Ein stuermischer Retter
daran. Die Seife war einfach und unparfümiert, doch das machte Faith nichts aus, Hauptsache sauber! Daneben entdeckte sie noch eine Bürste, einen Kamm und mehrere Taschentücher.
Er hatte ihr ein weiteres Paar Schuhe gekauft, zierliche Schlüpfschuhe aus Ziegenleder in einem hellen Beigeton. Dazu zwei Kleider aus Baumwolle, eins in Blaugrün, das andere in einem dunklen Nelkenrosa. Beide waren bequem und schlicht geschnitten, hochgeschlossen am Hals und mit langen Ärmeln. Sie schüttelte die Kleider aus und hielt sie sich vor. Sie schienen fast ein wenig zu groß zu sein. Wenn es ihr gelang, Nadel und Faden aufzutreiben, konnte Faith sie etwas enger machen und kürzen. Großvater hatte von allen Merridew-Mädchen verlangt, dass sie sich ihre Kleider selbst nähten, und Faith war sehr geschickt darin. Sie hatte meist auch Hopes Kleider genäht, denn ihre Zwillingsschwester hasste diese Tätigkeit.
Faith seufzte. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Schwester wiederzusehen.
Beim weiteren Durchstöbern der Einkäufe stieß sie auf eine Nähnadel, Garn und eine kleine Schachtel mit Stecknadeln. Sie hatten wirklich an alles gedacht! Vielleicht hofften sie, dass Faith auch ihre Kleidung ausbesserte. Den Wunsch wollte sie ihnen nur zu gern erfüllen.
Sie strich über den leise knisternden Stoff ihrer neuen Kleider. Sie hätten keinen größeren Gegensatz zu den Kleidern darstellen können, die Felix ihr gekauft hatte. Felix hatte darauf bestanden, dass alle ihre Kleider aus Seide oder einem anderen glamourösen Stoff waren, und er sah sie am liebsten in tief ausgeschnittenen, den Körper betonenden Gewändern. Sie hatte sich in ihnen nie wohlgefühlt.
Auf die Schnelle hatten die beiden Männer wohl nichts anderes gefunden, aber das störte Faith ganz und gar nicht. Sie mochte hübsche Kleider, aber im Moment waren ihr diese schlichten, hochgeschlossenen lieber als die ausgefallenen von Felix. Sie wirkten so durch und durch anständig und ehrbar, und genau das war es, was Faith in letzter Zeit gefehlt hatte. Die Menschen wurden nun einmal anhand ihrer Kleidung beurteilt. Vielleicht fand sie ja irgendwo ein paar hübsche Knöpfe oder Bänder, um den Kleidern etwas mehr Pfiff zu geben.
Vielleicht halfen ihr diese schlichten Kleider ja auch, ihr angestrebtes neues Ich zu finden.
Faith hatte nie einen Gedanken an ihr Aussehen verschwendet, bis sie und ihre Schwestern nach London gekommen waren. Sie waren in einem Haus aufgewachsen, in dem Eitelkeit nicht nur eine Sünde, sondern ein strafwürdiges Vergehen war! Es gab keine Spiegel im Court, dem düsteren alten Haus in Norfolk, wo sie den größten Teil ihrer Jugend verbracht hatte. Für sie war es geradezu ein Schock gewesen, in London feststellen zu müssen, dass man sie und ihre Schwestern - bis auf Prudence
- für Schönheiten hielt.
Ihre Zwillingsschwester Hope genoss die Aufmerksamkeit, die sie erregten. Und selbst die Schüchternste ihrer Schwestern, die sanftmütige Charity, hatte nichts dagegen gehabt, dass die jungen Männer sich um sie scharten, solange nur ihr Edward unter ihnen war. Faith hingegen hatte sich immer etwas unwohl gefühlt, wenn die Leute sie anstarrten. Sie redete sich dann immer ein, dass die sie nur anblickten, weil sie und Hope sich zum Verwechseln ähnlich sahen und blondes Haar und blaue Augen in London der letzte Schrei waren. Dennoch machte es sie nervös. Alle Blicke auf sich zu ziehen, war gewöhnungsbedürftig für ein Mädchen, das dazu erzogen worden war, möglichst nach Unsichtbarkeit zu streben.
Felix hatte es gefallen, welche Aufmerksamkeit ihr zuteil wurde, und nachdem sie miteinander durchgebrannt waren, hatte er ihr Kleider geschenkt, in denen sie sogar noch mehr Aufsehen erregte. Faith hatte sich gezwungen, sie für ihn zu tragen, weil sie ihn liebte ... weil sie geglaubt hatte, ihn zu lieben.
Nein, ihr Aussehen hatte ihr nichts als Scherereien gebracht, und nicht nur, was Felix betraf. Die feinen englischen Damen, sie sie gewagt hatte, am Hafen von Calais anzusprechen, hatten nur einen Blick auf ihr leuchtend blondes Haar und ihre seltsame Aufmachung geworfen - und sie als leichtes Mädchen eingestuft. Ungeachtet dessen, was Faith ihnen erzählt hatte und der Tatsache, dass ihr Englisch kultiviert und frei von jedem Dialekt war. Die Männer in der Stadt hatten ihr blondes Haar und das tief ausgeschnittene, zerlumpte grüne Seidenkleid gesehen und waren zu dem gleichen Schluss gelangt.
Doch in diesen schlichten, dezenten
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