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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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Boot kräftig zum Wasser zu zerren. Sein Gesicht lief sofort violett an, und die Arterie auf seiner Stirn schwoll an wie eine Schlange. Auf der Stelle überkam ihn Panik, daß der alte Mann einfach explodieren würde, wenn irgendwas nicht schnell genug in Gang käme.
    »Lassen Sie mich mal«, sagte er, setzte den Kasten im Schlamm ab und verpaßte der Bootswand schnell einen drohenden Ruck, der das Boot aus dem Schlamm riß und es dem Griff des alten Mannes entwand und halb ins Wasser schleuderte.
    Mr. Lamb stand einfach daneben und schaute auf das Boot und maß die Entfernung, die es in seinem kurzen Flug zurückgelegt hatte, und murmelte: »Sie haben noch ’ne Familie zu ernähren, mein Sohn«, und hastete umher und griff sich den schwarzen Kasten und strebte auf das Boot zu. »Also, ich steige jetzt ein, und Sie schieben uns an«, sagte der alte Mann und trippelte auf Zehenspitzen über die Sitze hinweg und ließ sich rückwärts auf der Bugspitze nieder, so daß seine Hosenaufschläge zwanzig Zentimeter über seinen dürren Knöcheln klafften, während er über die Wirkung seines Gerangels mit dem Boot nachdachte. »Steigen Sie ein, steigen Sie ein, Newel, verdammt noch mal!« schrie er.
    Er schmiß die Fangleine in den Hohlraum hinter dem Sitz, verpaßte dem Boot einen weiteren, weniger verdächtigen Ruck, und der Traveler trieb zwischen dem Ufergras und den Stümpfen im Flachwasser hindurch und trudelte gelassen auf das offene Wasser hinaus, wo der Widerschein der Sonne die Wasseroberfläche stumpf machte und die Lichtquelle irgendwo im Wasser selbst zu lokalisieren schien.
    Mr. Lamb rutschte breitbeinig auf seinem Sitz herum und begann mit einer peinlich genauen Inspektion des westlichen Seitenarms des Sees, eine Hand auf seinem schwarzen Kasten, während er mit der anderen seine Augen gegen die Sonne schützte. Er machte sich allmählich Gedanken darüber, was der alte Mann eigentlich genau tun wollte, wenn er einmal das entdeckt hatte, was er suchte, und er fragte sich, ob es wohl zu erneuten Tiraden und Hektik führen würde. Er ließ sich schweigend in das beschwerte Heck des Bootes zurückfallen, spielte an dem Schaft des Paddels herum und wartete darauf, daß der alte Mann ihm sagte, was er tun sollte.
    Mr. Lamb saß noch einen Moment so da und schützte seine Augen, ohne etwas zu sagen, und suchte das Ufer ab, als wartete er darauf, daß sich dort etwas zu erkennen gab und ein eindeutiges Signal sendete.
    Vor ihnen im verträumten Seichtwasser am nördlichen Rand des Sees konnte er eine Familie von Klappschildkröten erkennen, die sich, ungestört von dem Tumult auf dem Wasser, auf dem oberen Rand eines halb im See versunkenen Eichenstammes sonnte. Jenseits der Stelle, an der das Boot festgezurrt gewesen war, klopfte der Specht noch ein  plock , und er saß bewegungslos in der Sonne, spielte an dem warmen Griff des Paddels herum, beobachtete, wie die Augen des alten Mannes über den Sumpf hin und her schossen. Das Boot wurde von einer Brise abgestandener Luft, die aus dem Wald kam, vorangetrieben und driftete ziellos nach Westen.
    Mr. Lamb saß noch einen Moment so da und beobachtete, soweit er es beurteilen konnte, gar nichts. Der alte Mann hatte seine Brille aufgesetzt und starrte gebannt auf das buschige Ufer des Sees, bis er auf einmal mit einem giftigen und boshaften Grinsen seinen Kopf herumdrehte und auf eine Stelle zeigte, wo ein kleiner Buckel aus Lehm und Zweigen im Wasser aufgehäuft worden war, der einen dicken, klebrigen Erdhügel bildete. »Rudern Sie mich da rüber«, sagte er laut flüsternd.
    »Zu dem Hügel da?« fragte er und versuchte, mit dem Ruderblatt auf den Hügel zu zeigen.
    Der alte Mann schaute ihn ungeduldig an. »Das ist eine Biberhütte«, flüsterte er und begann, die Kupferdrähte, die um den Kasten herumgewickelt waren, abzuwickeln, und schraubte die kleinen goldenen Flügelschrauben an den Polen noch fester.
    Während er das Boot nach drüben auf den Biberhügel zutrieb, versuchte er herauszukriegen, welche Laune des geologischen Abschnürungsprozesses diese Formation des Sees verursacht hatte, der wahrscheinlich, dachte er, ein Zwölftel der Größe des Sees besaß, über den sie mit Gaspareau herübergekommen waren, und der anscheinend ein stehendes Gewässer war. Aus dem Erscheinungsbild des Wassers schloß er, daß der Sumpf ausschließlich vom Regen und den Überschwemmungen feucht gehalten wurde, die einmal im Jahr das Gebiet überfluteten, dann wieder abliefen

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