Ein sueßes Stueck vom Glueck
lesbar war, ohne dass die Kamera jedoch von der Straße aus auffiel.
Ihr Telefon klingelte. »Na, wie läuft’s?«, fragte ihr Vater. »Oh … großartig!« Cade versteckte ihre Spionagekamera hinter dem Rücken, als könnte er sie durch das Telefon sehen.
»Wirklich? Hast du schon einen geeigneten Partner für deine Produktlinie gefunden?«
»Ich habe – verschiedene Optionen geprüft«, sagte Cade. »Ich bin noch zu keiner endgültigen Entscheidung gelangt. Ich will schließlich, dass es perfekt wird.«
»Ja-a. Aber mach keine allzu großen Versprechungen, Liebes; du weißt, wir müssen sie erst noch in kleiner Stückzahl am Markt testen. Wir stehen jetzt so lange für eine Allerweltsschokolade, da bin ich nicht sicher, wie der Vorstoß in die Welt der Pariser Gourmets ankommen wird.«
»Hat der Durchschnittsbürger nicht auch ein Anrecht auf ein Gourmet-Angebot?«, beharrte sie stur.
»Kann schon sein. Ich sage ja nicht, dass es nicht klappen wird. Aber ich frage mich allmählich, ob wir unsere liquiden Mittel nicht vielleicht für andere Dinge brauchen.«
Cades Mut sank. Sie drückte ihre Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und starrte finster auf die Straße, wo die Leute sich standhaft weigerten, den Türöffnercode an Sylvains Tür einzugeben, sodass sie ihn hätte filmen können.
Jahrelang hatte sie auf diese Chance hingearbeitet und auf die Gelegenheit gewartet, diese Produktlinie entwickeln zu können. Paris schien sich vor ihr auszubreiten und doch unerreichbar, so als sei dieses Fenster hier aus Panzerglas. »Hast du es dir anders überlegt?«
Merde , was spielte das schon für eine Rolle, wenn es ihr nicht mal gelang, auch nur einen Chocolatier dazu zu bringen, ihr zuzuhören?
»Es ist so, Liebes, wir haben doch schon darüber gesprochen: Wenn wir unsere Position in Europa wirklich ausbauen wollen, dann, indem wir eine Firma kaufen, Valrhona zum Beispiel oder irgendeine andere, und nicht, indem wir eine neue Produktlinie auflegen. Und wenn wir im Premiumbereich unseren Absatz auf dem amerikanischen Markt steigern wollen, dann brauchen wir dazu keinen Pariser Namen. Wir brauchen bloß ein gutes Marketing und meinetwegen ein paar schicke französische Wörter, aber solche, die die Leute kennen, wie chocolat . Das weißt du ganz genau.«
Keine dieser Lösungen hätte jedoch einen Grund geboten, die Corey-Fabrik zu verlassen. Und auch keinen Grund, sich ins Pariser Leben zu stürzen, es einzuatmen, mit allem Drum und Dran, mit seinem Regen, der Kälte und dem Kopfsteinpflaster, der Hundescheiße auf den Bürgersteigen und den unglaublich hochwertigen Auslagen in den Schaufenstern, das Pariser Leben mit seiner spannenden, reichen Kultur und dem warmen Luxus, den der Duft von frischem Brot in allen Straßen verströmte.
Und diese Vorschläge führten bestimmt auch nicht dazu, mitten in einem Laboratoire zu stehen, um Klänge und Düfte aus den entlegensten Winkeln der Welt in Schokolade zu gießen. Sie mit eigenen Händen herzustellen. Oder besser noch: Sylvain Marquis dabei zuzusehen und zu kosten, was seine Hände hervorgebracht hatten.
»Dad, du warst doch damit einverstanden, oder?« Sie starrte weiter aus dem Fenster und kam sich dabei vor wie ein Habicht, der vor Hunger nicht zu blinzeln wagte, damit ihm die Beute auch ja nicht entkam.
»Du hast seit Jahren davon geschwärmt, Liebes.«
Und was hieß das jetzt? Wenn er der Ansicht war, dass sich dieses Geschäft nicht lohnte, welche Rolle spielte es da, was sie wollte?
»Wo wir gerade von Durchschnittsbürgern reden – findest du es normal, dass du heute fünfzehntausend Dollar für Kleider ausgegeben hast? Deine Assistentin sagte, die Kreditkartenfirma habe zur Sicherheit nachgefragt.«
Was fiel ihrer Assistentin ein, mit ihrem Vater über ihre persönlichen Ausgaben zu sprechen?
Fünfzehntausend Dollar? Maggie Saunders hatte es ernst gemeint mit Christian Dior.
»Hat sie sie angewiesen, sämtliche Kreditkartenbelastungen zu stornieren?«
»Nein, sie hat bestätigt, dass du in Paris bist.«
Verdammt.
»Aber ich dachte, ich frage mal nach. Denn du bist schließlich zum Arbeiten dort und nicht, um shoppen zu gehen.«
»Ich habe mir eine kleine Pause gegönnt«, log sie. Besser Shopping, als dabei erwischt zu werden, sich mit Lügen und Bestechung in Workshops zu schummeln. Wenn ihr Vater wüsste, wie schlecht die Chancen für die Gourmetlinie gerade standen, hätte er das Ganze sofort abgeblasen. »Ich bin in Paris, Dad, ich
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