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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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drei
Worte, die man kurz vor dem Einschlafen murmelt. Liebe muss sich
täglich beweisen, sie muss sich in allem, was wir tun, widerspiegeln,
voller Zärtlichkeit, jeden Tag.
Während ich nun unser Hochzeitsfoto betrachtete, konnte ich nur
einen Gedanken denken: Es ist zu Ende. Dreißig Jahre voller Fahrlässigkeit hatten dafür gesorgt, dass meine Liebe wie eine Lüge aussah, und jetzt musste ich die Rechnung bezahlen. Wir waren nur
noch auf dem Papier ein Ehepaar. Seit einem halben Jahr hatten wir
nicht mehr miteinander geschlafen, und wenn wir uns küssten oder
umarmten, was selten genug vorkam, waren es nur mechanische,
oberflächliche Gesten, die uns beiden nichts bedeuteten. Ich war kurz
davor, innerlich abzusterben - und dabei sehnte ich mich doch so
sehr nach all dem, was wir einmal besessen hatten und was irgendwo
unterwegs verloren gegangen war. Dass ich es so weit hatte kommen
lassen, konnte ich mir nicht verzeihen.
K
APITEL 5
    Trotz der Hitze verbrachte ich den frühen Nachmittag damit, Unkraut zu jäten. Anschließend duschte ich, bevor ich mich auf den
Weg zum Einkaufen machte: Es war Samstag, das heißt, ich war mit
Kochen dran. Ich hatte mir vorgenommen, ein ganz neues Rezept
auszuprobieren. Dafür brauchte ich als Beilage Farfalle, diese Nudeln, die aussehen wie Schleifchen, und verschiedene Gemüsesorten.
Im Grunde hätte das Hauptgericht für uns beide sicher ausgereicht,
doch in letzter Minute beschloss ich, noch eine Vorspeise und einen
Cesar’s Salad mit Croûtons zu machen.
    Um fünf Uhr legte ich in der Küche los, um halb sechs war die
Vorspeise bereits so gut wie fertig. Ich hatte Champignons mit Hackfleisch und Frischkäse gefüllt. Sie befanden sich im Backofen, zusammen mit dem Baguette, das ich beim Bäcker gekauft hatte. Der
Tisch war gedeckt, und ich wollte gerade eine Flasche Merlot aufmachen, da hörte ich Jane zur Tür hereinkommen.
    »Hallo?«, rief sie.
»Ich bin im Esszimmer!«, antwortete ich.
Als ich sie vor mir sah, registrierte ich wieder einmal fast betroffen,
    wie fantastisch meine Frau aussieht. Ich selbst habe schon etwas
schütteres Haar mit grauen Strähnen, während ihres immer noch so
dunkel und so dicht ist wie an dem Tag, als ich sie geheiratet habe.
Um den Hals trug sie heute den kleinen Diamantanhänger, den ich
ihr in unseren ersten Ehejahren gekauft hatte. Ich mag zwar oft zerstreut und gedankenabwesend sein, aber den Blick für Janes Schönheit habe ich nie verloren.
    »Olala!«, sagte sie und schnupperte. »Hier riecht es aber gut! Was
gibt’s denn heute Abend?«
»Kalbfleisch Marsala«, verkündete ich, goss ein Glas Wein ein und
reichte es ihr. Die nervöse Spannung des Abends zuvor war von ihr
gewichen - sie wirkte so fröhlich und energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Daraus schloss ich, dass ihre Unternehmungen mit
Anna erfolgreich verlaufen waren. Mir fiel ein Stein vom Herzen,
den ich vorher gar nicht bewusst gespürt hatte.
»Du wirst nicht glauben, was heute alles passiert ist!«, begann sie.
»Einfach sagenhaft!«
Sie nippte an ihrem Wein und hielt sich dabei an meinem Arm fest,
weil sie gleichzeitig erst den einen, dann den zweiten Schuh abstreifte. Ich spürte die Wärme ihrer Berührung noch, als sie ihre Hand
längst wieder weggenommen hatte.
»Schieß los! Ich bin gespannt.«
»Komm mit«, sagte sie, lebhaft mit ihrer freien Hand gestikulierend. »Wir gehen in die Küche, und ich erzähl dir alles, während du
weiter kochst. Ich falle fast um vor Hunger! Wir sind so viel herumgerannt, dass wir völlig vergessen haben, zwischendurch etwas zu
essen. Als wir endlich merkten, dass Mittagessenszeit ist, waren die
meisten Restaurants schon wieder geschlossen, und wir mussten
noch in ein paar Geschäfte, ehe Anna dann zurückgefahren ist. Vielen Dank, dass du kochst! Ich habe gar nicht daran gedacht, dass du
heute dran bist, und hatte mir schon überlegt, wie ich dich überreden
könnte, etwas zu bestellen.«
Die Worte kamen wie ein Wasserfall aus ihrem Mund. Ich folgte
ihr durch die Schwingtür in die Küche und bewunderte wieder einmal ihre harmonischen Bewegungen, ihren dezenten Hüftschwung.
»Also, ich glaube, Anna kommt langsam auch auf den Geschmack.
Heute war sie schon viel kooperativer als gestern Abend.«
Mit funkelnden Augen blickte Jane über die Schulter zurück. »Aber
- wart’s nur ab. Du wirst staunen!«
Sämtliche Arbeitsflächen in der Küche waren belegt, weil ich noch
dabei gewesen war,

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