Ein stuermischer Retter
Hölle. Ich erzähle Ihnen jetzt, was ich vorbereitet habe, und dann sagen Sie mir, ob das für Sie annehmbar ist oder nicht." Etwas reumütig fügte er hinzu: „Ich mag ein unsensibler Klotz sein, aber Sie müssen wissen, dass es mir eine Ehre wäre, Sie zu heiraten."
Faith spürte, wie ihr bei diesen Worten die Tränen in die Augen stiegen. Es war ihm eine Ehre, ein schmutziges, heimatloses und gefallenes Mädchen zu heiraten! Er war wirklich durch und durch ein Gentleman.
Mit etwas sachlicherer Stimme fuhr er fort. „Es wird - wenn Sie einwilligen - eine standesamtliche Trauung sein. In Frankreich wird man heutzutage im Rathaus getraut, vom Bürgermeister. Normalerweise muss man drei Wochen warten, wegen des Aufgebots, wissen Sie, aber ..." Er rieb Daumen und Finger aneinander, das uralte Symbol für Bestechung. „... ich konnte den Bürgermeister davon überzeugen, dass die Trauung zweier Ausländer schneller vorgenommen werden könnte, und so findet sie morgen statt. Haben Sie etwas gegen eine standesamtliche Hochzeit?"
„Nein." Sie versuchte, den schmerzhaften Stich zu ignorieren. Als kleines Mädchen hatte sie immer von einer kirchlichen Hochzeit geträumt, mit Blumen, Spitze und allem, was dazugehörte. So wie sie Felix geheiratet hatte. Was für eine Ironie, dass ihre Traumhochzeit nicht echt gewesen war und dass die tatsächliche nun in einem schlichten Rathausraum stattfinden sollte.
Er schmunzelte. „Der Dolmetscher war etwas verdrossen - er ist ein ältlicher katholischer Geistlicher, wissen Sie, der eine tiefe Abneigung gegen standesamtliche Trauungen hat -, weil wir Gott nicht mit einbeziehen. Aber da wir beide nun einmal Protestanten sind, geht das nicht anders. Also, Miss Merrit, wie sieht es aus?
Werden Sie mich morgen früh heiraten oder nicht?"
Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Faith betrachtete ihn stumm. Er sah sie eindringlich an, seine Augen waren grau und emotionslos. Prüfend studierte sie sein Gesicht. Es war ernst, ohne ein Lächeln, aber es war ein gutes Gesicht, wie sie fand.
Markant. Seine Lippen waren fest und von schöner Form, seine Nase gerade und das Kinn kantig - alles wirkte, nun ja, verlässlich.
Ach, was wusste sie schon von Männern? Ihr Aussehen besagte gar nichts. Großvater war auch so ein hochgewachsener, beeindruckender Mann und Felix geradezu eine Schönheit gewesen. Nein, das Äußere verriet einem gar nichts. Sie war völlig durcheinander.
„Miss Merrit?" Er berührte ihre Hand. „Ich gebe Ihnen mein Wort, in dieser Ehe wird Ihnen nichts Böses widerfahren." Seine Stimme klang tief und aufrichtig.
Faith schloss die Augen und ergriff seine Hand. Es war eine starke Hand, warm und ein wenig rau. Faith fühlte sich sicher, wenn sie diese Hand hielt. Eine Kleinigkeit nur, aber es reichte. Es musste reichen.
Mit immer noch geschlossenen Augen nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „Mr Blacklock, wenn Sie sich ganz sicher sind, dass Sie das wollen, dann wäre es mir eine große Ehre, Sie morgen zu heiraten. Und ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich das gar nicht verdi..."
„Still!" Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. „Ich danke Ihnen."
Sie erbebte. Er küsste ihre Hand, als hätte Faith ihm den größten Gefallen getan. Als erlöse sie ihn und nicht umgekehrt. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Er würde diese ritterliche Tat keineswegs bedauern, dafür wollte sie sorgen. Mit diesem stummen Versprechen ergriff sie seine Hand.
„Gut gemacht, Miss!", sagte Stevens, als sie zum Lager zurückkehrten und Faiths Entschluss verkündeten. „Sie machen genau das Richtige. Sie werden es nie bereuen, das weiß ich. Jetzt können Sie die Vergangenheit hinter sich lassen."
Faith lächelte ihn an, ihre Augen waren feucht. Ja, sie hatte sich für das Richtige entschieden. In dem Moment, als sie seine Hand genommen und eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, hatte sie es gewusst. Es war, als habe man ihr eine ungeheure Last von den Schultern genommen. Stevens hatte recht, sie konnte mit ihrer Vergangenheit abschließen. Jetzt hatte sie wieder eine Zukunft, eine, die es wert war, für sie zu kämpfen.
Nick beobachtete die kleine Szene. Stevens war also auch einverstanden. Er selbst war überrascht, wie ungemein zufrieden er sich fühlte, als er sich an seine zukünftige Frau wandte. „Wir werden morgen um neun getraut. Ich hoffe, dass Ihnen das nicht zu früh ist, aber der Bürgermeister ..."
„Es ist nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher