Ein sueßes Versprechen
der beeinträchtigte Hassan da war, um sie zu schützen. Außerdem …
Er sah wieder zu Esme, dann nahm er behutsam ihren Arm.
»Kehren wir zum Kai zurück.«
Als sie schließlich bei der Loreley Regina eintrafen, hatte Rafe einen Plan, wie er am besten vorgehen sollte.
Obwohl momentan zutiefst erschüttert, besaß Esme, davon war er insgeheim überzeugt, ein Rückgrat aus Stahl. Sie benötigte ein paar Minuten, um ihre Fassung zurückzugewinnen. Er ließ sie in einem Lehnstuhl im Salon auf dem Schiff zurück, umsorgt von Loretta, die ihr die Hände rieb, während Gibson Tee kochte. Rafe machte sich auf die Suche nach Julius. Rose war mit Hassan gegangen, um ihm in die Koje zu helfen. Rafe wusste zwar, was zu tun war, damit es seinem Freund besser ging, aber er vermutete, Hassan zog es vor, wenn Rose ihn behandelte.
Nachdem er Julius gefunden hatte, verbrachte Rafe einige Minuten damit, alles über die Polizei vor Ort in Erfahrung zu bringen, und erfuhr dabei, dass er ein unerwartetes Ass im Ärmel hatte. Julius’ Onkel war der Hauptmann der Gendarmerie in Mainz.
Julius und die Mannschaft waren entsetzt, als sie von dem Angriff hörten.
»Und diejenigen von uns, die hier nicht zwingend benötigt werden, werden Sie begleiten.«
Rafe nahm das Angebot gerne an. In den Städten entlang des Flusses wurden die Kapitäne und Besatzungen der Flussschiffe im Großen und Ganzen als einheimisch angesehen.
»Ich muss erst mit Ihrer Ladyschaft sprechen. Dann hole ich Sie, wenn ich so viel wie möglich in Erfahrung gebracht habe.«
Er kehrte in den Salon zurück und fand Esme größtenteils erholt vor.
Sie hatte die Hände um eine große Tasse Tee gelegt und schaute ihn darüber hinweg an, war aber ratlos.
»Sie waren hinter mir her. Warum?«
Er zog sich einen Stuhl mit hoher Lehne heran und stellte ihn vor sie, dann setzte er sich.
»Das müssen wir jetzt herausfinden.« Er blickte Loretta an, die neben ihm saß, dann sah er Esme in die Augen. »Wer könnte Ihnen etwas anhaben wollen?«
Esme verzog das Gesicht.
»Ich habe keine Ahnung.«
Loretta beugte sich vor. »Hatte Richard irgendwelche Feinde? Leute, die nicht wissen, dass er gestorben ist.«
Esme nippte von ihrem Tee, dann schüttelte sie den Kopf.
»Nicht dass ich es wüsste, und Richard hat eigentlich immer alles mit mir besprochen.« Nach einem Moment fügte sie hinzu. »Ich bin ganz sicher, dass er, als er starb, mit niemandem Streit hatte.«
Sie hob den Kopf und schaute Rafe an.
»Aber wer auch immer hinter dem Angriff heute steckte … denken Sie, dieser Jemand könnte auch hinter all den anderen Überfällen stecken? Sogar der in Buda, erinnern Sie sich? Bis heute sind wir immer davon ausgegangen, dass die alle auf Sie zielten, lieber Junge, aber was, wenn es die ganze Zeit um mich ging?«
Entsetzt schaute Loretta Rafe an, sah, dass er sich dasselbe fragte wie sie.
»Die ganze Zeit?«
Er schnitt eine Grimasse.
»Es waren nie irgendwelche Sektenanhänger an den Zwischenfällen beteiligt – wir haben nur angenommen, dass sie dahintersteckten, weil wir keinen Grund hatten, anzunehmen, irgendjemand anders könnte in Wahrheit Ihnen etwas antun wollen. Aber nun …« Er nickte zu Esme. »Es ist gut möglich, dass die Überfälle auf jemand anders zurückgehen.«
»Aber wen?« Loretta schaute von ihm zu Esme. »Wer sollte dir etwas anhaben wollen?«
Esme hob die Schultern in einer hilflosen Geste.
Loretta blickte Rafe an.
»Lösegeld? Könnten sie darauf aus sein?«
Er starrte sie einen Moment an.
»Wenn es sich um Einheimische handelt, die Fremden auflauern, um Lösegeld zu erpressen …« Er schüttelte den Kopf. »Wenn dem so wäre, dann würden sie in einer bestimmten Stadt arbeiten, und nicht Esme, einer einzelnen Reisenden, die ganze weite Strecke die Donau hinauf und dann wieder den Rhein abwärts folgen. Sie sind uns durch halb Europa gefolgt. Der Preuße, den du geschlagen hast,« er deutete mit dem Kinn auf sie, »er war auch in Mannheim und hat uns vor der Kirche beobachtet.«
»Ist er uns von Buda hierher gefolgt?« Esme runzelte die Stirn. »Aber woher kann irgendjemand wissen, dass ich hier sein würde?«
Loretta gefror das Blut in den Adern.
»Ich glaube, sie folgen uns seit Triest.«
Rafe und Esme starrten sie an.
»Was bringt dich zu dieser Annahme?«, wollte Rafe wissen.
Loretta schaute Esme an.
»An dem Tag, bevor wir Triest verlassen haben, bin ich Philippe zufällig auf dem Marktplatz begegnet.« An Rafe gewandt,
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