Ein stuermischer Retter
werden kein Wort darüber verlieren?"
Seine Antwort bestand aus einem typischen Blick eines Schotten und geflissentlichem Schweigen.
„Mr McTavish?"
„Na schön, ich werde dem Capt'n nicht sagen, dass Sie ihn lieben."
„Gut."
Er schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Sie wirbeln viel Staub auf."
Faith sah ihn verständnislos an. „Inwiefern?"
Er blieb stumm.
„Wenn ich ihn in irgendeiner Weise verletze, dann will ich das wissen."
Er seufzte bedrückt. „Ich fürchte, Sie machen für ihn die Dinge noch viel schwerer." „Was soll das heißen? Meinen Sie, ich mache es ihm schwerer, seine Aufgabe zu erfüllen, welche das auch immer sein mag?"
„Ja."
„Aber ich habe Sie während der Reise nicht aufgehalten, nicht sehr jedenfalls, und ich trage doch auch meinen Teil dazu bei, nicht wahr? Und ich beklage mich nie."
„Ja, ja, Sie sind keine schlechte Reisegefährtin."
Dieses widerstrebend ausgesprochene Lob munterte sie ein wenig auf. „Wie mache ich ihm denn dann das Leben schwerer?"
„Das ist keine Vergnügungsreise für ihn, Mädchen. Wenn er am Ziel angekommen ist, hat er etwas zu erledigen. Er muss sich Dingen stellen, die nicht leicht für einen Mann sind. Und Sie machen es ihm nicht einfacher, das zu tun, was er tun muss."
Sein Tonfall beunruhigte sie. „Was muss er denn tun?"
McTavish schüttelte nur den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Ihm würde sie keine Geheimnisse entlocken können.
„Nun gut. Ich verstehe, dass Sie sich mir nicht anvertrauen wollen, aber werden Sie mir wenigstens einen Rat geben, wie ich es ihm leichter machen kann, das zu tun, was er tun muss?"
Er bedachte sie mit einem langen, grimmigen Blick. „Gehen Sie fort. Noch heute." „Das kommt nicht infrage", teilte sie ihm entschlossen mit. „Mir bleibt nur noch wenig Zeit mit ihm bis Bilbao, und auf die will ich nicht verzichten."
Er zuckte die Achseln.
Das, was Nicholas zu tun gedachte, musste etwas ganz Schreckliches sein, das sah sie McTavishs Gesicht an. „Das, was er tun muss, ist das, was ihn manchmal so schwer belastet, nicht wahr?", fragte sie ruhig. „Was ihn so still und in sich gekehrt macht." Das Einzige, was ihn offenbar aus dieser Stimmung holen konnte, war die Musik.
Und manchmal auch Faith. Manchmal war sie sich sicher, ihm doch eine Unterstützung sein zu können.
„Ja."
„Ist das, was er zu erledigen hat, wirklich so furchtbar?"
„Ja."
„Aber es muss doch irgendetwas geben, womit ich ihm helfen kann!"
„Es gibt nichts."
Faith nagte an ihrer Unterlippe. Es war nicht ihre Art, so schnell aufzugeben. „Mr McTavish, für Sie ist die Zeit, bis wir Bilbao erreichen, eine Wartezeit, eine Art Vorspiel, das man hinter sich bringen muss, ehe die eigentliche Aufgabe anfängt. Habe ich recht?"
„Die eigentliche Aufgabe?"
„Diese Sache, was auch immer das sein mag, derentwegen Sie und Nicholas auf diese Reise gegangen sind."
„Ja. Alles andere ist nur das Vorspiel."
„Sehen Sie, für mich jedoch ist dieses Vorspiel alles. Es ist meine Gelegenheit, etwas zu erschaffen."
Sein Blick fiel unwillkürlich auf ihren Bauch. „Ein Kind?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, obwohl es sehr ... willkommen wäre, falls doch eins unterwegs sein sollte." Sie seufzte. „Aber ich rede von Nicholas. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn verlassen und nach England zurückkehren werde, wenn wir in Bilbao eintreffen und er mich darum bittet." Sie sah ihn an. „Ich halte immer, was ich versprochen habe. Doch ich denke an die Zeit danach, wenn er getan hat, was auch immer er tun muss. Wenn ich jetzt etwas zwischen uns aufbauen kann, etwas Starkes, Dauerhaftes, werden wir den Weg gemeinsam weitergehen können, ganz gleich, was Bilbao uns bringen mag. Bis dorthin haben wir nur noch wenig Zeit, aber nach Bilbao ... haben wir Zeit bis ans Ende unseres Lebens."
McTavish sagte lange gar nichts. „Bis dass der Tod euch scheidet?"
Sie nickte erleichtert. Endlich hatte er verstanden, wie tief ihre Bindung zu Nicholas war. „Ja."
Er zuckte die Achseln und seufzte schwer. „Also gut."
„Sie werden mir helfen?"
„Wenn Sie bis Bilbao eine Beziehung zum Capt'n aufbauen wollen, werde ich Ihnen dabei nicht im Weg stehen."
„Und danach? Helfen Sie mir dann auch?"
Er schürzte die Lippen. „Nein, Mädchen. Nach Bilbao sind Sie auf sich allein gestellt." Faith seufzte. Mit Männern konnte man einfach nicht richtig reden - sie brauchte ihre Schwestern. Ihre Zwillingsschwester. Sie ging zurück in das
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