Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Straßenverkäufern, die mit tropischen Früchten handeln. Alle paar Häuserblocks siehst du die Goldene Pagode oder die Spitze eines buddhistischen Stadttempels. Aber dies sind nicht die Tempel, nach denen du suchst. Sie beherbergen Mönche und Nonnen, die die alten Texte studieren, sie rezitieren und predigen können und sie schließlich lehren. Aber um das einfache Waldleben zu finden, das meditative Leben mit Gewand und Schale, so alt wie der Buddha selbst, mußt du das Stadtleben und seine Tempel weit hinter dir lassen. Nimm an, du bist in Thailand, dem Land mit der größten Anzahl von Klöstern und Mönchen, so besteigst du einen Zug auf dem geschäftigen Bahnhof Hualampong und fährst früh am Morgen in Richtung der Provinzen des abgelegenen Südens oder Nordostens.
Die erste Stunde der Reise führt dich allmählich außerhalb des Stadtgebietes, weg von den Häusern, den Geschäften und den Hütten entlang der Bahnlinie. Die weite Ebene von Zentralthailand zieht an dir vorbei, die grüne Reisschüssel Südostasiens. Kilometer um Kilometer Reisfelder, schachbrettartig durch kleine Dämme zwischen den Feldern in Parzellen unterteilt und rhythmisch durch Kanäle und Wasserwege getrennt. Am Horizont dieses Reismeeres siehst du alle paar Kilometer an vier oder fünf Stellen inselartige Gebilde – dichte Gruppierungen von Palmen und Bananenstauden. Falls dein Zug nahe genug an diesen Palmeninseln vorbeirollt, siehst du den Lichtschein eines Klosters mit orangefarbigem Dach und eine Ansammlung von Holzhäusern auf Stelzen – ein typisch südostasiatisches Dorf.
Jedes bewohnte Dorf, ob nun mit 500 oder 2000 Einwohnern, hat wenigstens ein Kloster. Es dient als Ort für Gebete, Zeremonien, Versammlungen, und viele Jahre lang diente es auch als Dorfschule. Hier ist der Ort, wo sich die meisten jungen Männer des Dorfes im Alter von zwanzig Jahren für ein Jahr oder drei Monate ordinieren lassen, um so viel über die Wege des Buddha zu lernen, daß sie zu vollwertigen Mitgliedern ihrer Gesellschaft heranreifen. Das Kloster wird wahrscheinlich von älteren, einfachen und gutmütigen Mönchen geleitet, die einige der klassischen Texte studiert haben und genug über die Zeremonien und grundlegenden Lehren wissen, um als Dorfpriester fungieren zu können. Dieses Kloster ist ein integraler und schöner Teil des Dorflebens; aber es ist nicht das Kloster, nach dem du Ausschau hältst.
Dein Zug bewegt sich gen Norden, der alten Hauptstadt Ayutthaya zu, die reich an Ruinen großartiger Tempel und zusammengefallener Paläste ist, die vor Jahrhunderten während der periodischen Kriege mit benachbarten Königreichen geplündert wurden. Der Geist dieser großartigen Ruinen ist in den enormen Steinbuddhas erhalten geblieben, die unerschütterlich den Jahrhunderten widerstanden haben.
Jetzt begibt sich dein Zug nach Osten auf die lange Fahrt zur laotischen Grenze über das Plateau von Korat. Stunde um Stunde zieht das Land an dir vorbei. Du siehst immer noch Reisfelder und Dörfer, aber diese werden allmählich spärlicher und ärmer. Die Kanäle und die üppigen Gärten zentralthailändischer Dörfer, die Mangobäume und das tropische Grün verwandeln sich in eine einfachere Landschaft. Die Häuser sind kleiner, die Dorfklöster schimmern immer noch hervor, aber auch sie sind kleiner und einfacher. Hier ist eine ältere, selbstgenügsamere Lebensart erhalten geblieben. Man kann sehen, wie Frauen in ihren überdachten Hauseingängen an Handwebstühlen sitzen und Decken weben, während Bauern auf ihren Reisfeldern arbeiten und Kinder Wasserbüffel in nassen Gräben entlang den Eisenbahnschienen hüten.
Die ländliche Gegend in diesen wenig entwickelten Provinzen enthält viel von dem, was von der Tradition der Waldmönche und -nonnen erhalten geblieben ist. Hier gibt es noch Waldgebiete und Dschungel, kleine, dicht bewachsene Berge und unbewohnte Grenzregionen. Und viele Jahrhunderte lang haben die hier lebenden Menschen jene Waldmönche und Klöster unterstützt, die sich der Erhaltung und Verwirklichung der Lehren Buddhas gewidmet haben. Zum überwiegenden Teil sind diese Mönche nicht als Dorfpriester tätig, sie lehren auch nicht in der Schule, weder studieren sie, noch bewahren sie die Sprache der alten aufgezeichneten Schriften. Ihre Absicht ist, ihr Leben voll auszuschöpfen und in ihrem eigenen Herzen die Erkenntnis und den inneren Frieden zu verwirklichen, so wie es der Buddha gelehrt hat.
Wenn du den Zug verläßt und
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