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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAULA MARSHALL
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erschien nicht. Zuerst machte ich mir deswegen keine Gedanken, bis gestern Nachmittag Dobbins’ Frau völlig aufgelöst zu mir kam. Anscheinend wurde er seit dem Tag, an dem er mir Bericht erstatten sollte, vermisst. Gestern früh wurde sie von einem Konstabler abgeholt, um in der Leichenhalle einen Toten zu identifizieren, den man in der Nähe der London Bridge aufgefunden hatte – offensichtlich ermordet. Die Konstabler vermuteten, dass es sich um ihren Ehemann handelte, was sie bestätigte. Da er niemals mit ihr über seine Arbeit gesprochen hatte, konnte sie rein gar nichts über seinen Tod aussagen. Darüber hinaus hatte Dobbins ihr eingeschärft, niemandem von seiner Verbindung zu dieser Kanzlei zu erzählen, am allerwenigsten den Konstablern. Doch sie hielt es für ihre Pflicht, uns von seinem Tod zu unterrichten.“
    „Ermordet“, flüsterte Diana und erblasste. „Ermordet, während er einen Auftrag für mich ausführte.“
    „Ich fürchte ja. Machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe. Woher sollten Sie wissen, dass diese Sache gefährlicher war als seine üblichen Aufgaben?“
    Oh doch, ich wusste es, dachte Diana wie betäubt. Schließlich hat Neville mich auf die Gefahr hingewiesen, aber ich wollte nicht auf ihn hören. Es kam mir nicht einmal in den Sinn, Mr. Jenkinson zu warnen.
    „Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?“, fragte der Anwalt, dem ihr Schweigen und ihre Blässe Sorge bereiteten. „Diese Nachricht scheint Sie tief zu treffen.“
    „Wasser? Ja, bitte. Allerdings, Mr. Dobbins’ Tod bestürzt mich sehr. Hinterlässt er Kinder?“
    „Zwei, glaube ich.“
    „Wovon wird die Familie nun leben?“
    Daran hatte Mr. Jenkinson noch gar nicht gedacht. „Ohne ihren Ernährer wird sie vermutlich schwere Zeiten durchmachen.“
    „Nein!“, rief Diana. „Das kann ich nicht zulassen. Bitte geben Sie mir ihre Adresse. Ich werde der Witwe eine Rente aussetzen. Genug, dass sie und ihre Kinder in Zukunft davon leben können.“
    „Sehr gütig von Ihnen, Euer Gnaden …“
    „Ganz und gar nicht, ich erfülle bloß meine Pflicht gegenüber dieser Familie. Sagen Sie Mrs. Dobbins, das Geld stamme aus einer Stiftung, die sich um in Not geratene Menschen wie sie kümmert.“
    Nur weil ich seine Warnung missachtet habe, musste ein Mann sterben. Was wird Neville von mir denken, wenn ich es ihm sage?
    Auf dem ganzen Heimweg ging dieser Gedanke Diana nicht aus dem Kopf. Als sie zu Hause ankam, bemerkte Isabella sofort, dass etwas sie quälte, denn sie hatte ihren Schützling selten so blass und bedrückt gesehen.
    „Fühlst du dich nicht wohl, meine Liebe?“, erkundigte sie sich fürsorglich. „Hast du eine schlimme Nachricht erhalten?“
    „Ja“, bestätigte Diana. „Entschuldige, aber ich möchte nicht darüber reden. Es betrifft uns beide nicht direkt.“ In gewissem Maße stimmte das sogar.
    „Soll ich dir etwas zu trinken bringen lassen? Vielleicht würde dir das guttun. In der Zwischenzeit möchtest du vielleicht diesen Brief lesen, den ein Bote heute überbracht hat.“
    „Einverstanden …“ Diana sank in einen Sessel. „Ja, jetzt würde ich tatsächlich gerne etwas trinken. Keinen Tee, lieber Kaffee.“ Während sie den Brief nahm, fragte sie sich kurz, ob er wohl von Neville stammte. Wollte er ihr irgendetwas Dringendes mitteilen?
    Zwar war die Schrift auf dem Umschlag nicht die seine, aber das besagte gar nichts. Allerdings gab auch das Siegel keinen Rückschluss auf den Absender, was sie etwas nachdenklich stimmte.
    Als sie das kurze, brutale Schreiben las, erschrak sie gewaltig, ja sie konnte von Glück sagen, dass sie ohnehin schon sehr aufgewühlt wirkte. Sonst würde Isabella sich ernste Sorgen um sie machen, wenn sie in den Salon zurückkehrte.
    „Wenn Sie nicht aufhören, Ihr hübsches Näschen in fremde Angelegenheiten zu stecken, werden Sie es noch verlieren – und Ihr Leben dazu“, stand auf dem Blatt.
    Einen Moment lang fühlte sie sich einer Ohnmacht nah, bis allmählich Zorn in ihr hochstieg. Wie konnten sie es wagen! Nach dem Gespräch mit Mr. Jenkinson hatte sie eigentlich beschlossen, sich künftig aus dem Fall herauszuhalten, aber nun kam das nicht mehr in Frage. Von diesen niederträchtigen Schurken würde sie sich ganz gewiss nicht einschüchtern lassen!
    Falls dieser anonyme Brief von Henry Latimer stammte, was sie stark vermutete, hatte er sie damit nur in ihrem Entschluss bestärkt, Neville zu unterstützen. Auf diese Weise konnte sie wenigstens den Mord an

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