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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Absolut vertrauenswürdig.
     
    Während Eila von Wiesensteig dieses Inserat gelesen hatte, war ihr natürlich der Gedanke gekommen, daß hier jemand versuchte, sich für ein paar Tage oder Wochen eine freundliche Umgebung für seine Schriftstellerei zu organisieren. Um sich dafür auch noch bezahlen zu lassen. Andererseits fand sie nichts dabei, wenn jemand auf seinen Vorteil bedacht war.
    Als die Freifrau dann ein erstes Mal mit Mortensen zusammengetroffen war, um über die Details zu sprechen, hatte sie eine Bedingung gleich vorangestellt: »Ich will nicht, daß meine Katze oder ich irgendwann in einer von Ihren komischen Geschichten auftauchen. Auch nicht verschlüsselt.«
    »Wieso komisch?« Er war völlig perplex ob des Anscheins gewesen, daß diese Frau eine Meinung und damit eine Ahnung bezüglich seiner schriftstellerischen Werke besaß.
    »Wollen Sie den Auftrag, oder wollen Sie ihn nicht?«
    »Schon gut. Ich verspreche Ihnen, Sie und Ihre Katze aus jeglicher literarischen Verwurstung oder Verschlüsselung herauszuhalten.«
    »Sehr gütig«, hatte die Freifrau gemeint. Dann aber erklärt: »Ihre Annonce klingt zynisch. So als ob Sie die Haltung von Haustieren für etwas recht Idiotisches hielten – ich zitiere: Liebling ! Goldkind !«
    »Ich wüßte nicht, was an diesen Begriffen auszusetzen wäre«, hatte sich Mortensen gewehrt, nun überzeugt, daß die Freifrau noch nie eines seiner Bücher in Händen gehabt hatte.
    »Sie könnten ein Sadist sein«, hatte Eila von Wiesensteig gemeint.
    »Ich könnte, natürlich. Aber Sie würden es merken. Sie würden es bereits jetzt merken.«
    »Hören Sie auf, mir und sich zu schmeicheln.« Das Gespräch war auch in der Folge ohne große Sympathie geblieben. Dennoch hatte Mortensen den Auftrag erhalten, sich für einige Tage im Haus der Freifrau einzuquartieren und eine Katze namens April zu betreuen. April, englisch ausgesprochen. Eine Siamkatze in den mittleren Jahren, die Mortensens Desinteresse mit so großer Zudringlichkeit beantwortet hatte, daß er eine Art animalischer Boshaftigkeit dahinter vermutete. Sollte es das geben? Nicht nur rücksichtslose und hinterlistige, sondern auch sarkastische Katzen? Dennoch war Mortensen in den vergangenen beiden Jahren mehrmals in die alte Villa unterhalb des Bismarckturms, am Roseggerweg, eingezogen und hatte an diesem Ort wesentliche Teile seines Unglück eines Lottospielers verfaßt. Ein Umstand, den er vor Frau von Wiesensteig bis heute geheimhielt, als müsse er fürchten, für dieses Buch auch noch in weiterer Form als purer Erfolglosigkeit bestraft zu werden.
    »In acht Tagen bin ich zurück«, erklärte die alte Dame und reichte Mortensen einen Schlüsselbund. »Der Eisschrank ist gefüllt. Ebenso die Vorratskammer. Alles wie gehabt. Die Burschen vom Service sind angewiesen, erst nächste Woche wiederzukommen. Sie und die gute April werden also Ruhe haben. Heilige Ruhe. Es gibt nichts Besseres.«
    Eila von Wiesensteig war derart modern veranlagt, daß sie keine Putzfrau besaß, sondern eine Firma damit beauftragt hatte, ihr Haus sauber zu halten, eben jene »Burschen vom Service«. Das kam zwar um einiges teurer, ersparte ihr jedoch die Erbärmlichkeit persönlicher Gesten gegenüber einer Angestellten. Besagte Burschen rutschten nicht auf Knien über die wertvollen Bodenfliesen, wie sie es auch unterließen, bis in den letzten Winkel des Hauses dem Dreck hinterherzuforschen, um dabei einen gequälten, ausgebeuteten Eindruck zu hinterlassen. Statt dessen säuberten sie das Haus in einer emotionslosen, unaufwendigen, direkten Weise. Sie gingen in dieser Villa nicht anders vor, als reinigten sie eine Tiefgarage oder ein Bürohaus. Wenn man einem Mann beim Putzen zusah, behauptete Frau von Wiesensteig, vergesse man mit einem Mal das Mindere dieser Arbeit, wobei dieses Mindere ja bloß historisch bedingt sei. Männer verstünden es, mit Würde an eine solche Tätigkeit heranzugehen. Ein Mann, sagte sie, der ein Fenster putzt, putzt ein Fenster. Eine Frau hingegen verwandelt diesen Vorgang in einen Akt der Selbstgeißelung. Frau von Wiesensteig hätte lieber die Erblindung ihres Hauses in Kauf genommen, als irgendeinen Dreck von den Fenstern zu wischen.
    »Wohin geht’s denn diesmal?« erkundigte sich Mortensen ohne echtes Interesse.
    »Frankfurt.«
    »Nicht sehr originell.«
    »Das kommt drauf an, Mortensen. Für einen Kollegen aus Greensburg, Kansas, hat Frankfurt durchaus etwas Reizvolles.«
    »Ja, man sollte in

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