Ein sueßer Kuss als Antwort
dabei beinahe zu Boden.
„Herrgott noch mal!“ Lord Stainton konnte sie gerade noch festhalten. Kurz entschlossen hob er sie auf seine Arme und sah sich nach einer Bank um.
„Hol Mrs. Seagrove, Henry. Sie soll sofort herkommen und am besten ihr Riechfläschchen mitbringen. Aber sei um Himmels willen diskret, damit niemand etwas merkt. Es hätte mir gerade noch gefehlt, dass man mich mit einer bewusstlosen Frau in den Armen sieht. Wie ein Lauffeuer würde das durch ganz London gehen.“
Während Henry davoneilte, trug Lord Stainton seine reglose Last zu einer Bank.
Plötzlich kam Eve wieder zu sich. Ihr ganzer Körper erstarrte, als sie begriff, dass Lord Stainton sie auf seinen Armen hielt. Brennende Scham durchflutete sie. Sie stemmte ihre Hände gegen seine breiten Schultern und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. „Wie können Sie es wagen …!“, fuhr sie ihn an. „Lassen Sie mich sofort herunter!“ Ihr Widerstand schürte allerdings Lord Staintons Zorn und Verachtung nur noch mehr.
„Halten Sie den Mund!“, befahl er kurz angebunden und setzte sie nach ein paar Schritten unsanft auf einer der steinernen Bänke ab.
Eve wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als sie bemerkte, dass Beth, gefolgt von Mr. Channing, eilig auf sie zustrebte.
„Beth!“, rief sie aus. Noch nie in ihrem Leben war sie so erleichtert gewesen, ihre Freundin zu sehen.
„Um Gottes willen! Was ist denn passiert?“ Besorgt beugte Beth sich über sie. „Haben sich deine Kopfschmerzen so verschlimmert?“
„Nein … nein, das ist es nicht. Würdest du diesem … diesem arroganten Menschen mit dem Benehmen eines Barbaren bitte erklären, dass ich einfach nur zu viel von deinem Kopfschmerzmittel genommen habe – und nicht, wie er mir unterstellt, betrunken bin?“
„Kopfschmerzmittel?“, wiederholte Lord Stainton und hob die Brauen. Anstatt schuldbewusst seinen Fehler einzugestehen, amüsierte ihn das Ganze offenbar. „Sie neigen zu Kopfschmerzen, Mrs. Brody?“
„Ganz im Gegenteil“, erwiderte Eve bissig. „Normalerweise erfreue ich mich bester Gesundheit. Leider hatte ich heute das Pech, Ihnen zu begegnen, was mein Wohlbefinden schlagartig beeinträchtigt hat.“
„Tja, was bleibt mir da noch zu sagen?“
„Wie wäre es mit ‚Entschuldigung‘?“ Eve funkelte ihn an.
„Nun gut. Dann bitte ich untertänigst um Verzeihung.“
„Sie! Und untertänig! Da muss ich ja lachen!“
„Ich versichere Ihnen, Sie haben ein völlig falsches Bild von mir. Ich wollte Ihnen lediglich zu Hilfe eilen. Und das nicht zum ersten Mal“, bemerkte er anzüglich.
„Und ich erinnere mich deutlich, Ihnen schon einmal erklärt zu haben, dass ich Ihrer Hilfe in keiner Weise bedarf.“ Angelegentlich wich Eve Beths Blick aus. Ihr war klar, dass sie später eine Menge zu erklären haben würde.
„Sind Sie sicher?“ Ein süffisantes Lächeln umspielte Lord Staintons Mundwinkel. „Ich kann Ihnen gern meinen Arm anbieten, um Ihnen beim Aufstehen behilflich zu sein.“
Wutentbrannt setzte Eve sich gerade. „Unterstehen Sie sich, mich anzufassen!“
Sie warf den Kopf in den Nacken, legte ihre Hand auf Beths Arm und sagte: „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gern nach Hause fahren. Ich muss mich unbedingt hinlegen, bevor ich mich vollends zum Gespött der Leute mache und in Lady Ellesmeres Salon einschlafe.“
Beth unterdrückte ein Lächeln. „Das wäre wirklich äußerst unpassend, meine Liebe. Wir wollten sowieso bald gehen. Lass uns William suchen, und dann verabschieden wir uns von unserer Gastgeberin.“ Sie wandte sich Lord Stainton und Mr. Channing zu, der verdutzt den Schlagabtausch verfolgt hatte. „Gute Nacht, Lord Stainton, Mr. Channing. Und vielen Dank für Ihre Unterstützung.“
„Unfassbar!“, war alles, was Henry nach minutenlangem Schweigen hervorbrachte. Er konnte nicht glauben, was sich soeben vor seinen Augen abgespielt hatte. Er kannte niemanden, der so vermessen gewesen wäre, Lucas Paroli zu bieten oder ihn zu provozieren. Und dann kam diese junge amerikanische Witwe – eine überaus reizvolle junge Witwe – und tat genau das. „ Was hat sie zu dir gesagt? Du hättest das Benehmen eines Barbaren? Da hast du es dir aber bei jemandem sehr gründlich verscherzt, mein Freund.“
Lucas blickte zu der Terrassentür, durch die Eve entschwunden war. Sein amüsiertes Lächeln hatte einem Ausdruck eisiger Kälte Platz gemacht.
„Das dürfte allein Mrs. Brodys Problem sein, Henry,
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