Ein stuermischer Retter
als das passierte?"
„Ach, zu dem Zeitpunkt war er schon längst im Krieg. Aber es war wieder eine Jagd, die der Grund war, warum er überhaupt dort hingeschickt wurde. Es war die Jagd auf eine Füchsin, von der Nick und Algy wussten, dass sie Welpen hatte. Also verwischten sie ihre Fährte mit verdorbenem Fisch und brachten dadurch die Hundemeute völlig durcheinander. Als sein Vater davon erfuhr, hätte er den Jungen beinahe umgebracht." Er schnaubte verärgert. „Der alte Sir Henry verpasste seinem Sohn die schlimmste Tracht Prügel seines Lebens und schickte ihn zur Armee, um einen Man aus ihm zu machen. Da waren die beiden Jungen sechzehn."
„Er - sie müssen sich in dem Alter ziemlich schwergetan haben in der Armee."
„Ja, so war es, Nick allerdings noch schwerer als Algy. Manche Aspekte des Soldatenlebens gefielen ihm zwar, aber das Töten ... Capt'n Nick ist ein guter
Kämpfer, es gibt wohl keinen besseren Krieger als ihn, doch Algy sagte, es wäre dann immer, als ergriffe irgendetwas von ihm Besitz. Es heißt, er hätte Berserkerblut in den Adern, eine kalte Kampfeswut. Aber wenn es vorbei ist, dann hasst Master Nick sich selbst." Er sah Faith an. „Mr Nick hat in seinem Leben oft mit dem Tod zu tun gehabt. Fast alle seine Kameraden fielen in irgendeiner Schlacht. Und dann war da ja die Geschichte mit seinem Vater. Und die mit seinem Bruder."
„Mit seinem Bruder?"
„Er starb an einer Blutvergiftung, kurz bevor sein Vater sich die Wirbelsäule brach.
Ich muss sagen, das hätte Lady Blacklock, Mr Nicks Mutter, beinahe umgebracht. Da verliert sie erst den jungen Mr Henry, ihren Erben, und anschließend muss sie mit ansehen, wie ihr Mann einen langsamen, qualvollen Tod stirbt - es hat tatsächlich Monte gedauert. Und Capt'n Nick war zu der Zeit bei der Armee und riskierte Tag für Tag sein Leben. Die arme Frau. Ihr Haar ist darüber schlohweiß geworden vor lauter Kummer und Sorge."
Die arme, arme Frau. Was für ein schreckliches Los, dachte Faith. „Ich nehme an, Nicholas kehrte daraufhin nach Hause zurück, um ihr beizustehen."
Stevens' zerknittertes Gesicht nahm einen rätselhaften Ausdruck an. „Nein."
Faith war schockiert. Das klang so gar nicht nach dem Nicholas, den sie kannte, und das sagte sie Stevens auch.
„Aber er hat doch gar nichts davon gewusst, Miss! Sein Vater verbot allen, Mr Nick Bescheid zu sagen. Weder über seine gebrochene Wirbelsäule noch über den Tod des jungen Sir Henry."
„Das ... das ist doch schrecklich! Ihn so auszuschließen, wo er doch so dringend gebraucht wurde."
Stevens nickte. „Ja, das hat ihm auch schwer zugesetzt, als er es herausfand. Er kam erst nach den beiden Todesfällen nach Hause, und da war natürlich alles zu spät, sogar für die Beerdigungen. Damals wirkte er wie eine verlorene Seele. Er machte sich Vorwürfe, obwohl er gar nichts dafür konnte. Dazu kam, dass Algy inzwischen gefallen war. Auch dafür gibt sich Mr Nick die Schuld. Er denkt, er hätte es niemals zulassen dürfen, dass Algy ihm zur Armee folgte." Stevens schnaubte erneut. „Als ob irgendjemand meinen Jungen von etwas hätte abhalten können, was der sich in den Kopf gesetzt hatte. Aber Mr Nick nimmt sich solche Dinge sehr zu Herzen. Er glaubt, es wäre seine Aufgabe, sich um alle zu kümmern."
Faith nickte unter Tränen. Ja, er war wirklich jemand, der sich um alle sorgte. „Deshalb wurde ich selbst Soldat, nachdem mein Algy gefallen war. Jemand musste Mr Nick von seinen düsteren Gedanken ablenken." Er fing an zu schmunzeln. „Ich denke, diese Aufgabe haben Sie jetzt übernommen, Miss, und ich muss sagen, Ihnen gelingt das besser als mir jemals. Er ist viel glücklicher, wenn er mit Ihnen zusammen ist. So habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen."
Faith dachte über seine Worte nach. Da sie von einem Mann kamen, der Nicholas sein Leben lang gekannt hatte, musste sie akzeptieren, dass Stevens wusste, wovon er sprach. Und den Gedanken, dass Nicholas glücklicher war, seit er sie geheiratet
hatte, akzeptierte sie nur allzu gern.
Trotzdem kam es ihr nicht so vor, als wäre Nicholas tatsächlich glücklich. Es gab glückliche Momente, aber meist spürte Faith eine Düsternis und tiefe Schwermut in ihm, zu der sie nicht vordringen konnte. Nun verstand sie wenigstens zum Teil, wo diese Traurigkeit herrührte. Was für eine schreckliche Geschichte. Sie konnte jetzt auch besser nachvollziehen, warum er engere Bindungen derart scheute. Es war wundervoll, einen Menschen
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