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Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Titel: Ein Tag, zwei Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Sabine.«
    Ich seufzte. » Betrachte es als Revanche für das Digoxin.«
    Er verdrehte die Augen. » Nicht gerade ein fairer Handel.«
    Ich zuckte mit den Achseln und wartete darauf, dass er mehr sagte.
    Schließlich drehte er sich zu mir um und machte eine hilflose Handbewegung. » Das ist eine ganze Menge zu …«
    » Hör mal, wenn das der Teil ist, in dem du mir sagen willst, dass du Zeit brauchst, um … darüber nachzudenken oder was auch immer, dann spar es dir. Die Rede hat mein Vater schon für mich gehalten. Und dann kamen die spitzen Nadeln.«
    Er legte den Kopf zur Seite. » Eigentlich dachte ich gerade, dass ich jetzt was zu trinken vertragen könnte.« Er schien nur mühsam ein Lachen zu unterdrücken und unwillkürlich lächelte ich zurück. » Ja, dafür wäre ich auch. Wir sollten in die nächste Bar gehen – du weißt schon, ordentlich abtanzen, wenn wir schon mal da sind.«
    Er sah mich seltsam an, als wäre ich ein abstraktes Gemälde und er würde gerade versuchen zu entscheiden, ob es ihm gefiel oder nicht. Schließlich ging er an mir vorbei zur Tür und sah mich mit einem Blick voll aberwitziger Unternehmungslust an.
    » Ethan?«
    » Zieh dich an. Ich bin in zwei Minuten wieder da.« Er verließ das Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Ich zögerte nicht und schlängelte mich aus meinem Krankenhauskittel. Wenn sich eine Möglichkeit bot, diesen Laden zu verlassen, dann war ich dabei. Ich glaubte zwar nicht, dass Ethan mit mir tanzen gehen würde, aber sich anzuziehen bedeutete immerhin, auch irgendwohin zu gehen – auch wenn es nur einmal um den Block war.
    Ich zog den besten Minirock aus meinem begrenzten Bestand und das kürzeste T-Shirt an – es bedeckte meine Verbände, ließ aber trotzdem ein wenig Haut an meinem Bauch aufblitzen –, doch dann zog ich doch ein anderes an und wies mich innerlich selbst zurecht. Oh, Gott, verknallte ich mich ernsthaft in diesen Typen? Ich meine, im Grunde war er mein Arzt und hatte nichts getan, was mich zu dem Gedanken veranlassen könnte, er würde mich über diese … Arzt-Patient-Beziehung hinaus mögen.
    Aber … eigentlich war er ja gar kein Arzt. Und es war ja nicht so, dass er mich aufgrund eines Befunds behandelte, an dem ich tatsächlich litt.
    Innerlich stöhnte ich auf. Was tat ich da eigentlich? Aus seiner Sicht hatte ich in der Nacht zuvor versucht, mich umzubringen.
    Ethan hielt sein Wort und kam ein paar Minuten später zurück; als er mich erblickte, ließ er die Hand auf der Türklinke liegen. Er hüstelte und blickte zu Boden. » Du könntest frieren.«
    Ich zuckte mit den Achseln und genoss die kleine Machtverlagerung. Wer A sagt, muss auch B sagen. » Das geht schon. Ich habe keine Jacke.«
    Sein Adamsapfel hüpfte.
    » Alles okay?«, fragte ich grinsend.
    Er nickte und trat ein, wobei er die Tür hinter sich zuzog.
    » Ich dachte, wir gehen aus?«
    Er lächelte. » Das tun wir auch. Das heißt, wenn du dich dem gewachsen fühlst?«
    Ich warf ihm ein breites Lächeln zu. » Ganz bestimmt.«
    Daraufhin klimperte er mit einem Schlüsselbund und ging zum Fenster; zuerst schloss er das Sicherheitsgitter auf, dann das Fenster, danach öffnete er es ganz.
    » Nach dir«, sagte er mit einer entsprechenden Handbewegung.
    Ich zog eine Augenbraue nach oben. » Musst du nicht arbeiten oder so?«
    » Jemand anderes übernimmt meine Aufgaben, während ich dich überwache. Niemand wird etwas merken.«
    » Soll das so ein Bonding-Ding sein? Du tust so, als würdest du mich rausschmuggeln, aber eigentlich verfolgen uns die ganze Zeit drei Ärzte und ein paar Sicherheitsleute?«
    Er deutete wieder auf das Fenster. » Das ist ein Zeichen dafür, dass ich dir vertraue .«
    Schnell kletterte ich aus dem Fenster, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte.
    Es fühlte sich seltsam an, nach Mitternacht durch die Straßen der Stadt zu gehen. Anders als die meisten Teenager schlief ich um diese Zeit normalerweise.
    Wir waren wohl zwanzig Minuten schweigend nebeneinander hergelaufen. Seltsamerweise war das ganz angenehm. Beruhigend. Aber Ethan hatte recht gehabt: Es war kalt. Als er mir seine Jacke anbot, lehnte ich das nicht ab, sosehr ich das auch wollte. Und als ich dann die Hände in die Taschen steckte und seinen Schlüsselbund ertastete, war ich sehr froh, dass ich es nicht abgelehnt hatte.
    Wir kamen an einem Mini-Markt vorbei, der rund um die Uhr geöffnet hatte, und an ein paar Cafés, die ebenfalls noch offen waren, doch Ethan

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