Ein Tag, zwei Leben (German Edition)
bitte. Ich hatte es zugegeben.
Und … es stimmte.
Das Einzige, was mich in meiner Roxbury-Welt jetzt noch hielt, war Maddie. Meine Eltern verleugneten mich mehr oder weniger. Wahrscheinlich wären sie sogar erleichtert. Aber Maddie …
Sollte ich versuchen, sie zu treffen? Es ihr irgendwie zu erklären versuchen? Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Das konnte ich nicht tun. Nichts von dem, was ich sagen könnte, würde es für sie okay machen. Dort nutzte ich ihr sowieso nichts, weggeschlossen in einer psychiatrischen Klinik. Am Ende würde sie es doch herausfinden. Dann würde sie mich hassen. Aber ich konnte sie nicht einfach so aufgeben.
Ich schlug meine Augen auf, in denen Tränen standen, ein neuer Gedanke beschäftigte mich.
Ethan könnte es ihr sagen.
Er war der Einzige, der meine Welten von meinem Standpunkt aus kannte. Wenn ich nicht mehr da war, könnte er sie eines Tages, wenn sie älter wäre, besuchen und ihr die Wahrheit sagen, damit sie wusste, dass ich nicht tot war. Sondern das Gegenteil.
Aber um das zu tun … Es brachte mich wieder zurück an den Ausgangspunkt. Zuerst musste ich dafür sorgen, dass Ethan mir glaubte.
Panisch tastete ich nach dem Schalter der Lampe und einem Notizbuch, um Ethans Fragen aufzuschreiben, solange ich mich noch an sie erinnerte.
Der Gedanke, Resultate bringen zu müssen, damit Ethan mir wirklich glaubte, war Furcht einflößend. Aber es ging jetzt um Maddie, und nicht darum, dass er es verstand. Ich musste es tun, auch wenn ich zornig auf ihn war.
Als ich aufwachte, war ich so zornig auf Ethan, dass ich wild entschlossen war, meine Wellesley-Welt genau so zu gestalten, wie ich sie haben wollte. Beim Frühstück bat ich Mom darum, mich nach der Schule zu treffen, damit wir meinen Audi aus der Werkstatt holen konnten. Ich musste mobil sein, und zwar unabhängig von anderen. Mom hatte bereits eine Wellness-Behandlung gebucht, aber noch bevor ich sie aufhalten konnte, hatte sie auch schon Lucas am Telefon. Ich hörte sogar, wie er ins Telefon stöhnte. Mom überhörte das jedoch, und als sie aufgelegt hatte, versicherte sie mir begeistert, dass Lucas mich zur Werkstatt fahren würde.
Kurz darauf holte mich Miriam ab.
» Süßes Kleid, passt zu den Ringen unter deinen Augen«, sagte sie, während sie auf mein pflaumenblaues A-Linie-Kleid zeigte.
Ich zuckte mit den Achseln und klappte die Sonnenblende herunter, um etwas Concealer aufzutragen. » Sehe ich so schlimm aus?«
» Keine Panik. Du siehst gut aus, so hübsch wie immer, und Dex hat momentan sowieso nur Augen für deine fabelhaften Haare. Was ist los? Hast du die ganze Nacht durchgefeiert? Wird Dex auch so einen müden Eindruck machen, wenn wir ihn sehen?« Neckisch zog sie die Augenbrauen nach oben.
» Nein, ich habe nur nicht viel Schlaf bekommen«, antwortete ich in der Hoffnung, dass das Thema damit beendet wäre.
» Ja, klar«, stichelte sie.
Das Problem war, dass Miriam recht hatte – ich sah tatsächlich erschöpft aus.
Allmählich war ich in dieser Welt zermürbt, und das durfte ich nicht geschehen lassen. Während ich weiterhin mein Make-up aufbesserte, fragte ich mich, wie lange ich noch so weitermachen konnte.
Aber das musste ich. Zusammenzubrechen war keine Option. Ich musste die Person sein, die die Leute hier erwarteten.
Als Miriam vorschlug, beim Obstladen vorbeizufahren, um Nachschub für unsere Diät zu kaufen, entspannte ich mich und lächelte zustimmend. Das war es wert, wenn Miriam nur weiterhin glaubte, dass Äpfel der Schlüssel zu meinem jüngsten Gewichtsverlust waren. Ich bezahlte unsere Auswahl sogar, wobei ich die ganze Zeit den Blicken des Obstladen-Typs auswich. Bei all dem anderen, was gerade passierte, war der Obstladen-Typ mein kleinstes Problem.
Dex entdeckte uns, sobald wir auf den Parkplatz fuhren; er nahm mir die Tasche ab und legte seinen Arm um mich, als wir ins Schulgebäude gingen.
» Hübsches Kleid«, bemerkte er und musterte mich von oben bis unten. Ich klimperte mit den Wimpern. Mom hatte es gemacht wie gestern und mir heute Morgen ein neues Outfit hingelegt. Ich musste Dex zustimmen – das Jerseykleid in perfektem Pflaumenblau war wirklich atemberaubend und würde unter meinen Lieblingsklamotten einen der vordersten Plätze einnehmen.
» Ich kann immer noch nicht fassen, wie fantastisch du mit dieser Frisur aussiehst«, murmelte er mir ins Ohr, während er mich zu sich heranzog.
Ich lächelte und genoss die Aufmerksamkeit. Vielleicht fühlte
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