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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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die Dunkelheit hindurch an.
    »Arschloch!« sagte sie, und ihr Kinn war auf ihr Schlüsselbein gepreßt, damit sie sehen konnte, welcher Knopf in welches Loch gehörte. »Was soll denn der Schwachsinn?«
    »Ich hab’s verbockt«, sagte er, schüttelte den Kopf, behielt aber die Mündung der Zufahrt im Blick, um sich davon zu überzeugen, daß keiner um die Ecke kam, der nachsehen wollte, was der Lärm bedeutete.
    »Damit hast du  verdammt recht «, sagte sie, kümmerte sich um ihre Knöpfe, schnellte aber plötzlich wütend mit ihrem Kinn zu ihm hoch. »Ich wär ja fast erblindet, und mir hingen vor aller Augen meine Wertsachen raus.«
    »Steig ein«, sagte er. »Sonst sind gleich die Bullen hier.«
    »Das ist mir scheißegal«, sagte sie, drosch auf die Knöpfe ein, riß die Tür auf und warf sich in den Wagen.
    Sie verströmte den gleichen süßen Blütengeruch, von dem er in jener Nacht in Bishop erwacht war und den er dann überall wahrgenommen hatte, irgendein feiner Duft aus der Wüste, dem er sich nur ausliefern konnte, und er hatte sie dann vor sich gesehen, kilometerweit von ihm entfernt in jenem Augenblick. Er berührte den Stoff ihrer Bluse, um das Gewicht ihrer Brüste zu spüren, und sie schlug ihm auf die Hand und verschränkte die Arme.
    »Finger weg!« sagte sie.
    »Ich bin fünftausend Kilometer wegen ihnen gefahren«, sagte er verwundert. »Willst du, daß ich jetzt auf sie verzichte?«
    »Genau das«, sagte sie. »Ich will nicht, daß du an mir herumgrabbelst.«
    »Scheiße«, sagte er und versuchte, sie im Dunkeln zu erkennen. »Wieso stehst du dann da draußen rum und wackelst mit ihnen rum wie bei ’ner Hundeschau?«
    »Das ist doch meine Sache«, sagte sie und senkte ihr Kinn, so daß die weiche Haut auf der Unterseite nicht mehr zu sehen war.
    »Und ich mach’s jetzt zu meiner Sache«, sagte er, faßte sie am Ellbogen, schlängelte seine Hand in ihre Bluse und ließ einen Knopf nach dem anderen aufspringen.
    »Robard?« fragte sie, und ihre Beine waren steif wie Stöcke.
    »Was«, sagte er und knetete ihre Brüste.
    »Ich möchte, daß du mich fertigmachst«, sagte sie. Ihre kleinen blauen Augen waren stumpf wie Kiesel.
    »Das werde ich«, sagte er. Er bekam keine Luft mehr.
    »Ich möchte, daß nichts mehr übrig ist, wenn du fertig bist.«
    »Wird auch nicht«, sagte er.
    »Robard?«
    »Was?«
    »Ich möchte es hinten auf dem Pickup mitten im Dreck, den Steinen und dem Schmutz machen.«
    Er nahm seine Hand weg und fühlte sich plötzlich wie in einem Tornado. »Das werden wir, Süße«, sagte er. »Das werden wir.«
    Er fuhr die Steigung zur Main Street hoch und verließ die Stadt Richtung Memphis. Er fuhr an einem Drive-In-Kino vorbei, in dessen gläserner Kasse die Neonröhren leuchteten, dann an zwei Motels, dem langen eingezäunten Gelände der Luftgewehrfabrik und an einer Bar am Rande der Felder. Dann verschwand die Stadt, und die Straße führte nach Westen und dann nach Norden in das Delta hinein.
    Beuna rückte sich in seinem Arm zurecht, starrte auf den Highway und schlang die Arme um ihre Knie. »Weißt du, was ich gemacht habe, als ich in der Highschool war?« fragte sie und schaute zu ihm hoch, als wollte sie sich im voraus entschuldigen.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    Sie starrte wieder auf den Highway. »Also«, sagte sie und zupfte an ihrem Ohrläppchen. »Wir hatten so ’nen Lehrer namens Fisher. Mr. M. B. Fisher. Er war nur ein kleiner mickriger Typ und hatte die ganze Zeit Kopfschmerzen, die ihn fast umbrachten. Ich bin immer unter dem Vorwand, für die Schülerzeitung zu arbeiten, zu ihm nach Hause gegangen, und er holte seine kleine Polaroid raus, ich legte mich nackt auf den Teppich und posierte, und er machte Fotos.« Sie schaute ihn an, um zu taxieren, wie er das wohl fand. »Und nach ein oder zwei Minuten hatten wir dann die Bilder, saßen auf dem Fußboden und lachten und lachten. Ich sagte immer zu ihm: ›Mr. Fisher, ich dachte, mit diesen Kameras macht man nur Geländeaufnahmen.‹ Und er lachte und lachte. Wir hatten ’ne Menge Spaß.« Sie ließ ihren Blick wieder auf den Highway zurückwandern.
    »Wie kommt’s, daß ihr zwei nie übers Aktfotostadium rausgekommen seid?«
    »Das sind wir«, sagte sie. »Aber das war nicht so komisch.«
    »War’s wohl nicht«, sagte er und dachte an ein Motel.
    »Ich finde Ficken nicht komisch«, sagte sie ernsthaft. »Du vielleicht?«
    »Eher nicht.«
    »Wo fahren wir hin?« fragte sie.
    »Uns ein Zimmer

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