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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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Miene.
    „Die Pferde", meinte Nicholas schließlich. „Die Pferde sind nicht gern auf einem Schiff."
    „Genau, Miss", stimmte Stevens eifrig zu. „Es war wegen der Pferde, es hatte gar nichts mit uns Menschen zu tun. Von uns würde keiner seekrank werden, ganz gewiss nicht. Wir haben dabei nur an die armen Tiere gedacht."
    Faith warf Nicholas einen durchdringenden Blick zu. Eindeutig war er etwas rot geworden.
    „Ich kann auch nicht unbedingt von mir behaupten, dass ich ein begnadeter Seemann bin", erklärte er etwas steif. „Aber die Pferde mögen das Segeln partout nicht."
    „Gut, dann ist ja alles geklärt. Keiner von uns möchte an Bord eines Schiffes gehen!" Sie trieb ihr Pferd zu einem leichten Trab an, während sie insgeheim ein wenig lächelte. Immerhin hatte sie dieses kleine Scharmützel gewonnen, nicht wahr?
    Das Problem war nur, dass sie sich nicht wie eine Siegerin fühlte. Der Gedanke bedrückte sie, dass Nicholas sie mit dem erstbesten Schiff von Dieppe nach England geschickt hätte, wenn sie gestanden hätte, an ihm zu „hängen".
    Sie hatten so einen herrlichen Nachmittag verbracht, mit Schwimmen, Sonnenschein und Gelächter - und dann hatten sie auch noch gemeinsam musiziert. Faith hätte sich keinen schöneren Tag denken können. Aber Nicholas war plötzlich bereit, sie von sich zu weisen und nach England zurückzuschicken. Sie konnte es einfach nicht verstehen.
    Warum war er so fest entschlossen, sich nicht von ihr lieben zu lassen? Wovor hatte er Angst? Wollte er nicht geliebt werden? Auch das konnte Faith nicht nachvollziehen. Sie hatte sich ihr Leben lang nach Liebe gesehnt.
    Warum sollte sich jemand vor der Liebe fürchten? Sie warf ihrem Mann einen verstohlenen Blick zu - und grübelte weiter.
    Auch in der folgenden Nacht fand er für sie über einer Dorfschänke ein Bett zum Schlafen. Es war ein kleines Zimmer unter dem Dach mit einer etwas schiefen Decke und einem in einer Ecke leicht absackendem Fußboden. Aber es war sauber und das Bettzeug roch frisch.
    So viel also dazu, die Nächte auf dem kalten, harten Erdboden verbringen zu müssen, dachte Faith schmunzelnd. Nach dem anfänglichen Vortrag, sie müsste sich an das entbehrungsreiche Leben einer Soldatenfrau gewöhnen, war er überaus bemüht um ihr Wohlbehagen. Obwohl ... Ihr Lächeln vertiefte sich. Vielleicht war sein Motiv ja nicht ausschließlich nur die Sorge um ihr Wohlergehen.
    Ihre ersten Bedenken, sich einem Mann hinzugeben, den sie kaum kannte, waren nach der ersten Nacht mit ihm in alle Winde verstreut. Wenn er zu Bett kam, ließ Nicholas Blacklock den eisenharten Offizier hinter sich und wurde zu einem zärtlichen Liebhaber, der sie so innig und leidenschaftlich liebte, dass sie in seinen Armen dahinschmolz.
    Die feine Londoner Gesellschaft hatte Faith und ihre Zwillingsschwester für Schönheiten gehalten. Und obwohl Faith die Bälle und die Bewunderung elegant gekleideter Herren genossen hatte, so hatte sie das nie so tief berührt wie die Art, wie Nicholas sie ansah, ehe er sie küsste. In diesen Augenblicken fühlte sie sich schön.
    Faith selbst hatte sich nie für schön gehalten. Jedes Mädchen, das mit Großvater groß geworden war, wusste, dass Schönheit ein zweischneidiges Schwert war und Eitelkeit eine Sünde, die unweigerlich mit Prügeln bestraft wurde. In Dereham Court gab es keine Spiegel und keine Besucher, nur Schwestern.
    Wenn Faith in den Spiegel sah, war ihr, als sähe sie das Gesicht ihrer Schwester vor sich. Auf Außenstehende mochten sie und Hope bezaubernd und selbstbewusst wirken, aber sie wussten beide, dass sie sich tief im Innern nicht so einschätzten. Doch wenn Nicholas' vor Leidenschaft verhangener Blick auf ihr ruhte, regte sich etwas in ihr, zu dem noch nie jemand Zugang gefunden hatte - ein Gefühl, als sähe
    er in ihr nicht nur eine der schönen Merridew-Töchter, sondern Faith, eine Faith, von der sie selbst nicht gewusst hatte, dass es sie gab.
    Wenn er sie in die Arme nahm und liebte, empfand sie sich nicht mehr wie das Mädchen, das ein halbes Leben lang in Furcht vor dem Zorn seines Großvaters verbracht hatte und dann auf einen oberflächlichen Blender hereingefallen war. Sie fühlte sich auch nicht wie ein Mädchen, das Nicolas von seiner Reise ablenkte und sich mit ihm stritt. Wenn er sie von Kopf bis Fuß mit warmen, betörenden Küssen bedeckte, als wolle er ihr wahres Wesen erkunden, nahm sie sich wie etwas ganz Besonderes wahr. Ihr Herz floss über vor Liebe, und sie

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