Ein sueßes Stueck vom Glueck
Tatsache, dass ihr nicht daran gelegen sein konnte, zu einer Unzahl hübscher Frauen zu gehören. »Kannst du mir helfen, die Skulptur reinzutragen? Fréd sagt, Thierry wird in fünfzehn Minuten da sein.«
Oohs und Aahs begleiteten den Auftritt von Sylvains verspielter Skulptur, in deren Mitte sich ein Zicklein mit untergeschlagenen Beinen zusammengerollt hatte, um sich herum Wellen von weißer, dunkler und gefärbter Schokolade – all dies aus der Schokolade herausgearbeitet. Die Menge der Pseudo-Bauern versammelte sich zu einem Beifallsspalier, und Kameras blitzten, als Sylvain und Hervé sich Richtung Château aufmachten.
»Also, wie lange bleiben Sie noch in Paris?«, fragte Marguerite im allersüßesten und nettesten Tonfall, als die beiden Männer im Haus verschwanden. »Sie werden Ihre Geschäfte doch nicht lange ruhen lassen können, oder? Sie werden doch sicher eher heute als morgen abreisen müssen.«
Es würde ein langes Wochenende werden.
Während Sylvain und sein Vater die Skulptur auf einem rot drapierten Tisch in der Mitte des Salons aus dem 19. Jahrhundert absetzten, nahm Marguerite sie freundlich mit auf einen kleinen Rundgang zu einigen anderen Stücken im Raum. Hier ruhten wertvolles Kristall und Familienfotos in antiken Vitrinenschränken.
»Das hier ist eines meiner Lieblingsfotos«, sagte Marguerite und öffnete die Glastür, um es herauszunehmen, damit Cade es besser anschauen konnte. »Letztes Silvester. Wir waren alle als Kühe verkleidet, das war à mourir de rire .«
Das war es ganz offensichtlich, à mourir de rire , denn alle auf dem Foto lachten sich tot. Alle drei Kühe – Marguerite, Natalie und Sylvain – und eine vierte Person. Anders als in ihrer Vorstellung grinste Sylvain darauf nicht seine Schwester an. Er lachte Chantal an, die kein Kuhkostüm trug, sondern etwas, das schwarz und sexy war, und die an seiner Kuhklaue hing, während auch sie ihn anlachte.
Cade sah von dem Foto auf und warf Sylvains Mutter einen langen Blick zu. Marguerite erwiderte ihn unschuldig.
»Erstaunlich«, sagte Cade sanft.
»Was denn?«, fragte Marguerite beglückt.
»Dass man in einem Kuhkostüm so gut aussehen kann.«
Cade gab Marguerite das Foto zurück, die herauszufinden versuchte, ob sie das Kompliment auf sich oder ihre Kinder beziehen sollte.
Die Ziegen und die Bauern waren ein Riesenerfolg. Thierry, der so klein und korpulent war wie sein Partner Fréd groß und schmal, war so entzückt, dass eine Horde Bauern auf ihn wartete, als er vorfuhr, dass er beinahe heulte. Aus allen Richtungen leuchteten Kamerablitze.
»Cade Corey!«, rief Thierry aus, als Sylvain sie einander vorstellte. » Vraiment? Ta voleuse de chocolat, Sylvain? Ich bin beeindruckt. Endlich bringst du mal einen interessanten Gast mit.«
Cade konnte nicht anders, sie ließ die Schultern hängen. Sie fühlte sich wie ein Boxer, der einen Schlag zu viel in die Magengrube bekommen hatte. Es stimmte also, dass Sylvain Frauen, mit denen er ausging, mit zu seinen Familienfeiern nahm. Sie selbst war so hübsch wie die anderen und seiner Familie zufolge sogar eine Spur interessanter, aber kein Sonderfall.
Als sie durch den gepflegten, wenn auch durchweichten Park zu einem umzäunten Bereich marschierten, in dem sich vier kleine Ziegen und ein brandneuer Ziegenstall mit einem geschnitzten Herz in der Tür befanden, fühlten ihre Füße sich schwer an, hinabgezogen vom allgegenwärtigen Dreck.
»So, jetzt erzähl mir mal ein bisschen mehr vom Einbrechen.« Natalie lehnte neben Cade am Zaun. »Benutzt du ein Seil zum Einsteigen?«
»Um genau zu sein, bin ich offiziell gar nicht eingebrochen.«
»Was?« Sie sah enttäuscht aus.
»Ihre Anwälte wollen nicht, dass sie es zugibt«, erklärte Sylvain, der wieder an Cades Seite auftauchte. »Cade, bitte erzähl meiner Schwester nicht, wie man einbricht.«
»Ich würde es doch nur zum Spaß machen, Sylvain«, sagte Natalie beleidigt. »Ich habe für so etwas gar keine Zeit. Ich muss ständig lernen. Hat er erwähnt, dass ich meinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften mache?«, fragte sie Cade ganz nebenbei. Sylvain, der in seiner Familie sehr beliebt zu sein schien, wurde schon wieder von einem anderen Cousin beansprucht.
»Wirklich?« Cade fühlte sich, als sei sie soeben per Fallschirm wieder in ihrer Wohlfühlzone gelandet. Im Gespräch mit der Frau, mit deren Sohn sie ausging, hatte sie sich schrecklich unwohl gefühlt. Aber mit Leuten, die versuchten, ihrer Karriere
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