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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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Ahnung, was es da erwartete. Und sofort war die ganze Schräge vollgestopft mit ’nem Haufen blökender Schafe oder Hereford-Rindern, und es war ein einziges Chaos, und irgend jemand mußte da rein und sich zwischen sie drängen, um sie wieder ordentlich aufzureihen und in Gang zu bringen. Aber wenn sie diesen Ziegenbock hatten, der die Tiere führte, dann lief alles so glatt wie Scheiße durch ’nen Blechtrichter, und die Schafe fielen um wie Enten an ’nem Schießstand, und alle waren zufrieden, einschließlich des Ziegenbocks, weil sich, kurz bevor er an die Stelle kam, wo der Nigger die Schädel knackte, ein kleines Klapptürchen an der Seite öffnete, und der Ziegenbock trottete in dieser Richtung davon, und das Tor schloß sich ganz schnell wieder, und die Schafe machten noch ein paar Schritte, und  bumm! , gingen in der ganzen Stadt die Lichter aus. Und der Ziegenbock ging wieder zurück zum Abfall und genehmigte sich erst mal ’n paar Suppendosen, bevor er wieder an die Arbeit gehen mußte. Und er war ein aufdringlicher Ziegenbock, wissen Sie«, sagte der alte Mann. »Er zog sich auf seinen Hinterbeinen hoch und fraß das Telefonbuch direkt vom Tisch des Meisters, fraß seine Füllfederhalter und seine Diktaphonkabel, seine Büroklammern und einfach alles. Und dann drehte er sich wieder um und führte wieder einen neuen Haufen Schafe die Schräge hinab, damit sie einen über den Schädel kriegten.«
    Der Charakter des Waldes hatte allmählich begonnen, sich zu wandeln, die Bäume waren niedriger und gestatteten, daß sich einige Flecken direkt einfallenden Sonnenlichts sammelten. Die abgestorbenen Bäume verschwanden allmählich, und junge Wassereichen standen in Gruppen zusammen und verengten den Pfad. Er roch das Aroma stehender Luft, allerdings aus keiner bestimmten Richtung, sondern von irgendwo vor ihnen, wohin er aber durch das Geflecht der Zweige nicht sehen konnte.
    »Also«, sagte der alte Mann, »das ging so lange, bis einige im Schlachthof den Ziegenbock nicht mehr so gerne mochten, der zufälligerweise  Newel  hieß.« Mr. Lamb warf ihm verstohlen einen rebellischen Blick zu und richtete die Augen schnell wieder auf die Straße. »Einige dachten, daß der alte Newel ein bißchen zu groß für seine Hosen wäre, wenn man bedachte, wie er sich benahm, einfach alles auffraß und zerkaute, auf das sein Blick fiel, sich anschließend seelenruhig umdrehte und eine ganze Herde von freundlichen Schafen – die in Gottes Augen ja irgendwo seiner Art waren – zu ihrem Untergang durch die Hände dieses treffsicheren Niggers führte. Also kamen sie auf den Gedanken, ihn eines Tages die Schräge hinabzuschicken und zuzuschauen, wie der farbige Gentleman ihn zusammen mit dem Rest des vorhandenen Viehbestands abschlachtete, weil sie meinten, daß ihm das eine Lektion erteilen würde, die er sein Lebtag nicht vergessen würde. Nur daß sie um die Tatsache nicht herumkamen, daß sie den alten Scheißkerl unbedingt brauchten und sich nicht noch mal die ganze Mühe machen wollten, einen anderen Ziegenbock abzurichten, damit er das tat, was dieser Ziegenbock schon so gut machte – wenn er bloß nicht so widerlich gewesen wäre.« Zwei winzige Speicheltropfen hatten angefangen, einen Kampf um den Platz in den Mundwinkeln des alten Mannes zu führen, und störten nun irgendwie, sobald der seinen Mund aufmachte. »Also«, sagte er, »beschlossen sie, dem alten Newel einen Streich zu spielen, und dachten, das würde ihn davon heilen, so hochnäsig zu sein. Sie gingen los und holten ihn und stellten ihn an der Schräge vor eine ganze große Herde von Schafen und öffneten das Tor, und natürlich, da ging der alte Newel los, wie Moses, der die Juden führte. Nur als sie das kleine Klapptürchen erreichten, das normalerweise aufging, so daß der alte Newel in letzter Minute entschlüpfen konnte, blieb das kleine Tor zu, und durch den Druck der Schafe, die die Neigung runterkamen, wurde der alte Newel genau vor diesen großen schwitzenden Nigger mit seinem blutigen Vorschlaghammer geschoben. Und blitzschnell hob der den Hammer und tat so, als wollte er Newel abschlachten, so wie er’s mit jedem anderen Schaf tat, und, was glauben Sie, ist dann passiert?« Die Stimme des alten Mannes war heiser vom Schreien, und er spähte mit aufgeworfenen Lippen voraus, und seine Augen leuchteten, während der Jeep weiter und hinaus ins strahlende Sonnenlicht schlingerte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und versuchte, nicht

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