Ein sueßes Stueck vom Glueck
romantischen Traum von einer Stadt, diesmal in ihrem Zimmer, zu verschüchtert, um noch einmal ein Restaurant zu betreten oder mitternachts unter dem Eiffelturm spazieren zu gehen.
Da stand sie, zu ängstlich, um in die Pariser Nacht hinauszutreten und sich das zu holen, was sie wollte.
Sie umfasste sich selbst mit den Armen und starrte auf die Straße hinab, enttäuscht darüber, dass sie hier alleine saß und an diesem Abend in Paris nichts unternahm, in diesem Paris, das –
Sie stand auf und ging zum Fahrstuhl.
Der Nachschlüssel, den sie hatte machen lassen, passte in das Schloss der Tür zu Sylvains Laboratoire. Sie brauchte vier Versuche für den Code, den sie sich aus dem zusammengereimt hatte, was sie durch die Kamera und das Fernglas gesehen hatte, aber der vierte Versuch brachte den ersehnten Erfolg.
Einen langen Augenblick zögerte sie, während die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet war, und fragte sich, ob sie wirklich so verrückt war, das hier zu tun. Sie spürte, wie das Adrenalin durch ihren Körper schoss. Ihr Brustkorb war wie eingeschnürt.
Die Dunkelheit im Laboratoire schien sie mit all ihren Verheißungen zu locken. Als sie in kurzen, scharfen Zügen einatmete, konnte sie den Duft der Schokolade riechen, der durch den Türspalt drang.
Sie ging hinein und zog die Tür hinter sich zu. Im Inneren des Laboratoire herrschte Stille. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie ihre Hände gegen den Bauch pressen und sich dazu zwingen musste, lang und tief zu atmen. Es wäre wirklich keine gute Idee, jetzt in Ohnmacht zu fallen, sich den Kopf an einem marmornen Tresen anzuschlagen und am nächsten Morgen entdeckt zu werden. Erstens wäre es ein denkbar schlechter Zeitpunkt, sich zu Tode zu stürzen, und zweitens war der Gedanke an den Skandal unerträglich.
Schokolade durchflutete ihren Körper mit jedem Atemzug – die Wirkung hätte nicht stärker sein können, wenn sie Drogen genommen hätte. Dieser Droge war sie schon im Mutterleib verfallen – Theobromin. Natürliches Antidepressivum.
Gut, ihr Vater hatte erzählt, dass ihre Mutter einen Großteil ihrer Schwangerschaft mit Cade im Strandhaus der Familie hatte zubringen müssen, weil der bittersüße Duft des Kakaos, der bei Corey in der Luft hing, ihr Übelkeit bereitete. Eigenartig, wenn man bedachte, wie sehr Cade Schokolade liebte, und zwar vom ersten Atemzug an. Die ersten drei Wörter, die sie zu schreiben lernte, waren Cade, Corey und Schokolade. Ihr Dad hatte die Blätter mit ihnen gerahmt und in seinem Büro aufgehängt.
Sie fragte sich, wie lange sie ihren Vater wohl nicht sehen würde, wenn sie jetzt wegen Einbruchs ins Gefängnis käme.
Sie presste die Hände fest auf den Bauch und erinnerte Sylvain Marquis daran, dass das alles bloß seine Schuld war. Natürlich nur im Geiste. Seine Anwesenheit käme im Augenblick doch ungelegen. Französische Gefängnisse. In einem französischen Gefängnis wollte sie wirklich nicht enden.
Mehr noch: Sylvain Marquis’ tatsächliche Anwesenheit brachte sie zu leicht aus dem Konzept. Sobald sie in seine Nähe kam, vergaß sie so ziemlich alles um sich herum, und das führte dazu, dass sie völlig idiotisches Zeug redete. Und rot wurde. Und gedemütigt wurde. Sie war es leid, auf eine planlose amerikanische Barbarin reduziert zu werden, die sich nach einem Krumen französischer Kultur verzehrte.
Nein, in ihrem Kopf war er weit besser zu handhaben. Und konnte sie auch weniger leicht ins Gefängnis bringen.
Doch als wollte er ihren Versuch, die Kontrolle über ihn zu gewinnen, Lügen strafen, grinste sein schöner und sexy geschwungener Mund sie selbst in ihrem Kopf spöttisch an. Es war kein dramatisches Grinsen, über das sie sich durch karikierende Übertreibung hätte lustig machen können.
Nein, allein mit diesem raschen Blick von Kopf bis Fuß, diesem kaum wahrnehmbaren Zusammenkneifen seiner schokoladenfarbenen Augen und dem Zug um seine Mundwinkel tat er ihre gesamte Existenz als wertlos ab.
Die Art, wie er sie aus dem Workshop geschmissen hatte, zum Beispiel. Als ob dieses Sich-an-ihr-Reiben und Schokolade-an-ihre-Lippen-halten bedeutungslos gewesen waren. Das war es, was sie an diesem Grinsen so wütend machte, dass es so subtil war. So ungerührt. Sie provozierte ihn nicht einmal zu leidenschaftlicher Verachtung.
Nach vollendeter Zurückweisung steckte er sich eine seiner seidigen, kinnlangen Locken hinters Ohr, konzentrierte sich wieder auf die sinnliche und fügsame Schokolade
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