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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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begrüßte er sie mit einer tiefen Verneigung. “Sie hatten mich zu sich gebeten. Womit kann ich dienen?”
    “Setzen wir uns zunächst einmal”, erwiderte sie. “Heute müssen wir ohne Mrs. Marchmont vorliebnehmen, fürchte ich. Eigentlich braucht eine junge Frau in meinem Alter eine Anstandsdame, selbst als Witwe, aber Isabella besucht gerade eine Freundin. Da wir ohnehin über ein heikles Problem sprechen müssen, werden Sie hoffentlich über diese kleine Verletzung der Etikette hinwegsehen. Vor meiner Gesellschafterin hätten wir das Thema nicht anschneiden können.”
    In der Tat hatte es Neville zunächst ein wenig beunruhigt, dass die Duchess ihn ganz allein empfing, doch ihre Erklärung beschwichtigte ihn. “Selbstverständlich. Wenn außergewöhnliche Umstände vorliegen, wie in diesem Fall, können wir die Etikette ruhig außer Acht lassen.”
    “Gut.” Mit einer Geste bot sie ihm einen Sessel an und ließ sich ihm gegenüber nieder. Erneut fiel ihr auf, wie wohltuend sie seine sachliche Art fand. Er konnte sich wahrhaftig mit ihr unterhalten, ohne sich in blumiger Sprache über ihre Reize auszulassen. Wenn Herren ihre Bekanntschaft machten, hielten sie es nämlich meistens für angebracht, ihr entweder schamlos zu schmeicheln, oder so zu tun, als habe ihre Schönheit sie völlig überwältigt. Nur dieser Gentleman nicht, dachte sie befriedigt.
    In Wirklichkeit musste Neville sich gewaltig zusammenreißen, um in ihrer Gegenwart überhaupt ein Wort herauszubringen. Glücklicherweise hatte er gelernt, in jeder Lage die Form zu wahren. So gelang es ihm, seine Verwirrung nicht gar so offen zu zeigen wie die meisten anderen Verehrer Dianas.
    Hier, wo ihn keine anderen Eindrücke ablenkten, konnte er sie noch besser bewundern als neulich im Ballsaal. Und er hatte alle Zeit der Welt, um ihren natürlichen Charme zu würdigen, ihr Taktgefühl, ihren unwiderstehlichen Mund und ihre entzückend geschmeidige Figur … Schon ihre bloße Gegenwart erregte seine Leidenschaft auf beschämend offensichtliche Weise.
    Woran liegt das nur, fragte er sich, während er sich in seelenruhigem Ton mit ihr unterhielt. Vielleicht lebe ich schon zu lange enthaltsam? Aber warum habe ich dann nicht ähnliche Regungen verspürt, als ich Harriet Beauchamp den Hof machte?
    Bei Harriet hatte er nie die Grenzen des Anstands überschritten. Nie hatte er sich vorwerfen müssen, dass er sich fleischlichen Fantasien hingab. Im Grunde wusste er genau, wo das Problem lag: Diana stellte für ihn den Inbegriff der Verlockung dar, und er begehrte sie wie ein unreifer, unbeherrschter Jüngling.
    Das ging nun wirklich nicht! Wie konnte er nur eine derart unkonventionelle junge Dame bewundern? Wenigstens bewährten sich seine alten Gewohnheiten. Die Worte flossen ihm leicht von den Lippen, ohne dass er sich sonderlich konzentrieren musste, und da sie immer wieder zustimmend nickte, ahnte sie vermutlich nicht, was in ihm vorging.
    Nachdem er ausgeredet hatte, stellte sie fest: “Eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Lage, Sir Neville. Ja, das Verschwinden dieser jungen Frauen kommt auch mir sehr verdächtig vor. Dass Sie sich an den Richter Sir Stanford Markham wenden wollen, damit er der Sache auf den Grund geht, halte ich für eine glänzende Idee. Falls man die Mädchen entführt hat, dann vermutlich zu Zwecken, von denen ich als Dame gar nichts wissen sollte, geschweige denn darüber sprechen. Sie wissen schon, was ich meine.”
    Ja, allerdings. Sie befürchtete genau wie er, dass man Belinda und die anderen in ein Freudenhaus gelockt hatte. Offensichtlich besaß die schöne Duchess einen scharfen Verstand. Fühlte er sich etwa deswegen zu ihr hingezogen? Weil sie beide Eigenschaften, Schönheit und Klugheit, in sich vereinte?
    “Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten, Sir Neville?”, fragte Diana, wobei sie auf ein Tablett wies, das auf einem Beistelltisch stand.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, schenkte sie ihm eine Tasse ein, reichte sie ihm und bot ihm Milch und Zucker an.
    Ihr betörender Duft brachte Neville schier um den Verstand. Dankbar nahm er die Tasse entgegen, da er hoffte, mithilfe des beruhigenden Getränks die Fassung wiederzufinden. Dann würde er wieder dem Mann ähneln, den er kannte. Gesetzt. Würdevoll. Ohne fleischliche Begierden.
    Diana entging das leichte Zittern seiner Hände keineswegs. Aus irgendeinem Grund wirkte er plötzlich durchaus nicht mehr ruhig und überlegen, sondern geradezu aufgeregt. Oder ging es

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