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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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etwas, was ihm selber nie gelungen war, weshalb er alles, was er dachte, immer gleich laut sagen mußte.
    Plötzlich tauchte Landrieu in der Tür auf, schlug mit seinem Spachtel gegen das Blech und kniff die Augen zusammen, um hineinschauen zu können, ohne die Tür aufzumachen. »Stehen Sie endlich auf!« rief er und verzog sein Gesicht zu einer finsteren Grimasse. Er hatte seine Kochmütze aus Chintz auf.
    »Wer sagt das?« Bloß um Landrieu zu ärgern, blieb er auf dem Laken liegen.
    »Sie sitzt da drinnen und wartet«, sagte Landrieu und verschwand. Er hörte, wie Landrieu die Treppe wieder hochstapfte.
    Die Aussicht, sich hinsetzen und essen zu können, ohne daß der alte Mann ihn ins Gebet nahm, gefiel ihm. Er kletterte aus dem Bett auf den schäbigen Betonfußboden und stand da und sah hinaus auf die Bäume, zwischen denen das Morgenlicht wächsern hindurchschien. Er fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn Robard ihn hängen ließ, und ob es wohl je irgendeine Rolle für sie spielen würde, ganz gleich, welche.
    Er zog sich an und sprang über den nassen Hof und die Treppe hoch ins Haus. Landrieu stand in der Küche und wachte über vier Streifen Speck in einer riesigen Bratpfanne voller Fett und weigerte sich aufzusehen.
    Mrs. Lamb saß am unteren Ende des Tisches und trug ein kariertes rotes Männerhemd, das nicht zu dem rötlichen Ton ihrer Haare paßte. Sie blickte kurz zu ihm auf und nahm ihre Lesebrille ab, die an einem Stück Bindfaden um ihren Hals hing. Sie saß mit dem Rücken zur Küche und las in einem  Farmer’s Almanac .
    »Es sagt für heute Regen vorher«, sagte sie genüßlich, als ob sie einen amüsanten Fehler in der Akuratesse des Buchs gefunden hätte. Sie verströmte einen frischen Fliederduft und hatte ein altes Duftkissen vorn in ihr Jägerhemd gestopft.
    »Da können sie nicht mehr allzuviel falsch machen«, sagte er und lächelte beim Versuch, liebenswürdig zu erscheinen.
    Landrieu erschien mit einem Glas Orangensaft, stellte es vor ihn auf den Tisch und verschwand wieder.
    »Es heißt außerdem«, sagte sie und setzte sich wieder ihre Brille auf die Nase, »daß es heute vor hundert Jahren auch geregnet hat, und daß der Regen zu einem schlimmen Hochwasser in Mississippi geführt hat – genau wo diese Insel liegt – und daß zweihundert Baumwollpflücker aus ihren Häusern gespült wurden.« Sie schob ihre Brille hoch und blickte über den Rand zu ihm herüber, als ob in dem, was sie erzählte, ein Ernst liege, den jeder im Umkreis von hundert Kilometern begreifen müßte.
    Mrs. Lambs rechtes Auge war, obwohl es die gleiche gelblich hellbraune Farbe hatte wie ihr linkes, keins, das im gewöhnlichen Sinn funktionierte, und war seltsam starr auf ihn gerichtet.
    »Glauben Sie, daß die Geschichte zyklisch verläuft?« fragte sie und beobachtete ihn mit der gleichen Gespanntheit, die er an Mr. Lamb bemerkt hatte, als er sich an seinem verpesteten Brunnen zu schaffen machte.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie gebieterisch. »Ich meine, was geschehen ist, ist geschehen. Mark Lamb fällt es schwer, das zu begreifen.«
    »Es ist immer schwer, das aufzugeben, woran man hängt«, sagte er.
    Mrs. Lamb blickte wieder stirnrunzelnd auf den Almanach, als ob er eine Quelle von lauter Falschinformationen wäre.
    »Wo ist Mr. Lamb hin?« fragte er.
    »Er hat seinen Willys genommen und ist rübergefahren«, sagte sie, und ihr breiter, rotgeschminkter Mund verzog sich, als ob sie gerade der flüchtige Gedanke an Gaspareau durchzuckt hätte. »Eigentlich sollten heute morgen Leute zur Truthahnjagd kommen, aber niemand ist aufgetaucht. Mark glaubt, sie kommen nicht mehr. Er meint immer, daß es furchtbar schwer ist, die Insel zu  finden «, sagte sie ernst und legte ihren Almanach weg. »Er macht sich Sorgen, wenn Leute nicht dann kommen, wenn sie kommen wollten, deswegen ist er jetzt rübergefahren und ruft in Oxford an, weil er Angst hat, daß sie sich verfahren haben. Er denkt, Arkansas wäre Ausland, wo die Leute seine persönliche Anleitung brauchen, um sich zurechtzufinden.«
    »Ich dachte, er wollte gar nicht, daß man die Insel findet.«
    »Nein«, sagte sie ruhig. Landrieu stellte einen Teller mit Rührei und zwei Brötchen vor sie hin und eine ovale Platte mit dem Speck in die Mitte des Tisches. »Mark möchte nur nicht, daß die falschen Leute sie finden. Er möchte, daß Coach Wright sie findet, und er möchte auch, daß Julius Henley, der Onkel Ihrer Freundin Beebe, sie

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