Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
liebenswerten, verantwortungsbewussten Menschen herangewachsen sind.
Ich räusperte mich leise, um Jane aus ihren Gedanken zu holen.
»Ich war bei Noah«, begann ich.
Sofort war Jane ganz Ohr. »Und? Wie geht es ihm?«
»Ganz gut, glaube ich. Er sah zwar müde aus, war aber bester Dinge.«
»Saß er wieder am Teich?«
»Ja.« Da ich ihre nächste Frage vorausahnte, fügte ich hinzu: »Der
Schwan war auch da.«
Sie presste besorgt die Lippen aufeinander. Ich wollte ihr nicht die
Laune verderben, deshalb wechselte ich schnell das Thema.
»Ich habe ihm von der Hochzeit erzählt.«
»Hat er sich gefreut?«
»Ja, sehr! Er hat gleich verkündet, dass er unbedingt mitfeiern
möchte.«
Jane presste die Handflächen zusammen. »Ich gehe morgen mit
Anna zu ihm. Sie hatte die ganze Woche keine Zeit, ihn zu besuchen,
und sie möchte ihm gern alles persönlich erzählen.« Sie lächelte zufrieden. »Ich finde es wirklich sehr nett, dass du heute bei ihm warst.
Er genießt es immer ganz besonders, wenn du kommst.«
»Ich genieße diese Besuche auch.«
»Ich weiß. Aber es ist trotzdem nett von dir.«
Das Fleisch war gar, und ich gab die restlichen Zutaten in die Pfanne: goldgelben Marsala, Zitronensaft, Pilze, Fleischbrühe, gehackte
Schalotten, klein geschnittene grüne Zwiebeln. Dann noch einen
Klecks Butter, um den Geschmack zu verfeinern - und als kleine Belohnung für die zwanzig Pfund, die ich im vergangenen Jahr abgenommen hatte.
»Hast du schon mit Joseph und Leslie gesprochen?«, erkundigte ich
mich.
»Nein, dazu bin ich noch gar nicht gekommen.«
Einen Moment lang schaute Jane gebannt zu, wie ich die Zutaten in
der Pfanne vermischte. Dann holte sie einen Löffel aus der Schublade und kostete die Sauce. »Mmmm - sehr lecker!«, murmelte sie anerkennend.
»Du klingst erstaunt?«
»Bin ich aber nicht. In letzter Zeit hast du dich zu einem VierSterne-Koch entwickelt. Jedenfalls gemessen an deinen Anfängen.«
»Wie bitte? Schmeckt dir etwa nicht immer, was ich koche?«
Sie legte den Finger ans Kinn, als müsse sie überlegen. »Tja -
meinst du vielleicht verkohlte Kartoffeln und klumpige Sauce? Sehr
extravagant, würde ich sagen.«
Ich grinste. Sie hatte Recht. Meine ersten Experimente waren nicht
unbedingt überzeugend gewesen.
Sie probierte noch einmal, dann legte sie den Löffel auf die Anrichte.
»Wilson? Da ist noch etwas - wegen der Hochzeit…«
Ich schaute sie fragend an.
»Dir ist doch sicher klar, dass es zum Beispiel ziemlich teuer wird,
in letzter Minute für David ein Flugticket zu buchen, nicht wahr?«
»Ja, natürlich«, sagte ich.
»Und der Fotograf ist auch nicht gerade billig, obwohl wir eigentlich nur Lückenbüßer sind.«
Ich nickte. »Versteht sich.«
»Und die Torte ist ebenfalls recht kostspielig. Also - jedenfalls für
eine Torte.«
»Kein Problem. Sie muss ja auch für ein paar Leute reichen,
stimmt’s?«
Jane musterte mich neugierig. Meine Antworten verwunderten sie
offensichtlich. »Tja dann - ich wollte dich nur warnen, damit du dich
nicht nachträglich ärgerst.«
»Wieso sollte ich mich ärgern?«
»Ach, du weißt schon. Manchmal regst du dich auf, wenn etwas
teuer ist.«
»Ehrlich?«
Jane legte den Kopf schief. »Tu nicht so. Du weißt doch noch genau, wie es war, als ich das Haus renoviert habe! Obwohl du nie etwas gesagt hast. Oder als die Heizungspumpe dauernd kaputt gegangen ist. Du putzt sogar deine Schuhe selbst!«
Ich hob resignierend die Hände. Dabei hatte ich mir doch solche
Mühe gegeben, mir nichts anmerken zu lassen! »Okay, okay, du hast
gewonnen«, sagte ich. »Aber keine Sorge - das hier ist etwas anderes.« Ich schaute ihr fest in die Augen. Ich wusste, dass sie mir aufmerksam zuhörte. »Selbst wenn wir unseren letzten Cent dafür ausgeben - das ist mir die Sache wert.«
Jane verschluckte sich beinahe an ihrem Wein und musterte mich
von Kopf bis Fuß. Dann kam sie plötzlich näher und bohrte ihren
Finger in meinen Oberarm.
»Was tust du?«, fragte ich verdutzt.
»Ich wollte nur testen, ob du noch mein Mann bist oder ob du vielleicht durch einen Körperfresser ersetzt worden bist.«
»Durch einen Körperfresser?«
»Ach, du weißt doch, dieser Horrorfilm - Invasion der Körperfresser. Wir haben ihn damals zusammen gesehen.«
»Klar, jetzt fällt’s mir wieder ein. Aber ich bin tatsächlich derselbe
wie immer.«
»Gott sei Dank!« Sie tat so, als wäre sie ehrlich erleichtert. Dann
zwinkerte sie mir zu. Ich war sprachlos. »Aber warnen wollte

Weitere Kostenlose Bücher