Ein sueßes Stueck vom Glueck
Eisengeländern hingen weiße Spitzengardinen. »Napoleon III.«, bemerkte Sylvain. Stattlich und ansehnlich ragte das Château über der Horde Bauern auf, die sich zu seinen Füßen herumtrieb.
Vergnügte Bauern.
Die sie plötzlich umschwärmten. Cade duckte sich vor dem Ansturm auf und ab wippender Mistgabeln.
»Oup, pardon«, sagte einer der Forkenträger und spießte die Zinken in den Kies. Sie befand sich plötzlich in einer ausgiebigen Bises-Runde von Möchtegern-Bauern – mehr als ihr je im Leben begegnet waren. Einige trugen Overalls und kauten auf Strohhalmen. Andere trugen riesige Schlapphüte und große Sonnenblumen, wieder andere Hosenträger und Gummistiefel. Einige trugen leicht verlegen nur Jeans und ein Baseball-Cap. Am entfernten Ende des Hofes erschien ein großer, dünner Mann, beladen mit Hacken und Schaufeln zum Verteilen.
»Ernsthaft, sag ihnen bitte nicht, wer ich bin«, bettelte Cade ein letztes Mal in Sylvains Ohr.
»Maman!«, rief Sylvain aus und ignorierte ihre Bemerkung, so mitleiderweckend sie war. »Wo ist Papa? Wie war die Fahrt?«
Eine Frau, die aussah, als sei sie der Inbegriff von Eleganz, obwohl sie in einem drei Nummern zu großen Overall steckte, umarmte Sylvain fest, wobei sie ihre Wangen lange gegen seine drückte, insgesamt viermal. »Ça va, mon petit chou?«
»Maman, das ist Cade Corey«
Bastard, dachte Cade. Sie hatte doch gewusst, dass er es verdiente, ausgeraubt zu werden.
Die Frau sah aus wie eine ältere Version von Chantal, auch wenn sie das Haar altersgemäß etwas kürzer trug und das Blond wahrscheinlich gefärbt war, aber es war perfekt geschnitten und elegant geföhnt. Sie strahlte jenen sparsamen Chic aus, den die Pariserinnen so gut beherrschten, als ob Eleganz nur etwas mit Geschmack und nichts mit Geld zu tun hätte, auch wenn sie den Dior-Schal, der ihrem Outfit den perfekten Farbtupfer verlieh, vermutlich von Sylvain bekommen hatte. Ihr Make-up war zurückhaltend, aber effektvoll, und eine Brille half, die feinen Krähenfüße und Lachfältchen in den Augenwinkeln zu verdecken. Sie gab Cade zwei Luftküsse, ohne ihre Wangen zu berühren. »Sie sind also die Diebin«, sagte sie ausdruckslos.
Sylvain, der absolute Oberbastard, wandte sich bereits ab, um die Hand eines anderen Mannes zu ergreifen und lachend von wieder jemand anderem geküsst zu werden.
»Das ist kompliziert«, sagte Cade.
Perfekt gezupfte Augenbrauen hoben sich. Abwartend.
»Ich musste etwas Dramatisches tun, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen«, sagte Cade hastig. »Er sagte, die Schokolade sei wichtiger als ich.«
»Und hatte er recht?«, fragte Marguerite Marquis in einem Ton, auf den sich nichts erwidern ließ.
Cade war noch immer keine passende Antwort eingefallen, als eine helle Stimme ihr von hinten zurief: » Bonjour! Sind Sie die Schokoladendiebin? Ich habe noch nicht annähernd genug von Ihnen gehört. Je m’apelle Natalie. «
»Meine Schwester«, erklärte der wiederaufgetauchte Sylvain, als eine schlanke, dunkelhaarige junge Frau um die zwanzig Cades Wangen küsste.
Der Mann, der die Hacken und Schaufeln ausgeteilt hatte, blieb vor ihnen stehen. Er trug einen großen Schlapphut, unter dem perfekt geschnittenes, perfekt silberfarbenes Haar hervorlugte. Seine enormen schwarzen Gummistiefel waren mit Schlamm und Stroh bedeckt, altem und neuem, als ob sie oft benutzt würden. »Sie müssen Cade Corey sein. Ich bin Fréd – Fréderic Delaube. Willkommen auf unserem Château.« Er beugte sich vor, um sie mit derart perfekter, großstädtischer Gastfreundlichkeit auf die Wangen zu küssen, dass Cade sich völlig entspannte. »Möchten Sie eine Hacke?«
»Tiens.« Sylvain gab Cade ein paar alte Arbeitshandschuhe. »Um den Look zu vervollständigen. Hast du Papa schon kennengelernt? Cade, je te présente Hervé, mon père.«
Ein großer, ergrauender Mann mit einer Menge Lachfalten um die Augen gab ihr bises – vier bises –, die sie für die seiner Frau in Sachen Enthusiasmus mehr als entschädigten. »Man kann sich darauf verlassen, dass Sylvain stets die hübschesten Frauen der Gegend findet!«, rief er so warmherzig, dass Cade nicht anders konnte, als ihn für diesen Versuch, ihr ein Kompliment zu machen, zu mögen.
Dann ließ sie sich dieses Kompliment noch mal durch den Kopf gehen. Mit wie vielen hübschen Frauen tauchte Sylvain üblicherweise auf Familienfesten auf?
»Merci, Papa«, sagte Sylvain und schien recht erfreut über das Lob, ungeachtet der
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