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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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sowieso voll in der Hand, weil die beiden sofort anfingen, sich in die Hosen zu machen, als ich ihnen ihre Vergehen aufzählte. Sie waren beide Majore, hatten ihre Uniformen an, also wär vielleicht noch ’ne ganze Latte weiterer Verbrechen dazugekommen, die man zu der, die ich schon kannte, noch hinzufügen konnte. Also hab ich die beiden Arschlöcher verhaftet. Ich habe ihnen erzählt, sie wär’n auf dem besten Weg ins Gefängnis, und die Arschgesichter wurden weiß wie ’ne Wand, fingen an, sich anzuschauen, als suchten sie nach irgendeinem Weg, mich zu beschwichtigen, und einer von ihnen fragte dann, ob sie nicht irgendwas tun könnten, damit ich sie laufen lassen würde, ohne sie dem Sheriff zu übergeben. Und ich sagte: ›Tja, ich weiß nicht.‹ Und dann stellte sich raus, daß sie gerade aus Memphis kamen und die Feldarbeit für eine neue Karte vom Fluß machten, denn das Ingenieurscorps kontrolliert den Fluß, weil sie gerade keinen Krieg haben, wo sie ordentlich was zu bauen hätten. Und als sie mich fragten, ob sie mir nicht irgend ’nen Gefallen tun könnten, um all die Verbrechen wiedergutzumachen, die sie genau vor meinen Augen begangen hatten, sagte ich: ›Scheiße, ja. Ihr könnt diese Insel von eurer verdammten Karte streichen, damit keiner sie findet, der sie nicht finden soll.‹ Und diese armen Hunde sagten, klar, das machen sie, weil es für ’n Haufen Arschlöcher wie das Ingenieurscorps völlig egal ist, was auf die Karte kommt und was nicht, weil sie alle so beschissene Krüppel sind, daß sie sich jeden Abend ins Bett heben lassen müssen und die Hälfte von ihnen sowieso völlig korrupt ist. Also, so ist das gekommen, daß wir nicht auf der Karte sind. Und so ist es gekommen, daß es schwer ist, diesen Ort hier zu finden, denn mir ist das gerade recht. Wenn ich hierherzieh, dann will ich nicht, daß hier überall Schwachköpfe rumrennen, in der Gegend rumballern und mir meine Hirsche und Truthähne, und was sonst noch hier ist, abknallen.«
    »Und was ist mit den Hirschen passiert?« fragte er.
    »Mit welchen Hirschen?«
    »Den Hirschen, die die Majore geschossen haben. Haben Sie ihnen erlaubt, die Hirsche mitzunehmen, weil sie Ihnen diesen Gefallen getan haben?«
    »Teufel noch, nein. Was zum Teufel glauben Sie, hab  ich  da draußen um sechs Uhr morgens getan? Ich wollte die Hirschkühe selber. Ich hab da draußen ’ne Malzlecke hingesetzt. Wohin, glauben Sie, wollten diese Hirsche wohl, als diese Trottel sie abgeknallt haben? Die wollten zu meiner Lecke, genau dahin wollten sie.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es war keine Hirschsaison.«
    Der alte Mann schaute ihn bösartig an. »Das hier ist  mein  Land. Hier herrscht Jagdsaison für alles, was ich zu schießen gedenke. Ich scheiße auf Hirschsaison oder irgendeine andere Saison. Ich schieße, was ich schießen will. Ich hab da im Moment ’nen Schwarm von Wachteln draußen zwischen dem Haus und meiner Landebahn.« Er zeigte mit seinem Finger aufs nächstgelegene Fenster. »Ich schnappe mir Elinor, gehe da rüber und schieße mir zwei Wachteln zum Abendessen, wenn ich will. Und da soll mir keiner erzählen, es wäre keine Wachtelsaison, weil es Saison  ist . Diese Wachteln sind immer in Saison – in  meiner  Saison.«
    »Ich war ja bloß neugierig.«
    »Na bitte, und hier hast du deine Antwort, Mister Neugierig. Das hier ist  meine  Insel, und ich nehme auf niemanden Rücksicht außer auf mich selber, Himmel noch mal, und auf mich nehme ich auch keine Rücksicht. Ich kann’s nicht ändern, wenn auf dem Land von diesen armen Scheißkerlen hier in der Gegend keine Hirsche oder Wachteln oder sonst irgendwelches Wild mehr ist. Ich schütze das, was ich habe. Ich habe Hewes angestellt, damit er diese Arschlöcher hier nicht raufläßt. Sie haben die Bestände auf ihrem eigenen Land ruiniert, und jetzt wollen sie sie auf meinem ruinieren. Aber das werden sie nicht tun. Hewes hier paßt da schon auf, oder nicht, mein Sohn?«
    Robard sah von seinem Teller auf, schmatzte mit den Lippen und weigerte sich, am Gespräch teilzunehmen. Der alte Mann lehnte sich zurück und musterte sie beide arrogant. Er war, während er seine Geschichte erzählte, bis zur Kante seines Stuhls vorgerutscht, und nun schob er die Finger unter seine Hosenträger und warf ihnen beiden einen dreisten Blick zu, als wollte er sie provozieren, auch nur einem einzigen Wort, das er geäußert hatte, zu widersprechen.
    Mrs. Lamb begann, durch prasselndes

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