Ein sueßes Stueck vom Glueck
gereizt. »Wie oft, glaubst du, werde ich dich noch sehen, wenn du in Europa lebst?«
Ihr ganzes Leben lang hatten sie und ihr Großvater sich jeden Tag gesehen. Sie lebten in verschiedenen Flügeln des großen weißen Hauses auf dem Hügel über Corey. Er kam während der Arbeitszeit bei ihr im Büro vorbei. Er stürmte zu Hause in ihr Zimmer und weckte sie, um ihr Kostproben seiner jüngsten Experimente zu bringen, seine blauen Augen vor Entzücken leuchtend. Wenn sie nach Paris zog, würde man die Gelegenheiten, an denen sie ihn sah, an einer Hand abzählen können. Platanen flogen an ihr vorüber, verschwammen vor ihren Augen, weil ihr Blick ihnen nicht folgte.
»Ich bin sicher, ich würde ständig hin und her fliegen«, redete sie schwach um das herum, was sich wie ein Messer in ihrem Herzen anfühlte.
Sylvains Hände umfassten das Steuer plötzlich fester. Er schaute zur Seite.
»Und außerdem musst du auch hierherkommen, nicht wahr? Ich muss dir zeigen, mit welchem Trick man in diese französischen Chocolaterien einbricht. Wenn ich in Europa bleiben würde, was … Ich spreche im Augenblick nur über Möglichkeiten.«
Sylvain warf ihr einen weiteren scharfen Blick zu.
»Europa ist voll von Snobs«, sagte ihr Großvater mit Bestimmtheit. Allerdings, aber sie mochte diese Snobs. Sie blickte forschend auf diese starke, klare Linie von Sylvains Wangenknochen, seinen schmalen, sinnlichen Mund, seine Augenbrauen, die so ausdrucksstark sein konnten. Wie in einer Collage schien sie um ihn herum die Gesichter aller anderen Chocolatiers zu sehen, denen sie begegnet war, dazu die der Bäcker und fromagers . Sie mochte deren Haltung, mochte deren Glauben an die persönliche Einzigartigkeit und deren Überzeugung, jeweils der Beste zu sein.
»Wen würdest du lieber Tag für Tag sehen?«, fragte Jack Corey in bettelndem Tonfall. »Einen Haufen Snobs oder deinen Großvater?«
Cade fühlte sich, als sei ihr Magen zwischen zwei Steinen eingeklemmt, die nun langsam aufeinandermahlten. »Grandpa, ich wollte nur …« Was wollte sie nur? Welchen Teil davon wollte sie mehr für sich selbst artikulieren als für ihren Großvater? »Ich halte nur nach Optionen Ausschau.«
Sylvains Gesichtsausdruck war jetzt hart und grimmig.
»Dann mach das einfach in ein paar Jahren, wenn ich nicht mehr bin«, sagte er unverblümt. »Warum hast du es so eilig?«
Oh. Die Mahlsteine ließen ihren Magen schmerzen. »Mars«, murmelte sie. »Der Marktanteil von Mars.« Und wenn Sylvain … wenn Sylvain was? Sie sah ihn nochmals an. Verdammt, sie war immer so zielorientiert, sie wusste nicht einmal, wie man eine beiläufige Affäre mit einem Mann hatte.
»Du weißt, Cadey, ich hab mir früher auch Gedanken über Mars gemacht. Wegen Mars habe ich deinen Vater zum verdammten Workaholic gemacht. Ich will dich nicht mit der Tatsache langweilen, dass ich jetzt alt genug bin, um schlauer zu sein als ihr alle zusammen – das weißt du ja bereits. Ich will immer noch gegen Mas gewinnen. Aber bei mir hat die Familie jederzeit Vorrang vor den Marktanteilen.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, entstand eine angespannte Stille, und Cade ließ ihr Handy in die Tasche zurückgleiten.
»Du denkst darüber nach, in Europa zu bleiben?«, fragte Sylvain schließlich. Seine Stimme war sehr neutral.
Hätte es ihn umgebracht, wenn er strahlende Hoffnung und Entzücken zum Ausdruck gebracht hätte? »Ich erwäge verschiedene Möglichkeiten.«
Seine Hände umfassten das Lenkrad. Sein Gesicht war angespannt. Sie presste ihre Stirn an das kalte Fenster und starrte hinaus auf die Platanen.
Um zum Château zu gelangen, wechselten sie von der Landstraße auf eine winzige Straße, die zwischen den Steinhäusern verlief; Sylvain nahm sie mit größter Selbstverständlichkeit, obwohl es aus ihrem Blickwinkel so aussah, als sei nur ein Spaltbreit Platz zwischen den Außenspiegeln und den Steinwänden. Das Sträßchen wand sich ein paar hundert Meter bis zu einem hohen grünen Tor, welches gerade breit genug war, dass sie hindurchpassten.
»Offenbar hatten die Vorbesitzer Angst, ein größeres Tor könnte es Dieben zu leicht machen, mit einem Laster hineinzufahren und sie auszurauben«, sagte Sylvain. Er parkte den Van auf dem weißen Kies am Rande des Innenhofs, und sie kletterten hinaus.
Cade betrachtete die schöne weiße Fassade, die im Großen und Ganzen aber gut erhalten war, nur hier und da blätterte ein wenig Farbe ab. Vor Dutzenden großer Fenster hinter
Weitere Kostenlose Bücher