Ein sueßes Versprechen
krampften.
»Wenn Sie damit nach mir werfen, werde ich dafür sorgen, dass Ihre Augen zueinanderpassen.«
Sie waren beide Kavallerieoffiziere gewesen. Sie hatten etwa die gleiche Größe und den gleichen Körperbau. Es wäre ein fairer Kampf – nur, dass der Preuße blutige Wunden hatte und Prellungen, während Rafe keine Blessuren davongetragen hatte.
Ein Moment voller Spannung verging, dann ließ der Preuße die Schultern sinken und lehnte sich gegen die schmutzige Wand in seinem Rücken.
»Ich wurde angeheuert.«
»Das dachte ich mir schon. Wer ist es?«
»Denken Sie, ich kenne seinen Namen?«
Rafe dachte darüber nach und betrachtete den Mann vor sich. Er hatte ein gut geschnittenes Gesicht, wenn es auch eher harsch wirkte. Um in die preußische Kavallerie zu kommen war immer schon mehr nötig gewesen, als seinen Namen zu nennen.
»Ja. Sie sind zu klug, um für jemanden zu arbeiten, den Sie nicht kennen. Was, wenn derjenige beschließt, Sie nicht zu bezahlen?«
Um die Lippen des Preußen zuckte es.
»Stimmt.«
»Also, wer hat Sie angeheuert?«
Der Preuße seufzte.
»Ein Engländer. Sir Charles Manning. Ich habe ihn vor Jahren in Wien getroffen, auf dem Kongress. Er wusste … wenn der Krieg erst einmal vorüber ist, würde ich … eine Anstellung brauchen. Und vor Kurzem hat er mich kontaktiert.«
»Er hat Ihnen gesagt, Lady Congreve sei in Triest?«
Der Preuße nickte.
»Und er hat Sie beauftragt … was genau zu tun?«
»Sie loszuwerden. Es war ihm egal, was mit ihr passiert, solange sie nicht nach England zurückkehrte – solange man nie wieder von ihr hörte.«
Rafe hielt den Blick des anderen. Er war versucht zu fragen, ob er auch andere Leuten verschwinden ließ … aber was er in den grauen Augen seines Gegenübers las, ließ ihn vermuten, dass die Antwort eine war, die er nicht hören wollte. Wie es sich verhielt …
Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Mit einer Hand deutete er auf den Mann hinter sich, der dicht genug hinter ihm wartete, um jedes Wort gehört zu haben.
»Erlauben Sie mir, Ihnen den Hauptmann der Gendarmerie vorzustellen.«
Ein weiterer Vorteil davon, dass Julius’ Onkel der Befehlshaber der städtischen Gendarmerie war, bestand darin, dass er begriff, was bei einer Flussschifffahrt wichtig war. Sie hatten genug Zeit in Mainz verloren. Julius wollte so rasch wie möglich ablegen.
Er ließ Rafe bei seinem Onkel und kehrte zum Schiff zurück.
Der Onkel, der dankbar für die Gefangenen des Abends war, holte einen Richter, vor dem Rafe seine Aussage machte. Als Rafe fertig war und mit einer Abschrift, die vom Richter beglaubigt worden war, in der Tasche zum Schiff zurückkehrte, war die Loreley Regina zum Auslaufen bereit. Julius gab die Anweisung, abzulegen, sobald Rafe an Bord war.
Der blieb an der Reling stehen und schaute zu, wie das Schiff den Anleger verließ und von der Strömung auf den Fluss hinausgetragen wurde. Dann füllten sich die Segel, und die Loreley Regina gewann an Fahrt.
Er schloss seine Augen einen Moment lang, atmete die klare Luft ein und genoss den herben Duft. Dann drehte er sich um und ging zum Salon unter Deck.
Esme saß immer noch dort, wo sie gesessen hatte, als er gegangen war, und starrte auf das Ufer, das vor dem Fenster vorbeizog. Die Teetasse, die sie zuvor in der Hand gehalten hatte, war durch ein Glas Brandy ersetzt worden, aus dem Esme immer wieder kleine Schlucke nahm.
Loretta war ebenfalls dort; sie stand vor einem anderen Fenster und drehte sich um, als er eintrat, und schaute ihn fragend an.
Er nickte ihr leicht zu, dann wandte er sich an Esme. Er ging zu ihrem Stuhl und nahm wieder dort Platz, wo er zuvor auch gesessen hatte. Als sie ihn ansah und fragend eine Braue hochzog, sagte er:
»Ich glaube, Sie kennen einen Gentleman namens Sir Charles Manning.«
Sie verzog das Gesicht.
»Also ist er es. Er ist der Einzige, von dem ich mir vorstellen konnte … der hinterhältig genug für solch eine Schandtat ist.«
»Der Preuße hat erklärt, Manning habe ihn beauftragt, Sie aus dem Weg zu räumen – insbesondere hat er den Preußen angewiesen, dafür zu sorgen, dass Sie keinesfalls nach England zurückkehren und dass nie wieder etwas von Ihnen gehört würde.«
»Wie furchtbar!« Loretta sank auf den Lehnstuhl neben Esme und schaute ihr ins Gesicht. »Warum sollte er das tun?«
Esmes Blick wurde hart wie Stein.
»Geld, was sonst?« Sie nippte einen Schluck Brandy, dann erklärte sie: »Ich stehe ihm dabei im
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