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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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fragte sich, ob er das spüren konnte, ob es das war, was er von ihr aufsog.
    Und nach dem Liebesakt, in den Momenten der Schwerelosigkeit, fühlte sie sich -beinahe - geliebt.
    Aber er sprach die Worte niemals aus. Am Morgen war es dann, als stemmte er sich gegen die Geschehnisse in der Nacht. Es war immer das Gleiche.
    „Binde dich nicht zu eng an mich."
    „Bau keine Luftschlösser."
    „Wir haben keine gemeinsame Zukunft."
    „Erzählen Sie mir von Algy, Stevens. Wie war er?"
    Sie ritten auf einem Pfad, der sich durch saftig grüne und gelb blühende Felder zog. Für ein paar Getreidearten war die Erntezeit bereits vorbei; die Erde war hier gepflügt, sie sah dunkel und feucht aus und duftete intensiv.
    „Algy?" Er sah sie überrascht an, dann lächelte er wehmütig. „Er war ein guter Sohn
    - kein guter Junge, das nicht, er hatte immer nur Unfug im Kopf! Das hatten sie beide, er und Master Nick. Sie waren unzertrennlich, und darüber war der alte Herr nicht allzu glücklich."
    „Nicht?"
    „Nein. Dem alten Sir Henry passte es nicht, dass sein Sohn sich mit dem Sohn eines Reitknechts abgab. Sicher, das war in Ordnung, als sie beide noch klein waren. Aber später, als eigentlich eine Kluft zwischen ihnen hätte bestehen sollen ..."
    „Eine Kluft?", fragte Faith nach.
    „Master Nick wurde zur Schule geschickt, als er sieben war, und man erwartete, dass er verändert von dort zurückkehren würde, so wie sein älterer Bruder Henry, benannt nach seinem Vater. Aber so kam es nicht. Master Nick kehrte zwar wie aus dem Ei gepellt zurück, ein kleiner, steifer Gentleman, doch er rannte geradewegs in die Stallungen und verschwand wie ein Blitz zusammen mit Algy in den Wäldern." Er lachte leise. „Und als sie Stunden später wieder auftauchten, sahen sie aus wie Zigeuner."
    „Was machten sie denn im Wald?"
    „Alles Mögliche. Als sie klein waren, spielten sie Robin Hood oder Richard Löwenherz oder andere solcher Spiele, doch als sie älter wurden, waren es die Tiere des Waldes, die sie anzogen - nun, in erster Linie Master Nick, aber mein Algy mochte sie auch.
    Diese beiden kannten den Wald besser als die Wildhüter; sie wussten, wo die Wanderfalken nisteten, wo der Dachs seinen Bau hatte und wo die Füchsin ihre Welpen versteckte ..." Er verzog das Gesicht. „Damit fingen dann die Probleme an. Der alte Sir Henry war, wie gesagt, ganz versessen auf die Fuchsjagd."
    Faith nickte. „Mein Großvater ebenfalls. Es war eine große Enttäuschung für ihn, dass unter uns Kindern kein einziger Junge war."
    „Der alte Sir Henry nahm Nick vieles übel. Die Musik, zum Beispiel."
    „Er hat ihm verboten, Musik zu spielen? Das hat mein Großvater auch getan."
    Stevens warf ihr einen ironischen Blick zu. „Er hat es nicht direkt verboten, er wollte nur nicht, dass seine Söhne sich damit beschäftigten. Musik ist Weiberkram, sagte er stets. Genau wie Bücher. Der junge Master Nick las für sein Leben gern, aber sein Vater hielt es für unmännlich, wenn ein Junge Musik und Bücher bevorzugte. Dabei liebte Master Nick seine Bücher. Er las mir und Algy immer daraus vor, und dadurch kamen sie auch auf die Idee, Richard Löwenherz und solche Geschichten nachzuspielen."
    Faith lächelte. Sie konnte sich Nicholas gut als kleinen Jungen vorstellen, der im Wald mit seinen Freunden die tollkühnen Abenteuer seiner Helden imitierte.
    „Das Einzige, was Nick in den Augen seines Vaters rettete, war die Tatsache, dass er von klein auf verrückt nach Pferden war, genau wie Algy. Und Sir Henry erwartete, dass Nick eines Tages genau wie er selbst und Nicks Bruder werden würde - ein begeisterter Jäger." Stevens schüttelte den Kopf. „Er ist nur ein einziges Mal mit auf die Jagd gegangen. Ich sehe das Bild immer noch vor mir ... sein Vater mit stolzgeschwellter Brust und daneben Nick, sein kleines Gesicht beschmiert mit dem Blut des Fuchses, doch darunter kreidebleich vor Übelkeit und Zorn. Nach diesem Erlebnis hat er sich strikt geweigert, noch einmal mit auf die Jagd zu gehen, da konnte Sir Henry so sehr toben und ihn verprügeln, wie er wollte. Es endete nicht gut mit seinem Vater, das kann ich Ihnen sagen. Ausgerechnet die Jagd, sein liebster Zeitvertreib, kostete ihn schließlich das Leben. Während einer solchen stürzte er vom Pferd und brach sich die Wirbelsäule." Stevens verzog das Gesicht. „Er blieb ans Bett gefesselt und siechte langsam dahin. Ein schöner Tod war das nicht."
    „Wie schrecklich. Wie alt war Nicholas,

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