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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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Packpferd trug, und zwinkerte Faith zu.
    „Das ist sehr wohl Musik, du ignoranter kleiner englischer Sassenach, aber nur für besondere Anlässe. Ein Dudelsack ist nichts für triviales Gedudel."
    Faith fragte sich, für welchen besonderen Anlass er seinen Dudelsack wohl mitgenommen hatte. Vielleicht wollte er ja ein Klagelied für die gefallenen Kameraden spielen, wenn er die Schlachtfelder aufsuchte. Wo war Algy gestorben? Genau in dem Moment stimmte Nicholas ein Marschlied an, und sofort sang Stevens laut und begeistert mit. Nach einer Weile ließ Faith auch ihre Flöte erklingen. Ab und zu vernahm sie ein tiefes Brummen, das von Mac hätte stammen können, aber sie war sich nicht sicher.
    Sie spielten und sangen so lange, bis die Pferde sich genügend ausgeruht hatten und es Zeit wurde, die Instrumente zu verstauen und in einer schnelleren Geschwindigkeit weiterzureiten.
    Faith war noch gerührt, nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen Nicholas' Reaktion auf ihre Geschichte mit der zerbrochenen Flöte. Er hatte instinktiv verstanden, dass Hope Faiths Strafe auf sich genommen hatte, und er wusste, welche Schuldgefühle Faith deswegen plagten. Kein Mensch außerhalb ihrer Familie hatte je so schnell begriffen oder akzeptiert, wie eng die Bande zischen ihr und ihrer Zwillingsschwester waren.
    Dort drüben liegt Dieppe." Nicks Stimme holte Faith aus ihren Gedanken.
    Ich bin glücklich, dachte sie. Wirklich glücklich. Es war ein ganz einfaches Glücksgefühl, mit dem sie eigentlich nicht mehr gerechnet hatte. Sie war angenehm müde, ihre Haut spannte ein wenig - bestimmt hatte sie etwas zu viel Sonne abbekommen -, und ihr Teint war wahrscheinlich für alle Zeiten ruiniert. Doch das kümmerte sie nicht. Vielleicht spannte ihre Haut ja auch von dem Salzwasser. Wie auch immer, sie war glücklich.
    Sie blickte in die Ferne, in Richtung der Stadt, aber sie konnte sich nicht erklären, warum Nicholas sie darauf aufmerksam gemacht hatte. Sie waren schon durch einige Dörfer und kleinere Städte geritten, aber Dieppe schien größer zu sein als die Orte, die sie bislang unterwegs kennengelernt hatte. Faith konnte Schlosstürme ausmachen. „Wollest du mir zu verstehen geben, ich sollte mir das Schloss ansehen? Es ist doch ein Schloss, oder? Weißt du Genaueres darüber?" Sie versuchte den Grund herauszufinden, warum ihr Mann so nachdrücklich auf diese Stadt verwies. „Nein. Und ich meinte auch nicht das Schloss. Dieppe ist eine Hafenstadt."
    Sie wartete darauf, dass er weitersprach, aber er schwieg. „Tatsächlich?", fragte sie nach. „Ist es ein großer Hafen?"
    Er sah sie ungeduldig an. „Die Größe ist unerheblich. Es ist ein Hafen."
    Faith seufzte. Sie hatte eigentlich gehofft, dass sie das Stadium der Schroffheit inzwischen hinter sich gelassen hatten, vor allem nach den gemeinsam verbrachten Nächten, dem Schwimmunterricht und den himmlischen Augenblicken danach im Meer. Nach dieser Freude, endlich ihre Flöte spielen und mit Freunden gemeinsam musizieren zu können. Nein, sie wollte sich ihre gute Laune nicht durch seinen Offizierstonfall verderben lassen!
    „Ja, ich habe verstanden, dass das ein Hafen ist. Du hast dich recht klar ausgedrückt." Er nickte zufrieden, als wäre damit alles geklärt.
    Faith wusste immer noch nicht, worauf er hinauswollte. „Warum sollte mich der Hafen interessieren?"
    Er antwortete etwas unwirsch, als sei sie schwer von Begriff. „In Dieppe legen regelmäßig Schiffe nach England ab. Die Überfahrt dauert etwas länger als von Calais oder Boulogne, aber ..."
    „Ich möchte nicht nach England." Jetzt verstand sie, aber das kam gar nicht infrage. Sie würde sich nicht auf ein Schiff verfrachten und zurückschicken lassen!
    Er sah sie eindringlich an. „Es wäre aber besser für dich."
    „Dem muss ich widersprechen", erwiderte sie spitz. „Es gefällt mir hier ausgesprochen gut. Ich halte euch nicht auf ..." Sie verstummte, als sie an ihr Zusammensein im Meer dachte. Aber an dieser Verzögerung war er genauso schuld gewesen wie sie. „Nun ja, ein bisschen vielleicht", gestand sie ein. Wie konnte er nur daran denken, sie zurückzuschicken, nach diesem wunderschönen Tag!
    Aber genau das ist es, dachte sie plötzlich. Es war, als traute er keineswegs dem, was ihn glücklich machte, was seine Gefühle weckte. Oder traute er ihren Gefühlen nicht? Was immer es auch sein mochte, sie würde sich nicht abfertigen lassen wie eine unerwünschte Fracht!
    „Und eben darum geht

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