in vier Wände. Und wenn sie auch bei der ersten Expedition, im Vorkommando und in den Zwischenzeiten dazu herangereift waren, so bestand doch immer die Gefahr, daß ihnen ihre Arbeit einmal je nach Temperament entweder unerträglich oder langweilig werden würde, und da das eine zur Unsachlichkeit, das andere zur Routine verführt, war beides gleich gefährlich.
    Auf den Planetoiden und Bruchstücken des Feldes aber trat der Mensch der Natur direkt entgegen; zwar in der ganzen schimmernden Rüstung seiner entwickelten Technik, aber dafür auch einer Natur, die nichts Irdisches hatte, die bizarr war und fremd, schwarz und kalt, die sich mit immer neuen verborgenen Listen wehrte, die jeden Tag ein frisches Heer von Absonderlichkeiten in den Kampf führte – in einen Kampf, von dem auch die früheren Ereignisse nur einen schwachen Abglanz hatten vermitteln können.
    Nicht daß diese Arbeit besonders gefährlich oder körperlich anstrengend gewesen wäre; aber sie erforderte den ganzen Menschen, jedes Körnchen seines Wissens, und wenn nicht die Kraft, so doch die Beherrschung jeder Muskelfaser; und schließlich, nicht zum geringsten, die Widerstandsfähigkeit des Gefühls.
    Yvonne erregte diese Arbeit immer wieder. Sie hatte eine Art persönlicher Beziehung zu dem Feld, ein Verhältnis wie zu einem intimen Feind. Oft, wenn sie in der Kanzel des Universalgeräts mit den geknickten Teleskopbeinen saß, das nach Ljubas Vorstellungen

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